Profifußballer Ermes wirbt für Integration
Der Verein „In Safe Hands“besucht die Mittelschule Aindling. Ein Flüchtling erzählt von seinen Erfahrungen
Aindling Jonas Ermes und Ahmad Almakad vom Verein „In Safe Hands“kamen mit einer klaren Ansage: „Wir wollen heute nicht Fußball spielen, sondern über Flüchtlinge reden.“Der Profitorhüter Ermes und sein Begleiter haben die Mittelschule Aindling besucht, um mit den 40 Schülern der sechsten Klassen in einem rund zweistündigen Programm Fluchtursachen, Fluchtrouten und Menschenrechte zu beleuchten. Dass FCA-Torwart Andreas Luthe an dem Tag doch nicht mit dabei sein konnte, war nach wenigen Minuten vergessen.
Der Aindlinger Bürgermeister Tomas Zinnecker, Claudia Genswürger vom Schulamt, Petra Kampa von Unicef, Petra Bachmeier von der Gemeinde Affing und Eva-Maria Teebken vom Bildungsbüro des Landkreises verfolgten den spannenden Dialog, der sich zwischen den Schülern und Jonas Ermes entwickelte. Was der Unterschied zwischen Binnenflüchtlingen und Flüchtlingen ist, konnten einige Schüler erklären. Und auch bei der Frage, aus welchen Ländern die meisten Menschen derzeit flüchten, streckten sich die Finger in die Höhe. Dass die Hauptaufnahmeländer von Flüchtlingen jedoch jenseits der europäischen Grenzen liegen, verwunderte viele dann doch.
Dialogorientiert baute Ermes einen engen Draht zu den Schülern auf. Einer der neuzugewanderten Schüler der sechsten Jahrgangsstufe berichtete offen von seiner Flucht und den mehrmaligen Überfahrtsversuchen von der Türkei nach Griechenland. Von seiner eigenen Route von Damaskus nach Deutschland berichtete auch Ahmad Almakad, einer der Zeitzeugen, die den Verein „In Safe Hands“zu den Schuldialogen begleiten. Auf dem Boden der Turnhalle zeigte ein dickes Seil den Umriss eines Schlauchboots, in dem die Schüler Platz nahmen und den Erzählungen von Almakad über seine Route über den Libanon, die Türkei und Griechenland lauschten. Die Kinder waren von den geschilderten Erlebnissen sehr beeindruckt und wollten wissen, wie der junge Syrer auf so engem Platz zurecht gekommen sei. Platzangst hatte Almakad nicht, wie er den Kindern versichern konnte.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dieser direkte Kontakt Flucht greifbarer macht!“, erklärt Ermes. Michelle und Nicole konnten nach dem Schuldialog ihre Namen auf Arabisch in der Hand halten: „Ich kann jetzt anders nachvollziehen, was so eine Flucht bedeutet“, erklärte Nicole.
Ein respektvolles Miteinander über politische Bildungsarbeit und Integration durch Sport zu fördern, das war ein Hauptanliegen von Ermes und Luthe, als sie 2015 den Verein „In Safe Hands“gründeten. Sie wollen über gängige Vorstellungen zum Thema Flucht ins Gespräch kommen und auch die Menschenrechte thematisieren. Auch in ihrem offenen Fußballangebot „Fremd wird Freund“kommen Jugendliche wöchentlich auf Fußballplätzen in Augsburg zusammen. Ehrenamtliches Engagement aus dem Profifußball heraus, das sei selten und werde vielleicht bald mit dem internationalen Peace and Sport Award prämiert, schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Im Augsburger Raum nehme die Nachfrage stetig zu. Die Mittelschule Friedberg ist schon bereit für den nächsten Schuldialog.
IMehr im Internet unter www.insafehands.de.