Im Priesterseminar wird gemordet
Georg Langenhorst hat seinen zweiten, wieder sehr spannenden Kirchenkrimi geschrieben
Schon wieder lässt Georg Langenhorst einen kirchlichen Würdenträger sterben. Nach dem Dekan der Theologischen Fakultät trifft es nun den Regens des Priesterseminars. Und wieder verrät der Krimi des Augsburger Professors für Religionspädagogik eine Menge über das Innenleben der katholischen Kirche, deren Angehörige edle Züge ebenso tragen wie niederträchtige. Vor Heuchelei, Erpressung und Hochmut sind auch heilige Männer nicht gefeit.
Ja, Langenhorst führt Kriminalhauptkommissar Bernd Kellert und seinen Assistenten Dominik Thiele wieder in die typisch katholische Männergesellschaft. Diesmal in ein Haus, in dem über zukünftige Karrieren als Kleriker entschieden wird. Da kann sich Frust über Abweisung aufbauen, Hass über erlittene Demütigung auflodern und der Drang nach Vergeltung sich nähren. Kurzum: In der fiktiven Bischofsstadt Friedensberg geht es ganz und gar nicht friedlich zu.
Regens Norbert Görtler konnte nicht ahnen, dass er mit dem schweren Herzens getätigten Anruf mit der forschen Aufforderung an den Angesprochenen, eine Sache noch am selben Abend zu klären, sein Todesurteil gesprochen hat. Kommissar Kellert tappt geraume Zeit im Dunkeln, ein zwingend Tatverdächtiger lässt sich nicht ermitteln. Die abgeklärte Schwester Luitgard, die Generationen im Priesterseminar von Friedensberg erlebt hat, trägt zwar viel bei zur Typologie und Seelenkunde derer, die Priester werden oder bereits sind. Außer einigen Fährten hat aber auch sie den entscheidenden Tipp nicht parat.
Es dauert 279 Seiten voller Spannung, ehe der Fall geklärt ist und Kommissar Kellert aufseufzt: „Ich will nun erst mal nichts mehr mit der Kirche zu tun haben“– rein beruflich jedenfalls. Denn privat führt ihn der Autor Langenhorst durchaus an die Kirche etwas näher heran, wenn auch etliche ihrer Eigenheiten Kellert doch recht befremdlich erscheinen. Humorvoll flicht Langenhorst als zweiten Strang das persönliche Ergehen des Kommissars und seines Assistenten ein und zeichnet farbig zwei Übergangssituationen, nämlich die allmähliche Wende ins dritte Lebensalter und das Heranreifen der Entscheidung eines Paars zur Ehe.
Daneben fehlt es nicht an aktuellen Problemen der Kirche mit Priestern, die sich sexuellen Missbrauch zuschulden kommen ließen, mit entlassenen Priestern, die den Zölibat nicht halten konnten, und mit Priestern, die ihr Fortkommen mit sehr irdischen, teils unmoralischen Mitteln vorantreiben wollen. Das Sympathische dieses Romans ist, dass Langenhorst über niemand den Stab bricht, aber doch sehr genau hinschaut und mitunter das Schweigen bricht.
Georg Langen horst: Toter Re gens Guter Re gens. Mord im Priesterseminar, Echter Verlag, 279 S., 14,90 Euro