So wird der Kö in Zukunft überwacht
Die Augsburger Polizei will den Königsplatz ab Herbst kommenden Jahres mit Videokameras beobachten. Sie begründet das mit einem deutlichen Anstieg der Kriminalität. Die wichtigsten Fragen und Antworten
Wann sollen die Kameras am Kö in Betrieb genommen werden?
Es dauert noch etwas. Von heute auf morgen kann die Videoüberwachung nicht installiert werden, da es technisch aufwendig ist, einen so großen Platz zu überwachen. Die Augsburger Polizei plant derzeit, die Kamera im vierten Quartal des kommenden Jahres in Betrieb zu nehmen. Für die Anschaffung der Videotechnik wird es ein europaweites Ausschreibungsverfahren geben – auch das benötigt Zeit.
Welcher Bereich wird künftig von der Polizei überwacht?
Fast der gesamte Königsplatz soll von den Kameras erfasst werden – darunter das Haltestellendreieck der Stadtwerke, der Kö-Park und das Areal um den Manzú-Brunnen. Ausgenommen sind jene Bereiche, in denen Lokale eine Außenbewirtung betreiben. Die Gäste sollen sich nicht gestört fühlen. „Wir wollen niemandem beim Cappuccinotrinken beobachten“, sagt Polizeipräsident Michael Schwald. Ein Computerprogramm wird die Aufnahmen dieser Bereiche automatisch unkenntlich machen. Dasselbe gilt für die Eingänge von Häusern und Geschäften. Auch in die Fenster der Gebäude wird die Polizei nicht hineinspähen können. Das würde gegen den Datenschutz verstoßen. Die von Autos befahrenen Straßen auf der Westseite des Platzes sind ebenfalls nicht im überwachten Bereich.
Werden die Videoaufnahmen gespeichert?
Ja. Das Gesetz erlaubt eine Speicherzeit von zwei Monaten. Danach müssen die Daten wieder gelöscht werden. Die Augsburger Polizei will diesen Spielraum aber gar nicht ausreizen. „Wir halten eine Speicherfrist von 14 Tagen für ausreichend“, sagt Polizeioberrat Christian Mergel. Er leitet das Projekt Videoüberwachung. Die Daten werden bei der Polizei gespeichert. Länger als zwei Wochen bewahrt die Polizei nur Material auf, das als Beweismittel für Straftaten oder gravierende Ordnungswidrigkeiten benötigt wird.
Kann die Polizei auch Livebilder vom Königsplatz sehen?
Die Videobilder werden direkt zur Polizeiinspektion Mitte und in die Einsatzzentrale des Polizeipräsidi- ums übertragen. Gefilmt wird 24 Stunden am Tag. Es gibt allerdings keine eigenen Beamten, die nur dafür eingesetzt werden, die Monitore zu kontrollieren. Die Beamten können aber immer wieder draufschauen – vor allem dann, wenn ihnen ein Vorfall auf dem Platz gemeldet wird.
Wie gut sind die Kameras?
Die Kameras werden in der Lage sein, einzelne Gesichter so gut zu erfassen, dass die Polizei die Bilder nach einer Straftat für Ermittlungen und Fahndungen nutzen kann. Die Polizei verspricht sich davon, künftig mehr Straftaten als bisher aufklären zu können. In der Zeit von Januar bis September dieses Jahres habe es bereits 56 Straftaten am Kö gegeben, bei denen der Täter zunächst unbekannt war, sagt Polizeipräsident Michael Schwald. In Berlin wird derzeit an einem Bahnhof eine automatische Gesichtserkennung getestet, die Passanten erfasst und deren Gesichter sofort mit den Datenbanken der Polizei abgleicht. Das ist in Augsburg nicht vorgesehen.
Wie begründet die Polizei die Videoüberwachung genau?
Die Kriminalität am Königsplatz sei in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen, sagt Polizeioberrat Christian Mergel. Die Polizei hat jeweils den Zeitraum von Januar bis September ausgewertet. Im Jahr 2015 wurden in dieser Zeit insgesamt 192 Straftaten gezählt. 2016 waren es bereits 363 Taten, in diesem Jahr stieg die Zahl auf 469. Betrachtet man die Körperverletzungen extra, ergibt sich dasselbe Bild: 2015 waren es 84 Fälle, 2016 zählte die Polizei 150 Fälle und in diesem Jahr waren es 180 Körperverletzungen. Auch die Zahl der Polizeieinsätze stieg im Vergleichszeitraum: von 350 Einsätzen in 2015 auf 675 in diesem Jahr. Konflikte gab es am Kö zuletzt immer wieder in der Süchtigenszene, unter jungen Migranten und auch mit aggressiven Bettlern.
Wird die Polizei weniger Präsenz zeigen, wenn die Kameras da sind?
Polizeipräsident Michael Schwald sagt: „Wir bleiben mit Streifenfahrten und Schwerpunktkontrollen wie bisher präsent, es gibt da keine Abstriche.“Sollte sich zeigen, dass es einen Verdrängungseffekt gibt und die Süchtigenszene ihren Treffpunkt verlagert, werde die Polizei auch darauf reagieren.