Von Orchideen und Zwangsarbeitern
Das neue Jahrbuch „Altbayern in Schwaben“ist nun auf dem Markt und im Landratsamt vorgestellt worden. Acht Autoren liefern Beiträge zu Themen aus der Region
Aichach Das neu erschienene Jahrbuch „Altbayern in Schwaben“ist ein Werk von acht Autoren mit Beiträgen und Bildern, die detaillierten Einblicke in die Geschichte und Geschichten des Landkreises Aichach-Friedberg geben. Mit viel Herzblut haben Fabian Gall, Helmut Rischert, Bettina Brühl (kürzlich gestorben), Wilhelm Liebhart, Hubert Raab, Konrad Cremer, Michael Schmidberger, Josefa und Hans Demmel ihre Beiträge recherchiert und aufbereitet.
Am Dienstag haben Landrat Klaus Metzger und der Leiter des Redaktionsteams Wolfgang Brandner das Werk einem interessierten Publikum im großen Sitzungssaal des Landratsamtes präsentiert. Für Klaus Metzger ist der neue Band „Altbayern in Schwaben“Heimatkultur pur.
Er bescheinigte den Autoren eine hervorragende Arbeit, die Früchte trage und ankomme. Auf die Historik bezogen streifte der Landrat das Jahr 2020, das ein symbolträchtiges Datum der Wittelsbacher sei und in dem die Landesausstellung im Landkreis stattfinden soll, die der Region einen beachtlichen Schub geben werde.
Bei der Vorstellung der Autorenbeiträge sagte der Landrat, diese umfassten den gesamten Landkreis, und auch die Gegenwart sei mit einbezogen. Aus Respekt und Gedenken an die überraschend im Januar gestorbene Bettina Brühl las Wolfgang Brandner Textpassagen aus der Arbeit der Autorin. Zuletzt hat sie sich mit „Brigitta von Weichs, geb. von Schellenberg (1517-68)“, der „vergessenen Stifterin der jährlichen Fleischspende an Arme in Dasing, Harthausen und Wessiszell“auseinandergesetzt. Das „Vergessen“bezieht sich auf die historische Heimatkunde, die der seit 1929 bekannten Wohltäterin keine Beachtung schenkte.
In ihrer Arbeit beschreibt Bettina Brühl das Leben und die Abstammung der Wohltäterin recht akribisch, wie auch die Beweggründe, aus denen heraus Brigitta von Weichs eine Stiftung für arme Söldner einrichtete. Zu finden im Aufsatz ist ebenfalls die Stifterurkunde. Außerdem geht Brühl der Frage nach, wer in den Genuss des Fleisches kommen sollte.
Bei der Präsentation stellte Kreisheimatpfleger Michael Schmidberger seine neuesten Forschungsarbeiten über „Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in den Altlandkreisen Aichach und Fried- berg“dem Publikum vor. Michael Schmidberger beleuchtet die Situation der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die in mittleren landwirtschaftlichen Betrieben und auf Bauernhöfen arbeiteten. Recht detailliert beschreibt er so etwa die Geschichte des ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Charles Turpain, der in Schiltberg dem Xanderhof zugeteilt war. Die Familie vom Xanderhof scheint mit Charles Turpain ein gutes Miteinander aufgebaut zu haben.
Mehrmals besuchte er später noch die Familie Paucker auf dem Xanderhof. Zum letzten Mal kam er im August 2000 nach Schiltberg. Schmidberger geht auch auf die negativen Geschehnisse mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern im Dritten Reich ein, die von der Gestapo hingerichtet oder von der SS ermordet wurden.
Fabian Gall wiederum beschreibt die jüngsten Grabfunde in Oberbaar und gibt Einblicke in die Merowingerzeit. Er schildert einzigartige Fundstücke und Grabstellen. Auf die Geschichte der Herrn, Freiherrn und Grafen von Haslang geht Helmut Rischert in seinen Ausführungen ein. Zu finden ist in seiner Beschreibung der gesamte Stammbaum des Geschlechtes.
Die Thematik von Professor Wilhelm Liebhart ist „Friedberg im Klosterprozess Herzog Ludwigs VII. von Bayern-Ingolstadt“. Er beschreibt die Zugehörigkeit der Burg und der Stadt Friedberg zum Herzogtum Bayern-Ingolstadt (1392 bis 1447). Besonders Friedberg habe wegen der Neuorganisation der Staatsverwaltung im nordwestlichen Bayern besonders profitiert.
Hubert Raab schreibt über die Geschichte und Nutzung der Friedberger Ach. Er geht dabei auf die Entstehungsgeschichte ein, die eng mit dem Paarlauf zusammenhängt. Thema sind sowohl die Menschen, die in der Vorzeit am Flusslauf lebten, als auch die industrielle Nutzung des Gewässers durch Gerberbetriebe und Mühlen.
Über die Aichacher Wasserversorgung im 18. Jahrhundert berichtet Konrad Cremer. Er beschreibt die verschiedenen Einrichtungen der Wasserversorgung, die die Stadt sowohl mit Brauchwasser als auch mit Trinkwasser versorgte.
Bunt war der Vortrag von Josefa und Hans Demmel. Auf verschiedenen Bildertafeln, die im Foyer des Landratsamts stehen, erläuterten sie dem Publikum die verschiedensten Orchideenarten, die im Landkreis zu finden sind. Der ausführliche Aufsatz über Frauenschuh und Co. ist ebenfalls im Jahrbuch zu finden und beschreibt die einzelnen Arten. Musikalisch umrahmt wurde die Präsentation von der Hofmarkmusik aus Gempfing.