Das neue G9 ist besiegelt
Landtag beschließt Schulreform. Die Schlussdebatte hat auch eine überraschende Seite
München Die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) in Bayern ist endgültig besiegelt. Ein Dreivierteljahr vor dem offiziellen Start billigte der Landtag die von vielen Schülern, Eltern und Lehrern herbeigesehnte Reform – und zwar fraktionsübergreifend. Möglich wurde dies durch einen Kursschwenk der CSU, die das G8 lange gegen massive Kritik verteidigt hatte. CSU, SPD, Freie Wähler und Grüne stimmten nun für das neue G9. Dieses startet mit Beginn des Schuljahres 2018/19 für alle Fünft- und Sechstklässler. Kinder, die seit diesem September in die fünfte Klasse gehen, sollen aber auch schon im reformierten System lernen.
„Das G9 in Bayern kommt, und das ist wirklich gut so“, sagte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) in einer, angesichts des zurückliegenden jahrelangen Streits, überraschend zahmen Debatte. Es sei für die Entwicklung der Schüler gut, dass ihnen künftig wieder mehr Zeit gegeben werde. Zudem versicherte er, Lehrpläne, Schulbücher und alles andere werde rechtzeitig fertig.
Die Rückkehr zum G9 ist Teil eines Bildungspakets für alle Schularten, das unter anderem 2000 neue Stellen vorsieht. Am neunjährigen Gymnasium wird der Nachmittagsunterricht deutlich reduziert. Informatik wird Pflichtfach, andere Fächer werden gestärkt. Es gibt aber auch eine institutionalisierte „Überholspur“: Gymnasiasten sollen die Möglichkeit haben, die elfte Klasse auszulassen und weiterhin in acht Jahren zum Abitur zu kommen.
Der SPD-Bildungsexperte Martin Güll lobte den „Wandel“bei der CSU als enorm, schließlich habe die Fraktion noch lange einen Lobgesang auf das G8 gesungen. Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte: „Es ist gut, dass es in Bayern wieder ein neunjähriges Gymnasium gibt.“Die CSU habe aber „zehn Jahre verschlafen“. Und Thomas Gehring (Grüne) spottete: „Wenn es nach den Bildungspolitikern der CSUFraktion ginge, dann würde heute noch das Hohelied auf das G8 gesungen.“Das um ein Jahr verkürzte Gymnasium war 2004/2005 an den Start gegangen.