Wickerts Welt
Auch mit 75 Jahren hat der „Mr. Tagesthemen“einen ausgefüllten Tag
Augsburg Mag er auch mit den politischen Größen dieser Welt so tiefgründig wie entspannt plaudern, seine größte Tat gelang ihm mit der Überquerung der verkehrsreichen Place de la Concorde in Paris. Es war 1984, als Ulrich Wickert die Reporteraktion ganz simpel beschrieb: „Todesmutig stürzt man sich vom Pflaster, ohne die ankommenden Autofahrer zu bemerken . . . dann geht man zügig voran, sodass die Autos um einen herumfahren können, denn wenn man nicht hinschaut, dann denken die Autofahrer, sie müssen aufpassen.“Die Wachsamkeit hat funktioniert, heute wird „Mr. Tagesthemen“75 Jahre alt.
Wickert wurde als Korrespondent und ARD-Studioleiter in Washington und Paris bekannt. An der Seine aufgewachsen, war die Liebe zu Paris zwangsläufig. Zwar schreibt der in Tokio als Sohn eines Diplomaten geborene Autor jetzt in Hamburg seine Bücher. Am liebsten aber sitzt er in Paris im Jardin du Luxembourg. Morgens liest er sieben Zeitungen, bevor er ein neues Kapitel verfasst. Wie man sich einen Journalisten im Ruhestand vorstellt. Wickerts Welt ist die des Feingeists, der Lockerheit mit Stil verbindet. Als „Tagesthemen“-Moderator (1991 bis 2006) setzte er Maßstäbe.
Der frühere „Krawattenmann des Jahres“sinniert gern über verloren gegangene Tugenden. Aber er ist kein sozialer Träumer. Zusammen mit seiner Frau Julia Jäkel, Chefin des Verlagshauses Gruner+Jahr, engagiert er sich unter anderem für Kinderrechte. Unvergessen bleibt, wie er uns in die Heia schickte: „Einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht ... das Wetter!“