Er hat den Blick für Bayerns Schönheit
Seit 30 Jahren kämpft der Heimatpfleger Peter Fassl dafür, dass Kultur und Landschaftsbild unserer Region erhalten bleiben. Was treibt ihn an?
Pure Freude empfindet Peter Fassl, wenn er vom Kraterrand ins Ries schaut. Wenn er am Bodensee steht. Wenn er durch den Dom oder die Annakirche in Augsburg streift. Welcher Reichtum an Schönheit. Welch herrliches Landschaftsbild Bayerisch-Schwaben doch auszeichnet. Peter Fassl geht gerne spazieren. Nicht nur in der Region. Auch bevorzugt in Italien. In Frankreich. Dann findet er vielfältige Beziehungen, spannende Spuren, die Gegenden verbinden, die Geschichten erzählen. Und das fasziniert den 62-Jährigen. Privat. Und beruflich.
Peter Fassl ist seit 30 Jahren Heimatpfleger im Bezirk Schwaben. Der Idealberuf für den gebürtigen Augsburger. Denn der promovierte Historiker und Diplom-Theologe kann sich nichts Schöneres vorstellen, als Interesse für die reiche Kulturgeschichte unserer Region zu wecken, um die gewachsenen Strukturen und um Wissen zu erhalten. Mit klassischen Vorträgen, bei denen einer vorne spricht und die anderen schweigend zuhören, kann die Liebe zur Heimat seiner Meinung nach nicht wachsen. Vielmehr müsse man die Menschen dort abholen, wo sie stehen, auf ihre Bedürfnisse eingehen, vor allem aber neugierig sein und das Gespräch suchen.
Schließlich sei viel Wissen vorhanden. Auch das Interesse an Heimat nimmt enorm zu. „Das ist doch nachvollziehbar“, findet Fassl: „Je weiter unsere Welt wird, sei es durch die Digitalisierung oder durch den Beruf, desto mehr wächst das Bedürfnis nach vertrautem Raum, nach Freunden, nach einem geistigen Kosmos.“Doch auch wenn die Bedeutung von Heimat stärker wahrgenommen wird, heißt das nicht, dass die kulturellen Werte selbstverständlich erhalten werden. Immer wieder muss Fassl kämpfen, damit etwa Kirchen nicht abgerissen, besondere Ecken nicht bebaut werden, sprechende Ortsbilder nicht verschwinden. „Allein kann man da oft nichts ausrichten“, betont er. Wichtig sei es, Kooperationen zu bilden, andere zu überzeugen und mitzunehmen. „Aber ich muss mich auch selbst immer wieder überzeugen lassen.“Offenbleiben.
Peter Fassl fällt das nicht schwer. Er interessiert sich für so vieles. Er liest leidenschaftlich gerne. Nicht nur Historisches. Auch gerne Belletristik. Literatur, Kunst, Landschaft: Für ihn ist das alles nicht zu trennen. Und wenn der Vater von drei Kindern Technisches verstehen will, fragt er seine Frau Petra. Die ist stellvertretende Schulleiterin und hat Mathematik und Physik studiert. Seine Frau sei auch eine leidenschaftliche Gärtnerin, erzählt er. „Ich unterstütze sie dabei.“Zusammen leben sie im Landkreis Augsburg. Wer Fassl zuhört, erfährt, was allein dieser Landkreis alles an Schönem zu bieten hat. Er versteht es, von Schätzen zu sprechen, die nicht so einfach zu googeln sind. Darauf komme es heute an, sagt er. Und man müsse mit offenen Augen durch die Landschaft laufen – so wie er es gerne tut.