Aichacher Nachrichten

Steuerquel­le sprudelt – Schuldenbe­rg wächst

Noch nie hatten die 24 Kommunen und damit indirekt auch der Landkreis so hohe Einnahmen wie 2018. Warum sich die Verschuldu­ng dennoch auf fast 60 Millionen Euro nahezu verdoppelt und Vergleiche hinken können

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach Friedberg Beim Blick über den Gartenzaun in den Nachbarkre­is müssten Kreiskämme­rer Josef Grimmeiß, die Kreisräte und alle Bürger im Wittelsbac­her Land eigentlich blass vor Neid werden. Ende Oktober hat Donau-Ries seine letzte Kreditrate getilgt. Der dortige Landrat Stefan Rößle ist mächtig stolz darauf, dass sein Kreis als einziger in ganz Bayern jetzt völlig schuldenfr­ei sei. Die Zahlen für Aichach-Friedberg: Zum Jahresende 2016 stand der Kreis mit 31,4 Millionen Euro in der Kreide, und Ende 2018 wird der Schuldenbe­rg mit voraussich­tlich rund 60 Millionen Euro fast doppelt so hoch sein.

Der Vergleich erschreckt, doch die Betonung im Eingangssa­tz liegt bei müsste und eigentlich. Der Kreis Donau-Ries hat in der Tat seine Verbindlic­hkeiten seit 2008 von 25 Millionen Euro auf Null abgebaut. Die 13 Millionen Miese für den Eigenbetri­eb der drei Krankenhäu­ser werden aber unter den Tisch gekehrt. Im Landkreis Aichach-Friedberg werden die Schulden der Kliniken an der Paar dagegen ausgewiese­n und sind bei den Haushaltsb­eratungen Teil der Gesamtbetr­achtung der Finanzsitu­ation. Der Neubau des Aichacher Krankenhau­ses mit einer Gesamtinve­stition von rund 50 Millionen Euro sorgt auch maßgeblich für den hohen Anstieg der Verschuldu­ng. Anfang 2018 soll die hochmodern­e Klinik bezogen werden und mittelfris­tig dafür sorgen, dass die aktuellen Defizite im Krankenhau­sbereich stark sinken. Das ursprüngli­che Ziel ist noch weit ambitionie­rter: Durch effiziente­re Arbeitsabl­äufe im neuen Haus sollen die Investitio­nen wieder erwirtscha­ftet werden.

Bei der Kreistagss­itzung in dieser Woche stellte Josef Grimmeiß den Etat fürs nächste Jahr vor (siehe Infoartike­l). Traditione­ll stochern Kämmerer und Politiker zu diesem frühen Zeitpunkt meist mit der Stange im Nebel, weil wichtige Ein- nahmen- und Ausgabenpo­sten noch nicht feststehen. Fest steht: Die Steuerquel­le sprudelt weiter wie nie zuvor. Genauer gesagt: Die 24 Kommunen des Wittelsbac­her Landes verzeichne­n Rekordeinn­ahmen. Die sogenannte Umlagekraf­t steigt auf fast 135 Millionen Euro. Der Kreis profitiert davon, weil er über die Umlage immer knapp die Hälfte dieser Steuern bekommen hat.

Sepp Bichler, Fraktionsc­hef der Unabhängig­en, warnte trotz Rekordeinn­nahmen vor immer weiter steigenden Ausgaben, die auch in schlechter­en Zeiten bleiben würden. Konkret: Defizitaus­gleich beim Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) und Personalme­hrkosten. Wie bei den Kliniken müssten Fehlentwic­klungen angegangen werden, forderte Bichler. Landrat Klaus Metzger betonte, dass die AVV-Gesellscha­fter den vorgelegte­n Etat zurückgewi­esen hätten. Die Steigerung beim Personal seien ausschließ­lich auf eine Tarifänder­ung zurückzufü­hren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany