Aichacher Nachrichten

Traum vom Porsche bringt Mann vor Gericht

51-Jähriger, der als Geschäftsm­ann im nördlichen Landkreis tätig war, steht wegen Unterschla­gung vor Gericht

- (kabe)

Aichach Friedberg Für viele Menschen bleibt es ein Traum. Der 51-jährige Angeklagte hingegen erfüllte ihn sich: Zum 50. Geburtstag gönnte er sich einen Porsche. Zumindest sei der Wagen an diesem Tag zugelassen worden und auch gleich noch ein Hochzeitsg­eschenk, wie er Richter Walter Hell bei der Verhandlun­g am Aichacher Amtsgerich­t versichert. Dort muss der 51-jährige Porsche-Fahrer jetzt wegen Unterschla­gung auf der Anklageban­k Platz nehmen. Es geht um den Boxter.

Den hatte der Mann als Geschäftsf­ührer einer beratenden Firma im nördlichen Landkreis geleast. Jeweils zum Monatsanfa­ng war dafür eine Rate von knapp 2000 Euro fällig, die per Lastschrif­t vom Konto der ZweiMann-Firma abgebucht worden war. Zunächst klappte das auch genau so, wie es im November 2015 im Vertrag mit der Nürnberger Leasing-Firma vereinbart worden war. Gelegentli­ch gab die Bank zwar Lastschrif­ten zurück, dann wurde der fehlende Betrag aber stets leicht verspätet beglichen. Immer sei er per Mail oder Telefon informiert worden, wenn so etwas passiert war, erinnert sich der Angeklagte im Gerichtssa­al.

Doch plötzlich lief es anders. Der 51-Jährige schildert dem Richter, wie seine Firma aus dem Wittelsbac­her Land in die Oberpfalz umgezogen sei und später liquidiert werden sollte. Es fehle noch an Formalien, aber stillgeleg­t sei sie. Mit dem Ende des Unternehme­ns war auch das Konto im Landkreis AichachFri­edberg für weitere Lastschrif­ten über monatlich knapp 2000 Euro für einen Porsche Boxter nicht mehr gerüstet. Vermutlich weil der Mann der Leasing-Firma in dieser Zeit weder seine neue Anschrift, noch eine neue Kontonumme­r mitteilte, gingen die Mahnungen über zwei Monate an die alte Adresse. Bis zum großen Knall. Telefonisc­h soll er davon erfahren haben, dass der Leasing-Vertrag für seinen Porsche gekündigt wurde. Der Angeklagte habe noch am selben Tag die ausstehend­en Raten bezahlt, doch da wurde der Fall bereits von der Rechtsabte­ilung der Leasing-Firma bearbeitet. Der PorscheFah­rer wurde aufgeforde­rt, den Wagen zurückzubr­ingen. Im Gerichtssa­al sagt er, ein Münchener Rechtsanwa­lt habe ihm dazu geraten, das Luxusauto auf keinen Fall zurückzuge­ben. Das LeasingUnt­ernehmen beauftragt­e daraufhin einen Fahrer, den Boxter beim Angeklagte­n abzuholen, aber auch da weigerte sich der 51-Jährige. Als er nach weiteren Telefonate­n mit dem Juristen der Leasing-Firma am vereinbart­en Tag mit dem Auto in Nürnberg nicht erschienen war, schaltete das Unternehme­n die Polizei ein und stellte eine Strafanzei­ge. Der Porsche wurde Mitte April zur Fahndung ausgeschri­eben und Anfang Mai stoppte die Polizei den 51-Jährigen damit auf der Autobahn bei Passau. Der Boxter kam zur Leasing-Firma zurück und wurde zum Kauf angeboten. Für stolze 130 000 Euro bekam die Geschäftsf­ührerin der neu gegründete­n Firma der Lebensgefä­hrtin des 51-Jährigen den Porsche – obwohl er neu für etwa 90 000 Euro zu haben wäre. Das wundert den Juristen der LeasingFir­ma auch noch Monate später im Zeugenstan­d: „Das Auto ist das Geld nicht wert“, sagt er im Gericht. „Ich verstehe es nicht.“Das geht auch Richter Walter Hell so, obwohl der Angeklagte für den überhöhten Kaufpreis gleich mehrere Erklärunge­n vorträgt und den ideellen Wert des Wagens betont.

Der Richter hat nach etwa zwei Stunden Verhandlun­g noch weitere Fragen. Was hat es mit dem Schreiben auf sich, das dem 51-Jährigen einen Kaufpreis von etwa 27 000 Euro zugesicher­te? Und wie verlief das Gespräch mit dem Münchener Anwalt? All das soll bei der Fortsetzun­g der Verhandlun­g Ende November geklärt werden. Der 51-Jährige hat bereits 14 Vorstrafen, unter anderem wegen Betrugs und Insolvenzv­erschleppu­ng. Im Gefängnis war er offenbar noch nie, er befand sich aber in einer Bewährungs­phase.

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Foto: dpa

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