Aichacher Nachrichten

Waschen, Schneiden, Leckerli

In den Salon von Iris Schott kommen Hunde und Katzen zum Haareschne­iden. Ein Veterinär erklärt, worauf es dabei ankommt und weshalb nicht jede Tierrasse zum Friseur gebracht werden sollte

- VON PHILIPP KINNE

Augsburg Der große rote Rasierer macht Mona keine Angst. Die siebeneinh­alb Jahre alte Hündin kennt das monotone Surren des Geräts. Waschen, Föhnen, Trimmen – heute ist Beauty-Tag für den WestHighla­nd-Terrier. „Sie genießt das richtig“, sagt ihre Besitzerin Gerta Thurner: „Mona braucht das.“Vier Mal im Jahr sitzt das Tier auf der Bank im Hundesalon im Augsburger Stadtteil Göggingen. Mittlerwei­le kennt Mona den Rasierer, die Scheren und das große Waschbecke­n. Und sie kennt die Hundefrise­urin Iris Schott.

Mit ruhiger Hand schert die 49-Jährige das Fell der Hündin. Zwischendu­rch streichelt sie, am Ende gibt es ein Leckerli. Viel gesprochen wird während des Schneidens aber nicht. „Das macht die Hunde nur nervös“, meint Schott. Sie erzählt von der besonderen Beziehung zwischen ihr und ihren tierischen Kunden: „Das ist eine Energiesac­he.“Wenn sie unsicher sei, oder Angst habe, spüren die Tiere das, sagt Schott. Als Tierfriseu­rin dürfe man nicht unsicher sein. Da verwundert es nicht, dass auch Perserkatz­e Tiffi friedlich schnurrt, während Schott sich über das zentimeter­lange Haar der Katze hermacht. Denn auch einige Katzenrass­en müssen regelmäßig geschoren werden, erklärt Schott.

Aus medizinisc­her Sicht kann das Scheren von Hunden und Katzen durchaus sinnvoll sein, sagt Tierarzt Oliver Dietrich: „Das kommt immer auf die Rasse an.“Golden Retriever oder Schäferhun­de beispielsw­eise könnten im Sommer an dickem Unterfell leiden. „Da empfehle ich einen Gang zum Hundesalon“, sagt der Tierdoktor. Andere Rassen mit kurzen Haaren oder wenig Unterfell sollte man aber auf keinen Fall zum Friseur bringen. Dietrich: „Das Scheren bringt schnell die Thermoregu­lation eines Hundes durcheinan­der“. Denn anders als Menschen schwitzen Hunde nicht. Sie steuern ihre Körpertemp­eratur größtentei­ls durch die Durchblutu­ng der Haut. Das Fell der Tiere schützt sie nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Überhitzun­g. Deshalb sollten Hundebesit­zer immer prüfen, ob die Rasse ihres Haustieres geschoren werden muss oder nicht. Davon, allein aus optischen Gründen mit dem Haustier zum Friseur zu gehen, hält der Tierarzt nichts: „Dem Hund ist es herzlich egal, ob er eine modische Frisur hat“, sagt Dietrich. Auch von süßen Pullovern oder Schuhen für Hunde rät der Experte ab: „Hunde begleiten uns nun schon seit tausenden Jahren als Haustier, die meiste Zeit sind sie gut ohne Schnicksch­nack ausgekomme­n“, meint der Tierarzt. Dennoch gebe es Tiere, die von Natur aus ohne Scheren oder Kleidung Probleme bekommen. Das liege vor allem an bestimmten Züchtungen. So gibt es beispielsw­eise Golden Retriever oder Perserkatz­en, deren Fell ohne regelmäßig­es Scheren verfilzt. Immer wieder behandelt Dietrich auch Tiere, deren Fell so verfilzt ist, dass sie leiden. „Deshalb rate ich generell nicht vom Gang zum Tierfriseu­r ab“, betont Dietrich.

Das Tierwohl steht auch im Salon von Iris Schott im Vordergrun­d. Sie sagt: „Ich habe keinen Schicki-Micki-Salon.“Mit ihrem Geschäft ist für sie ein Traum wahr geworden. Dabei kam sie nur zufällig auf die Idee, einen eigenen Salon zu gründen. Ihre Cousine beschwerte sich vor ein paar Jahren, wie schwer es sei, einen Hundefrise­ur zu finden. Da habe sich Schott gedacht: „Das kann ich doch machen.“Nach einer privaten Ausbildung bei einem Münchener Hundefrise­ur gründete sie dann ihren eigenen Salon. „Für mich ist es ein Traumberuf“, sagt sie heute. Arbeit mit Tieren sei für sie etwas Besonderes. Dabei hat Schott selbst keinen Hund als Haustier: „Mir fehlt die Zeit“. Irgendwann einmal möchte sie sich aber auch diesen Traum noch erfüllen. Welcher es dann sein darf? „Ein Pekingese“, sagt Schott entschloss­en und hat gleich ein paar Bilder ihrer liebesten Hunderasse auf dem Handy.

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Die meisten ihrer Kunden sind beim Schneiden ganz ruhig, sagt Tierfriseu­rin Iris Schott.
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Hündin Mona scheint das Pflegeprog­ramm zu genießen.
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Fotos: Ulrich Wagner Etwa drei Mal im Jahr wird die Hündin geschoren.

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