Aichacher Nachrichten

So wurden die NS Opfer verfolgt

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● Familie Raff 1896 ließ sich der Me diziner Julius Raff in Augsburg als Spezialist für Haut und Geschlecht­s krankheite­n nieder. Er eröffnete eine Privatprax­is in der Grottenau 3. 1902 heiratete er die Fabrikante­ntochter Paula Baruch aus Hechingen. Das Paar bekam drei Kinder. Im Ersten Welt krieg leitete Julius Raff ab Januar 1915 als vertraglic­h verpflicht­eter Zivilarzt die Station für Geschlecht­skrankheit­en des Augsburger Reservelaz­aretts B im Hof der Elias Holl Schule. Als 1938 allen jüdischen Ärzten die Approbati on entzogen wurde, war Raff bereits in Rente. Doch der sorglose Ruhestand im Seniorenhe­im der Israelitis­chen Kul tusgemeind­e war nur von kurzer Dauer. Nach dem Novemberpo­grom 1938 beschlagna­hmten die Natio nalsoziali­sten das Gebäude und ließen es räumen. Julius Raff und seine Frau Paula kamen in verschiede­nen „Juden häusern“unter. Während ihren Kin dern noch die Flucht in die USA gelang, wurden die Eheleute Raff am 5. Au gust 1942 nach Theresiens­tadt depor tiert. Dort starb Julius Raff am 12. November 1942. Paula Raff wurde im Mai 1944 in das Vernichtun­gslager Auschwitz gebracht und dort ermordet. ● Liberat Hotz stammt aus einer Augsburger Arbeiterfa­milie. Am 17. Januar 1887 kommt er in Augsburg zur Welt. Seine Mutter hat weitgehend allein für die sechs Kinder zu sorgen. Nach der Schule verdient er seinen Lebensunte­rhalt als Hilfsarbei­ter. Im mer wieder begeht Liberat Hotz Ge legenheits Diebstähle und wird verur teilt, unter anderem raubt er mehr fach Opferstöck­e in Kirchen aus. Die Nationalso­zialisten sehen jemanden wie Liberat Hotz als „Schädling“an, der aus der Gesellscha­ft ausgestoße­n und vernichtet werden soll. Am 5. Mai 1938 wird er in das Konzentrat­ions lager Dachau gebracht, am 2. März 1943 in das Konzentrat­ionslager Mauthausen bei Linz. Am 3. April 1943 wird Hotz ins Kommando Gusen des Konzentrat­ionslagers Mauthausen überstellt. Dort müssen die Häftlinge in den Steinbrüch­en Schwerstar­beit leisten. Ziel ist die „Vernichtun­g durch Arbeit“. Im Frühjahr 1943 wird er ins Vernichtun­gslager Auschwitz ge bracht und stirbt dort am 4. Mai.

Familie Winter Rupert Winter (geb. am 26. März 1897) entstammt einer Familie deutscher Sinti. Er gab als Beruf „Artist“und „Händler“an. Bei seinen Reisen hielt er sich öfter in Augsburg auf und hatte verschiede­ne Wohnsitze in der Stadt. Winter wurde Opfer der zwei ten großen Deportatio­n von Sinti und Roma im März 1943. Nach Himmlers „Auschwitz Erlass“wurden etwa

13 000 Sinti und Roma ins Vernich tungslager deportiert. Am 11. März kommt Rupert Winter ins Konzentrat­i onslager Dachau, am 14. März wird er von Dachau ins Vernichtun­gslager Auschwitz deportiert. Vermutlich ist er wie viele andere im so genannten „Zigeuner Familienla­ger“Ausch witz Birkenau untergebra­cht. Vier Mo nate später erliegt er den Haftbedin gungen. Auch Sofia Anna, Gabriel, Karl und Roswitha Winter kommen dort um. Quelle: Online Gedenkbuch

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