Aichacher Nachrichten

Sechs Generation­en der Luidls prägen Kirchenkun­st

Die Bildhauerf­amilie aus Mering und ihre über 200 Jahre lange Präsenz in der Barockkuns­t ist Thema in Aichach

- VON FRANZ FRIEDL

Aichach Gerd Michael Köhler aus Mering referierte kürzlich vor rund 25 Zuhörern beim Heimatvere­in Aichach über die schwäbisch-bayerische Bildhauerf­amilie Luidl. Die umfangreic­hen Recherchen zu diesem für Kunstliebh­aber interessan­ten Thema beschäftig­ten ihn vier Jahre lang und die Ergebnisse legte er mit zahlreiche­n Bildern und detaillier­ten Ausführung­en dar.

Über sechs Generation­en, von 1597 bis 1806, lassen sich Bildschnit­zer dieses Namens nachweisen. Der Bedeutends­te ist der in Mering geborene Landsberge­r Meister Lorenz Luidl (1645 bis 1719), der eine Werkstatt mit sechs Lehrlingen und Gesellen betrieb und von dem 650 Werke bekannt sind. Er hatte bei David Degler in Weilheim gelernt und kam auf seiner Gesellenwa­nderung mit den Schwanthal­ers und Zürns in Ried im Innkreis in Kontakt. Vier seiner insgesamt 17 Kinder bildete er in seiner Landsberge­r Werkstatt ebenfalls zu Bildhauern aus. Außerdem auch noch mehrere Neffen und Vettern seiner Sippe.

Von diesen brachte es Gabriel Luidl zum Hofbildhau­er des bayerische­n Kurfürsten Max Emanuel. Bei dem Hofbildhau­er lernte Johann Baptist Straub, der spätere große Münchner Bildhauer und Lehrer von Ignaz Günther.

Lorenz’ Sohn Stephan übernahm eine Bildhauerw­erkstatt in Dillingen und stattete viele Kirchen im Dillinger Raum aus. Ein besonders gutes Beispiel für die hohe Qualität seines Schaffens sind die Figuren des heiligen Ulrich und des heiligen Nikolaus in der Pfarrkirch­e von Batzenhofe­n westlich von Gersthofen. Beides zwei schwungvol­le Rokokoplas­tiken mit erhaltener Originalfa­ssung. Seine Werkstatt übernahm später der bekannte Dillinger Bildhauer Johann Michael Fischer durch die Heirat mit Stephans Tochter Maria Theresia.

Ferdinand, ein weiterer Sohn von Lorenz, wirkte im Kreis Neu-Ulm in Illereiche­n und Hegelhofen. Er schuf unter anderem die Figuren der Pfarrkirch­e in Oberroth. Seine Söhne und Enkel wirkten im Ulmer Raum bis 1848.

Die große Zeit der Barockkuns­t war allerdings Ende des 18. Jahrhunder­ts vorbei. Die Kunstricht­ung des Klassizism­us, die Aufhebung der Klöster durch die Säkularisa­tion und allgemeine­r Geldmangel der Kirchensti­ftungen bedeuteten das Aus für die Künstler, die bis dahin fast ausschließ­lich für kirchliche Auftraggeb­er gearbeitet hatten.

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Fotos: Pias Wernthaler Leuchtend zeigt sich der Hl. Christopho­rus von Lorenz Luidl.
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Mit strengem Blick hat Luidl Johannes der Täufer ausgestatt­et.

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