Schlepper entdecken Spanien
Steigende Zahl von Bootsflüchtlingen
Madrid Spanien erlebt derzeit die größte Welle von Flüchtlingen seit zehn Jahren. Die Zahl der Migranten, die seit Januar übers Mittelmeer an Küsten antrieben, ist bereits drei Mal so hoch wie im Vorjahr. 2017 sind bisher nach offiziellen Angaben nahezu 19 000 Menschen in Booten in dem iberischen Land angekommen. Bis Ende des Jahres könnten es weit mehr als 20 000 werden, schätzen die Behörden.
Inzwischen gelangen die Migrantenschiffe nicht nur über die Meerenge von Gibraltar an die Südspitze der iberischen Halbinsel, wo die nordafrikanische Küste nur 14 Kilometer entfernt ist. Sondern sie landen an der gesamten südspanischen Küste. Sogar an den nordöstlich gelegenen Stränden der Region Murcias und Valencias, wo bereits 200 bis 300 Kilometer Wasser zwischen Spanien und Nordafrika liegen, kommen immer mehr Boote an.
Neuerdings legen die Flüchtlingskähne Richtung Spanien nicht nur in Marokko, sondern vermehrt im benachbarten Algerien ab. Die meisten ankommenden Migranten stammen aus westafrikanischen Armutsländern südlich der Sahara wie etwa der Elfenbeinküste, Guinea, Nigeria, Kamerun und Mali. Mehr als 40 Prozent der in Spanien landenden Boatpeople sind inzwischen Marokkaner und Algerier. Dutzende Schiffe seien in den vergangenen Tagen vor Algeriens Küste abgefangen und zurückgeschickt worden, berichtete Francisco Bernabé, Statthalter der spanischen Regierung in der Region Murcia. An dieser Blockadeaktion seien Schiffe und Flugzeuge der spanischen Küstenwacht und der europäischen Grenzschutzeinheit Frontex beteiligt gewesen, erklärte Bernabé.
Spanien ist derzeit das einzige Mittelmeerland, wo die Flüchtlingszahlen steil ansteigen. Allerdings kommen über die zentrale Mittelmeerroute Richtung Italien noch immer weit mehr Menschen an: 2017 waren es laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bisher rund 115000 Bootsmigranten.