Radikal und bitter verfolgt
Bistumshistoriker würdigt die Täufer
Diese Empathie hätte man dem Verein für Augsburger Bistumsgeschichte gar nicht zugetraut. Ausgerechnet von katholischer Seite kam zum Ausklang des Reformationsgedenkjahres noch eine verständnisvolle Würdigung der radikal-reformatorischen Täuferbewegung. Als eines der „bittersten Ereignisse der Reformationszeit“beschrieb Walter Ansbacher bei der Jahresversammlung des Vereins am Samstag im Haus St. Ulrich die brutale Verfolgung dieser Gruppe.
Gerade die evangelischen Stände sahen die Täufer als Aufrührer und Gefahr für Kirche und Obrigkeit an. Denn sie forderten nicht nur eine bewusste Entscheidung zum christlichen Glauben und lehnten die Kindertaufe strikt ab. Sie verweigerten sich auch dem Lehenseid und hielten als unabhängige Gemeinschaft Abstand zur verfassten Kirche, die ihr zu staatshörig war. Dazu kam die Erwartung des nahen Weltendes und des strengen göttlichen Gerichtes. Doch, so führte Ansbacher aus, gab es keine einheitliche Bewegung, vielmehr einzelne Täufergruppen, die sich gerade in Süddeutschland stark verbreiteten. „Augsburg übte eine besondere Anziehungskraft auf die Täufer aus“, erklärte der Historiker.
Mit Ludwig Hätzer kam im Sommer 1524 der erste Täufer in die Stadt, ein gelehrter und geistreicher Mann, der Eindruck hinterließ, aber als Sektierer ausgewiesen wurde. Im Jahr 1526 hatte vor allem Hans Hut als Prediger und Prophet großen Erfolg in Augsburg. Zusammen mit dem Kürschner Jakob Groß baute er eine Gemeinschaft mit bis zu 800 Mitgliedern auf, die man wegen des Orts ihrer heimlichen Zusammenkünfte die „Gartenbrüder“nannte. Der Rat der Stadt arrestierte die Rädelsführer und wies sie aus, gleichzeitig habe er Reumütigen einen glimpflichen Umgang versprochen. An Ostern 1528 spitzte sich die Lage zu, im Haus der Dauchers wurden 88 Personen aufgegriffen, drei wurden mit Brand gezeichnet, einer Frau die Zunge abgeschnitten und der Schneider Hans Leupold mit dem Schwert hingerichtet.
Das neue Jahrbuch des Vereins, der jetzt 747 Mitglieder zählt, enthält auf 940 Seiten diesen Aufsatz und alle Beiträge des Reformationssymposiums im Stadtarchiv. Außerdem, so zählte Bistumshistoriker Thomas Groll auf, geht es um die 350 Jahre alte Rosenkranzbruderschaft Westendorf, um Klostermedizin, um die Dorfpfarrer im 19. Jahrhundert. Erinnert wird an den Dichter Christoph von Schmid.
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Zu beziehen ist das Jahrbuch über den Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg