Unterkunft für obdachlose Frauen kommt nach Pfersee
Eine neue Einrichtung soll ab dem Frühjahr bis zu 30 Frauen übergangsweise ein Dach über dem Kopf bieten. Die Umbauarbeiten im Haus laufen schon. Aber eines fehlt noch
Unter den obdachlosen Menschen in Augsburg sind auch einige Frauen. Diese sollen nun erstmals eine eigene Unterkunft bekommen. Die Stadt Augsburg mietet dafür ein Haus in der Stadtberger Straße in Pfersee an. Die Umbauarbeiten sind bereits in vollem Gang. In der Obdachlosenhilfe ist dies ein wichtiger Schritt.
Noch sind Männer und Frauen ohne festen Wohnsitz vorübergehend in der Spicherer Schule untergebracht. Denn die bisherige Notunterkunft in der Johannes-RösleStraße musste nach einem Brand saniert werden. Dort sollen im nächsten Jahr Männer wieder eine Bleibe finden. Obdachlose Frauen hingegen bekommen eine separierte Unterkunft. Nur ungern übernachteten sie gemeinsam mit Männern unter einem Dach. Ihnen wird das dann neu sanierte Haus in Pfersee, das zwischen Bürgerhaus und einer Kita liegt, zugeteilt. Dort herrscht für die Hilfebedürftigen eine „Rund-umdie-Uhr-Betreuung“, betont Sozialreferent Stefan Kiefer. Sozialpädagogen helfen den Bewohnerinnen individuell, damit diese wieder auf eigenen Beinen stehen und ein selbstständiges Leben führen können. In einem Dreischichtbetrieb soll ganzjährig eine vierundzwanzigstündige Öffnung des Hauses mit Beaufsichtigung gewährleistet sein.
Im Erdgeschoss des Gebäudes befand sich zuletzt ein Geschäft mit Rattanmöbeln und Korbwaren. Das Haus sei dringend sanierungsbedürftig gewesen. Nicht einmal eine Heizung habe es gegeben, berichtet Kiefer. Das wird gerade geändert. Das Haus wird für bis zu 30 Frauen konzipiert. „Es gibt vier abgeschlossene Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Küche, die im Bedarfsfall auch kindertauglich sind“, erklärt der Dritte Bürgermeister.
Zudem werden im Dachgeschoss viele Zimmer für jeweils möglichst eine, maximal zwei Personen errichtet. Vollständig bezugsfertig ist das rund 450 Quadratmeter große Haus im Laufe des kommenden Frühjahrs, nach Möglichkeit aber schon vorher in Teilen. Warum die Stadt ausgerechnet diese Immobilie dafür anmietet? Kiefer zählt einige Gründe auf.
Das Gebäude liege zentral und in der Nähe des Hauptbahnhofes und sei ein komplettes Haus ohne Mitbewohner. Trotz zentraler Lage habe man wenig Nachbarschaftsberührung. „Um das Grundstück steht eine Mauer und zum nächsten Gebäude hin ist dazwischen eine Tiefgarageneinfahrt.“Auf der Seite zum Nachbarwohnhaus gebe es keine Fenster. Wie Kiefer erzählt, hatte der Vermieter alternativ geplant, dort ein Arbeiterwohnheim zu errichten.
Konzept und Immobilie also stehen. Jetzt sucht die Stadt nach einer Einigung im Sozialausschuss per Ausschreibung einen karitativen Träger. Er soll unter anderem die sozialpädagogischen Fachkräfte stellen. Bereits drei soziale Verbände haben mit verschiedenen Konzepten ihr Interesse bekundet, sich als Betreiber um das Haus und um die Bewohnerinnen zu kümmern. Bis spätestens März, so Kiefer, soll hier die Entscheidung fallen.
Auch für die Notunterkunft in der Johannes-Rösle-Straße, in der künftig bis zu 90 obdachlose Männer eine Unterbringung finden, wird über eine Ausschreibung ein Betreiber gesucht. Bei der Stadt erwartet man sich durch die Trägerschaften großen Nutzen für die beiden Obdachlosenheime. Die Betreiber haben das Fachpersonal und verfügen über entsprechende Netzwerke und Kontakte, wenn zum Beispiel ein Bewohner oder eine Bewohnerin an eine spezielle Therapiestelle weitervermittelt werden muss. Sobald der Träger des neuen Heims für obdachlose Frauen in der Stadtberger Straße mit seinem Konzept feststeht, will Stefan Kiefer dann die Pferseer Nachbarschaft zu einer Infoveranstaltung einladen. Das wird aber erst im nächsten Jahr sein.