Integration bleibt große Aufgabe
Es ist ruhiger geworden um die Geflüchteten im Landkreis. Vorbei die Zeiten, als das Landratsamt händeringend nach Unterkünften für immer mehr Neuankömmlinge suchte. Als die Sporthalle des Friedberger Gymnasiums sogar vorübergehend zur Erstaufnahmeeinrichtung umfunktioniert werden musste.
Inzwischen hat der Landkreis die Unterkünfte um die Hälfte reduziert. Die Zahl der Asylbewerber ist mit rund 1000 über ein Drittel niedriger als im Frühjahr vergangenen Jahres. In vielen Orten hat sich die anfängliche Skepsis gelegt und der Alltag eingespielt. Aufgabe also gelöst?
Nein, natürlich nicht. Denn im Hintergrund geht die Arbeit in Asylhelferkreisen und Behörden weiter, auch wenn sie nicht mehr die Schlagzeilen beherrscht. Die Menschen haben zwar ein Dach über dem Kopf, etwas anzuziehen, gehen in Sprachkurse und kämpfen sich durch die Mühlen der Bürokratie.
Doch damit ist es längst nicht getan. Die Integration wird und muss weitergehen. Dazu gehören viele Bausteine wie Sprache, Schule, Ausbildung, Beruf, (bezahlbare) Wohnungen und nicht zuletzt die Eingliederung in die deutsche Gesellschaft mit all ihren Freiheiten, Rechten und Pflichten. Da steht den Geflüchteten selbst, aber auch den ehrenamtlichen Helfern und den Behörden noch sehr viel Arbeit bevor. Das wird eine Sache von Jahren sein.
Zumal viele Faktoren ganz schnell alles wieder durcheinanderwirbeln können. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Was handeln die Großkoalitionäre in spe in Sachen Familiennachzug aus, der ja einer der Gründe war, warum Jamaika nicht zustande kam? Gibt es ein Einwanderungsgesetz? Hält das Abkommen mit der Türkei? Wann ringt sich Europa endlich dazu durch, den Fluchtursachen in Afrika ernsthaft entgegenzuwirken? Auch für die Politik gibt es viel zu tun. Nach Jahren voller Gipfeltreffen, Krisendiplomatie und zum Teil zweifelhaften Abkommen geht das stille Massensterben im Mittelmeer weiter. Doch es ist ruhig geworden um die vielen Toten. Entsetzlich!