Evakuierung nach Chlorgasalarm in Mering
In einem Dentallabor stellen Mitarbeiter ungewöhnlichen Geruch fest und verständigen sofort die Feuerwehr. Wie die Retter reagieren
Mering Gegen 13.30 Uhr ging am Mittwoch bei der Feuerwehr Mering die Meldung ein „Chemie – Technische Hilfsleistung“. „Das bedeutet einen Chemieunfall und damit ist auch gleich der gesamte Gefahrgutzug alarmiert“, informierte Thomas Henl, stellvertretender Kommandant der Meringer Feuerwehr. In einem Meringer Dentallabor in der Hermann-Löns-Straße stellten Mitarbeiter einen Chlorgasgeruch fest und verständigten sofort die Feuerwehr.
„In so einem Fall rücken dann unsere geschulten Einsatzkräfte mit Atemschutzgerät und Schutzanzügen an“, erklärte Kreisbrandinspektor Franz Hörmann, der den Einsatz leitete. Nach ersten Erkenntnissen war wohl in einen Eimer mit circa einem Kilogramm Chlortabletten Wasser geraten. Dadurch kam es zu einer Chlorgasentwicklung. Zunächst wurden etwa 45 Mitarbeiter von den Rettern aus dem Haus begleitet und im Großraumrettungswagen der Berufsfeuerwehr Augsburg versorgt. „Nach unseren Informationen ist niemand verletzt worden“, so die Polizeibeamten aus Friedberg. Dennoch könne es erst mit Verzögerung zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen.
Denn Chlorgas kann je nach Konzentration sehr gefährlich werden. Es wirkt vor allem auf die Atemwege. Bei der Inhalation reagiert es mit der Feuchtigkeit der Schleimhäute und es kommt zunächst zu einer starken Reizung, bei längerer Einwirkung sogar zu Atemnot und Erstickungserscheinungen. Bei höheren Konzentrationen verursacht es die Bildung von Lungenödemen und starken Lungenschäden.
Entsprechende Vorsicht war auch bei den Rettungskräften geboten. Die Feuerwehrleute hatten nach der Evakuierung erste Messungen in dem Hauptgebäude, dem Nebentrakt sowie in der durch eine Feuerschutzwand abgetrennten Bäckerei und Metzgerei vorgenommen. Zudem wurde der Eimer mit Chlortabletten in eine spezielle Tonne für Gefahrgut gepackt und sicher aus dem Gebäude entfernt. Diese Tonne wird nun fachgerecht entsorgt.
„Nachdem wir im Hauptgebäude gründlich gelüftet hatten und die weiteren Messungen in allen Gebäuden bei null angelangt waren, konnten wir die Evakuierung wieder aufheben“, erklärte Franz Hörmann. Gegen 15.15 Uhr war die gesperrte Hermann-Löns-Straße wieder für den Verkehr freigegeben.
Zum Gefahrgutzug gehören neben der Feuerwehr Mering auch die Feuerwehren aus Aichach und Friedberg. Zudem waren Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes vor Ort.
Nachbarn standen am Straßenrand und versorgten die Einsatzkräfte mit warmem Kaffee. „So einen Einsatz sieht man nicht alle Tage“, sagte Rolf Geißler, der in direkter Nachbarschaft mit seiner Familie wohnt. Er ist froh, dass es zu keinem größeren Zwischenfall kam.
„Wir sind immer froh, wenn so etwas glimpflich ausgeht und keiner verletzt wird“, war Einsatzleiter Franz Hörmann erleichtert. Ihm zur Seite stand bei der Einsatzleitung zudem die sogenannte Unterstützungsgruppe derörtlichen Einsatzleiter von Friedberg und Aichach.
Ob der Besitzer des Dentallabors für den Einsatz eine Rechnung von der Gemeinde erhält, konnte gestern noch nicht abschließend beantwortet werden.
Markus Pettinger, stellvertretender Sachgebietsleiter für Sicherheit und Katastrophenschutz vom Landratsamt Aichach-Friedberg, informierte: „In welchen Fällen ein Einsatz bezahlt werden muss, das regelt das Bayerische Feuerwehrgesetz im Artikel 28.“Das Landratsamt ist die Widerspruchsbehörde und kommt dann zum Einsatz, wenn ein Bürger gegen eine Rechnung für einen Feuerwehreinsatz Widerspruch einlegt.
Gesundheitsprobleme können auch später erst noch auftreten