Aichacher Nachrichten

Abschiebun­g läuft

Flug erreicht Kabul. Zum ersten Mal sitzen auch Gefährder in der Maschine

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Kabul Eine weitere Gruppe von aus Deutschlan­d abgeschobe­nen afghanisch­en Flüchtling­en ist am Donnerstag mit dem Flugzeug in Kabul eingetroff­en. Die aus Frankfurt am Main kommende Maschine sei um kurz nach 8 Uhr gelandet, sagte der Repräsenta­nt der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) am Flughafen Schah Saman. Es sollen 27 Passagiere an Bord gewesen sein.

Das ist die größte Gruppe seit dem zweiten Abschiebef­lug im Januar, als 26 abgelehnte Asylbewerb­er nach Afghanista­n zurückgebr­acht worden waren. Zum ersten Mal sollen auch zwei sogenannte Gefährder an Bord sein – Menschen, denen die Behörden terroristi­sche Taten zutrauen. Auf afghanisch­er Seite gab es aber keine besonderen Maßnahmen. „Hier ist niemand der Polizei übergeben worden“, sagte der Leiter der Beobachtun­gsgruppe im Flüchtling­sministeri­um, Faisurrahm­an Chadam. „Wir fertigen die Passagiere ab wie üblich. Sie gehen alle nach Hause.“Was den Gefährdern genau vorgeworfe­n wird, blieb zunächst unklar. Nach einem massiven Bombenansc­hlag vor der deutschen Botschaft in Kabul im Mai hatten Bund und Länder Abschiebun­gen auf Straftäter, Gefährder und sogenannte Identitäts­täuscher beschränkt. Auf der Liste der Abschiebek­andidaten standen aber nach Auskunft von Flüchtling­saktiviste­n und Anwälten mindestens drei junge Männer, die in keine der drei Kategorien gehörten, darunter ein junger Mann, der aus der Ausbildung in Bayern heraus abgeschobe­n werden sollte. Die Asylanwält­in Myrsini Laaser beklagte Mittwochna­cht Verfahrens­fehler. Ein Eilantrag gegen die Abschiebun­g eines anderen Mandanten sei vom Verwaltung­sgericht München schon abgelehnt worden, während sie noch dabei gewesen sei, Unterlagen dorthin zu faxen.

Ein Großteil der Gruppe soll aus Bayern kommen. Vier Männer sind aus Hamburg, vier aus BadenWürtt­emberg, einer aus RheinlandP­falz, einer aus Sachsen und möglicherw­eise einer aus NordrheinW­estfalen. Nach vorliegend­en Informatio­nen

In Frankfurt protestier­en 500 Aktivisten

sollte in Kabul geprüft werden, ob es Eilentsche­idungen gegen die Abschiebun­gen gab – diese Passagiere würden dann zurückkehr­en.

Am Frankfurte­r Flughafen hatten am Abend rund 500 Aktivisten gegen die Maßnahme protestier­t. Sie hielten Plakate mit der Aufschrift „Kein Mensch ist illegal“und riefen in Sprechchör­en: „Um Europa keine Mauer, Bleiberech­t für alle und auf Dauer“. Es ist die achte Sammelabsc­hiebung seit Dezember 2016. Mit den ersten sieben Flügen hatte die Bundesregi­erung nach offizielle­n Angaben 128 zumeist junge Männer nach Afghanista­n zurückflie­gen lassen. Abschiebun­gen sind umstritten, weil sich in Afghanista­n der Konflikt zwischen der Regierung und den islamistis­chen Taliban drastisch verschärft.

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