Horror oder nicht?
Eine Frage, die das Lebenswerk dieses Autors betrifft, ist noch zu klären. Bücher in millionenfacher Auflage hat er verkauft, von denen viele verfilmt wurden. Kaum ein gruseliges Thema, das er nicht behandelt hat. Vor allem zwei Bestseller ragen aus der Masse heraus, die typisch für den Großmeister des Grauens sind: „Es“und „Sie“. Daraus formt sich nun meine Frage: Warum hat Stephen King noch nicht „Er“geschrieben? Als Inspiration könnte ihm vielleicht diese Kurzgeschichte dienen.
Er – eigentlich steht er gar nicht für die dunklen Seiten des Daseins. Im Gegenteil. Wo er ist, kommt Farbe in verblichene Gemäuer. Er ist wieder da, könnte man nun sagen. Aber ihn, den Timur Vermes in seinem Satire-Bestseller beschrieben hat, meine ich nicht. Ihm ist es egal, ob ihn ein Mann oder eine Frau in die Hand nimmt. Tropfen tut er bei beiden oder spritzen. Je nachdem, wie professionell ihn sein Führer behandelt. Während er seine Arbeit verrichtet, spielt keine dramatische Musik, knarren keine Türen, und es erklingt erst dann ein Schrei, wenn der volle Eimer umfällt, in den er immer wieder eintaucht. Ein Horror entwickelt sich nur, wenn sich dessen Zehn-LiterInhalt über den Boden ergießt.
Vollendet er sein Werk allerdings mit seiner stoischen Ruhe, gibt es ein Happy End, was bei King nicht immer der Fall ist. Dann erstrahlen die Wände in neuem Glanz, dem Pinsel sei Dank.