Wann bricht der Agung aus?
Der Flugverkehr von und nach Bali ruht inzwischen aus Sicherheitsgründen. Viele Touristen sitzen auf der Insel fest. Manche haben aber auch ihren Spaß
Karangasem Auf der indonesischen Ferieninsel Bali wird weiter ein gewaltiger Ausbruch des Mount Agung befürchtet. Nach einer Reihe von kleineren Eruptionen gilt seit Montag rund um den mehr als 3000 Meter hohen Berg Alarmstufe Rot.
Die indonesischen Behörden forderten 100000 Menschen auf, sich in Sicherheit zu bringen. Beim letzten großen Ausbruch des Gunung Agung – wie der Vulkan in der Landessprache heißt – hatte es mehr als 1100 Tote gegeben. Wegen der kilometerhohen Rauchwolke über dem Berg ruht der internationale Flugverkehr. Mehrere tausend Urlauber kommen von der Insel nicht weg. Nach Angaben des Deutschen Rei- severbands (DRV) halten sich aktuell mehr als 5500 deutsche Touristen auf Bali auf. Zudem leben mehr als 400 Bundesbürger dauerhaft auf der Insel. Das Auswärtige Amt empfahl allen Bali-Reisenden, sich mit Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern in Verbindung zu setzen.
Bereits seit Samstag speit der Vulkan Lava. Der Sprecher der nationalen Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho, sagte: „Die gelegentlichen Explosionen, zusammen mit Flammen, deuten darauf hin, dass eine größere Explosion unmittelbar bevorsteht.“Zudem gingen erste sogenannte Lahars ab. Dabei vermischen sich die oft meterhohen Ablagerungen mit Regenwasser und rasen als Schlamm- und Schuttstrom talwärts. Verletzt wurde nach bisherigen Berichten aber niemand.
Trotz aller Warnungen ließen sich immer wieder Leute beobachten, die ganz in der Nähe Selfies mit dem Vulkan als Hintergrund machten. Ein französischer Tourist sagte: „Das ist eine Gelegenheit, die man nur einmal im Leben bekommt. Also habe ich die Chance genutzt.“
Die indonesischen Behörden hatten am Gunung Agung schon im September die höchste Alarmstufe ausgerufen. Mehr als 130000 Leute wurden in Sicherheit gebracht, ohne dass etwas passierte. Ob der Vulkan tatsächlich ausbrechen wird – und wenn ja, wann – weiß niemand.
Die bislang größte Katastrophe am Gunung Agung liegt schon mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Die Eruption begann im Frühjahr 1963. Damals, nach 120 Jahren Ruhe, glaubten viele schon, der Vulkan sei erloschen. Der Ausbruch am 17. März 1963 war dann aber gewaltig. Mehr als 1100 Menschen wurden getötet. Mehrere Dörfer wurden von Asche und Lava begraben. Der Gunung Agung liegt mehr als zwei Autostunden von Balis Urlauber-Hochburgen wie Kuta oder Ubud entfernt. Von den mehr als fünf Millionen Touristen, die pro Jahr auf die Insel kommen, sehen ihn die meisten deshalb nur aus der Ferne.