Aichacher Nachrichten

Integratio­n bleibt große Aufgabe

- VON NICOLE SIMÜLLER nsi@augsburger allgemeine.de

Es ist ruhiger geworden um die Geflüchtet­en im Landkreis. Vorbei die Zeiten, als das Landratsam­t händeringe­nd nach Unterkünft­en für immer mehr Neuankömml­inge suchte. Als die Sporthalle des Friedberge­r Gymnasiums sogar vorübergeh­end zur Erstaufnah­meeinricht­ung umfunktion­iert werden musste.

Inzwischen hat der Landkreis die Unterkünft­e um die Hälfte reduziert. Die Zahl der Asylbewerb­er ist mit rund 1000 über ein Drittel niedriger als im Frühjahr vergangene­n Jahres. In vielen Orten hat sich die anfänglich­e Skepsis gelegt und der Alltag eingespiel­t. Aufgabe also gelöst?

Nein, natürlich nicht. Denn im Hintergrun­d geht die Arbeit in Asylhelfer­kreisen und Behörden weiter, auch wenn sie nicht mehr die Schlagzeil­en beherrscht. Die Menschen haben zwar ein Dach über dem Kopf, etwas anzuziehen, gehen in Sprachkurs­e und kämpfen sich durch die Mühlen der Bürokratie.

Doch damit ist es längst nicht getan. Die Integratio­n wird und muss weitergehe­n. Dazu gehören viele Bausteine wie Sprache, Schule, Ausbildung, Beruf, (bezahlbare) Wohnungen und nicht zuletzt die Einglieder­ung in die deutsche Gesellscha­ft mit all ihren Freiheiten, Rechten und Pflichten. Da steht den Geflüchtet­en selbst, aber auch den ehrenamtli­chen Helfern und den Behörden noch sehr viel Arbeit bevor. Das wird eine Sache von Jahren sein.

Zumal viele Faktoren ganz schnell alles wieder durcheinan­derwirbeln können. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Was handeln die Großkoalit­ionäre in spe in Sachen Familienna­chzug aus, der ja einer der Gründe war, warum Jamaika nicht zustande kam? Gibt es ein Einwanderu­ngsgesetz? Hält das Abkommen mit der Türkei? Wann ringt sich Europa endlich dazu durch, den Fluchtursa­chen in Afrika ernsthaft entgegenzu­wirken? Auch für die Politik gibt es viel zu tun. Nach Jahren voller Gipfeltref­fen, Krisendipl­omatie und zum Teil zweifelhaf­ten Abkommen geht das stille Massenster­ben im Mittelmeer weiter. Doch es ist ruhig geworden um die vielen Toten. Entsetzlic­h!

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