Rot spielte FCA nicht in die Karten
Der frühe Platzverweis kam dem Augsburger Trainer Manuel Baum erst richtig ungelegen. Was er in der Halbzeit änderte und warum sein Team dann noch 2:1 gewann
Augsburg Manuel Baum war nach dem 2:1(0:1)-Heimsieg des FC Augsburg gegen den VfL Wolfsburg gar nicht so gut auf Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) zu sprechen. Denn der hatte mit einem frühen Platzverweis für den Wolfsburger Maximilian Arnold (11.) die akribisch zurechtgelegte Strategie des FCA-Trainers einfach über den Haufen geworfen.
In der achten Minute hatte Arnold als letzter Mann FCA-Stürmer Alfred Finnbogason regelwidrig gestoppt. Zuerst beließ es Stieler bei einer Verwarnung. Doch danach hielt er lieber noch einmal Rücksprache mit seinem Videoassistenten Tobias Welz in Köln. „Mein erster Impuls war eine Gelbe Karte, wohl wissend, dass das durchaus grenzwertig war“, erklärte er. Man habe die Erkenntnisse abgeglichen. „Dann war ich der Auffassung, dass ich mir diese Szene ob der Tragweite der Entscheidung noch mal in der Review-Area anschaue. Es war meine Entscheidung und nicht die des Video-Assistenten.“Stieler korrigierte sich, Arnold sah Rot.
Was FCA-Trainer Baum und sein Team zunächst vor Probleme stellte. Denn Baums Art des Fußballs ist anders ausgelegt, als 80 Minuten zu versuchen, eine Betonabwehr zu knacken: „Grundsätzlich definieren wir uns eher über Balleroberung und schnelles Umschaltverhalten.“Der Spielaufbau sei hingegen „noch ein Entwicklungsfeld“.
Was bis zur Halbzeit deutlich zu sehen war. Und als dann noch Marwin Hitz einen harmlosen Schuss von Daniel Didavi zum 0:1 (40.) ins Netz kullern ließ, schwante den FCA-Fans in der WWK-Arena Böses. „Ich hatte das Gefühl, dass ich den Ball schon habe. Er hat ein bisschen geflattert, aber ich muss ihn natürlich halten“, stand der FCATorhüter zu seinem Fehler. „Da lasse ich keine Ausrede gelten.“
Doch seine Mitspieler ließen ihn nicht im Stich und drehten das Spiel. Baum hatte eine Antwort auf die massive Abwehrarbeit der Wolfsburger, justierte sein Team personell (Linksfuß Hinteregger für Rechtsfuß Danso) und taktisch in der Halbzeit neu. „Ich bin richtig stolz auf meine Jungs. Sie haben dann die Positionen gehalten, die Box besser besetzt, den Gegner fast erdrückt und die Tore erzwungen.“
Besonders über die Abwehrseite von Ex-Kapitän Paul Verhaegh griff der FCA immer wieder an. Wie in der 51. Minute, als Michael Gregoritsch früh zum 1:1 ausglich. Und in der 61. Minute schien die FCAFührung perfekt. Nach einem vermeintlichen Foul von VfL-Torhüter Koen Casteels an Caiuby hatte Stieler auf Elfmeter entschieden. Doch wieder hielt er Rücksprache mit Welz und wieder korrigierte er sich. „Es war eine glasklare Fehlentscheidung von mir.“So mussten die über 26 541 FCA-Fans bis zur 78. Minute warten, ehe Alfred Finnbogason den 2:1-Endstand erzielte.
Martin Schmidt zeigte sich nach seiner ersten Niederlage im zehnten Bundesligaspiel als VfL-Trainer als fairer Verlierer. Angesprochen auf die Videobeweise zitierte er Mario Götze. „Einmal ist man der Baum, einmal ist man der Hund.“Der 50-Jährige gelassen: „Die Szenen wurden so bewertet. Ich muss es so hinnehmen und akzeptieren.“
Und beim FCA ist man vor der heutigen Jahreshauptversammlung (19 Uhr, VIP-Bereich der WWKArena) über im Soll. Platz acht mit 19 Punkten nach 13 Spielen ist mehr als bemerkenswert. Heute Abend werden auch die Bilanzzahlen wieder positiv ausfallen und FCA-Chef Klaus Hofmann wird auch noch eine erfreuliche Personalie verkünden. Geschäftsführer Stefan Reuter bestätigte am Samstag, dass sich der FCA und Innenverteidiger Martin Hinteregger, wie von unserer Zeitung bereits gemeldet, auf eine Vertragsverlängerung geeinigt haben. Vermutlich bis 2021. Das Geheimnis der Dauer soll erst heute gelüftet werden.