Die Zeit in Bronze – von Rodin zu Barlach
Verschenken Sie doch mal eine größere Perspektive. Ein erweitertes Blickfeld. In diesen Zeiten kann das nicht schaden – und ist auch gar nicht teuer. Fischeye-Objektive zum Aufstecken für das Smartphone gibt es schon für weniger als 15 Euro – damit befindet sich die Welt im Display im Ultraweitwinkel. Manche Hersteller liefern dazu auch noch Tele- und Makro-Objektive dazu – da sieht die Welt doch schnell mal ganz anders aus. Kann sich ja nicht jeder für eine halbe Milliarde Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“in die gute Stube hängen. Aber hochkarätige Weltenretter für die Wohnzimmerwand gibt’s ja immer wieder zu sehr erschwinglichen Preisen – wenn man sie denn zu finden weiß. Aktuell etwa ein wunderbares Beispiel: Der Band „Sofort Bilder“von Wim Wenders (Schirmer Mosel, 49,80 ¤). Großartige Schappschüsse des großen Bildregisseurs und noch dazu in Polaroid-Optik – also gerahmt. Und in toller Druckqualität, wie es bei solchen Bildbänden ja längst verlässlich ist. Als Geschenk lässt sich das mit passenden Bildrahmen in Szene setzen, für eine Wechselausstellung womöglich. Und den möglichen Bild- und damit Geschmackswelten sind ja keine Grenzen gesetzt. Aktuell auch: die besten Star-Porträts von Annie Leibovitz: „Portraits 2005–2016“(Schirmer Mosel, 68 Euro). Oder eben auch: Leonardo da Vinci: Sämtliche Gemälde und Zeichnungen“(Taschen, 49,99 ¤). Der „Salvator Mundi“ist da allerdings auch nicht drin. Im Sommer stehen alle um den Grill herum und warten auf die heiße Wurst, im Winter aber gibt es etwas noch Besseres: Grill anfeuern, Holz oder Kohlen durchglühen lassen, dann die Maronipfanne auf den Grill samt angeritzten Maroni natürlich. Stimmungsanheizer! Nebeneffekt: Wärmt die Finger! Die Pfanne für Kastanien, Maronen oder Nüsse gibt es zum Beispiel für etwa 20 Euro von de Buyer La Lyonnaise. Und die Maronen? Am Markt! Nein, es geht nicht um den schwedischen Dichter Tomas Tranströmer, der 2011 die höchste Literaturauszeichnung der Welt erhalten hat. Dessen Werke gibt es naturgemäß ja längst gedruckt und übersetzt – und in Kleinstauflage. Es geht um den Popstar der Poesie, Preisträger 2016, es geht um Dylan, Bob Dylan, Folk-Gott – und für all die abertausenden Fans gibt es jetzt eine gedruckte Ausgabe seiner besten Lyrics (also doch Lyrik, oder?) mit Übersetzungen von literarischer Güte (von Gisbaert Haefs): „Bob Dylan: Best of Lyrics“, herausgegeben vom Kenner Heinrich Detering, 25 Euro. Im Gegensatz zu Tranströmer jedenfalls gibt es hier eindeutig eine relevante Geschenke-Zielgruppe. Sie erwarten Übernachtungsgäste an
Weihnachten? Wie wäre es, denen gleich ein Bett zu schenken?
Und zwar nicht eine olle Luftmatratze, die
Ihnen die letzte Puste nimmt. Und auch nicht irgend so ein Möbelhaus-Trumm, das dann die Wohnung verstopft – sondern ein Gästebett aus vier Millimeter dicker Wellpappe. Sieht aus wie eine Ziehharmonika, ist ein ökologisch korrektes Designstück, lässt sich nach Abreise klein zusammenklappen. Das „itbed“, kreiert in der Schweiz, macht eine gute Figur, zu haben 90, 120 oder 160 cm breit. Futon drauf – fertig. Sie werden es behalten wollen… Gibt’s in verschiedenen Bauarten bei verschiedenen Anbietern (im Bild das Original www.it-happens.ch/itbed ab 249 Euro; außerdem bei www.roominabox.de und www.stange-design.de ab etwa 100 Euro). Große Anerkennungskämpfe hatten sie beide, aber auf ganz unterschiedliche Art. Am
stirbt mit Auguste Rodin der Meister der Bronze im ausgehenden 19. Jahrhundert. Mit „Der Denker“, „Der Kuss“und „Die Bürger von Calais“war er das Scharnier zwischen alten Genies wie Michelangelo und moderner Kunst von Giacometti und Lüpertz – und bei seinen Zeitgenossen doch extrem umstritten (Wie obszön! Wie unschön!). Knapp zwei Wochen später, am 30. November 1917, erhält ein anderer großer Künstler der Plastik in Berlin seinen Meisterauftritt: die erste Gesamtausstellung der Werke Ernst Barlachs. In seinen Bildmotiven, aber auch in seinem hier vorgelesenen Drama „Der tote Tag“thematisiert er das Leiden und ist damit, 47-jährig, einer der Großen und Gefragten seiner Zeit – bis die deutsche Geschichte und mit ihr Barlach kippt. Zuerst Führer-Gläubiger, später als entartet geächtet, schließlich mit einem Ausstellungsverbot belegt stirbt Barlach 1938. Dieselaffäre? Stickoxide? Feinstaub? Hier die Alternative von
Volkswagen: Schicker
Bus, null Abgase, null Kraftstoffverbrauch und dass er nicht fahren kann, was soll’s:
Ist das Bulli-Zelt erst einmal aufgebaut, will man doch ohnehin genau dort bleiben, wo man gerade ist. Das Zelt gibt es in der Kinderversion (ab 45,90 Euro) und etwas größer, dann auch teurer, für erwachsene Camper (299,90 Euro). Zum Beispiel bei www.trendaffe.de. Parfüm... gähn, schenkt doch jeder. In diesem Fall aber bitte Nase aufsperren: So duftet sich’s mal anders. Die Parfums von J. F. Schwarzlose Berlin riechen nach coolem, lässigen und individuellem Hauptstadtflair. Und heißen auch so: „Rausch“, „Trance“oder „Treffpunkt 8 Uhr“, da mischen sich Mangoblüten, Ingwer, Salbei und noch mehr, liegt die Erinnerung an „Berliner Flirts und Liebesgeschichten“in der Luft. 129 Euro, in ausgewählten Parfümerien oder zu beziehen über www.schwarzlose.berlin. Die Woge wogt, es wallt die Quelle. Es wallt die Qualle in der Welle… Die Zeilen sind von Hermann Hesse, erzeugen bereits ein wunderbares entspannendes Gewoge, gleiches schafft der Songmics Ozean-Projektor. Eine Lampe, die Wellen an die Zimmerdecke zaubert, zugleich ein Lautsprecher, der das passende Rauschen aber auch die eigene Musik abspielt. Da schlafen Kinder schneller ein, entspannen sich die Eltern, wogt, wallt und wellt sich der Tag sanft seinem Ende zu. Ab 16 Euro im Fachhandel oder Internet. bedürftig nach einer Pause, auf eine Bank an einer Bushaltestelle in Bahnhofsnähe. Der 86-Jährige saß dort acht Minuten. Acht. Acht Minuten auf einer Bank! Mitarbeiter des Ordnungsdienstes fanden das zu lange. Warten geht kürzer, und ruhen, einfach so verharren auf der Bank – das wurde als nicht der Zweckbestimmung entsprechend eingestuft. Macht 35 Euro Geldbuße. Danach: Wirbel, Rückzieher, Entschuldigungen. Es sei halt so, dass Trinker und Obdachlose die Wartebänke über Gebühr besetzten, und da habe man in Fehleinschätzung … Geschenkt. Aber darum geht es nicht. Das Düsseldorfer Bank-Trauerspiel zeigt, wie überreglementiert der Stadtraum inzwischen ist, wie willkürlich über angemessenes und unangemessenes Verhalten entschieden wird. Wer nicht brav in amtlich abgesegneter Verhaltenskonfektionsgröße konsumierend seiner Wege geht, ist unerwünscht in unseren schönen Paranoia-Spießercitys.