Graben, bis die Bronzezeit kommt
Archäologen legen eine 3000 Jahre alte Siedlungsgeschichte neben dem Theater frei. Bei einer Führung können Interessierte am Sonntag hinter den Bauzaun blicken und Spannendes entdecken
Wer durch die Ritzen des Bauzaunes an der Volkhartstraße schaut, blickt auf Erd- und Gesteinsschichten, die bis zu 1700 Jahre alt sind. Nahe des Eingangs des Stadttheaters entdeckten die Archäologen Spuren aus der Bronzezeit. Das sei nicht ganz ungewöhnlich, erklärt der Archäologe Günter Fleps. Es war schon lange bekannt, dass die Augsburger Hochterrasse schon 1500 Jahre vor den Römern wegen ihrer Fruchtbarkeit von kleineren Familienclans besiedelt wurde.
Doch im tiefsten Teil der Grube stieß die zwölfköpfige Mannschaft um den Archäologen Günther Fleps auf eine Überraschung: Eine helle Erdschicht, scharf getrennt von der benachbarten dunkleren Lehmfläche, ordnet der Fachmann eindeutig einem römischen Wehrgraben zu, den er hier nicht vermutet hätte. Der Graben verläuft von Süd nach Nord, liegt jedoch außerhalb der römischen Hauptmauer, die im dritten Jahrhundert noch aus Palisadenzäunen bestand.
Damit gehören diese Funde wohl zu dem erst 2008 beim Maria-Theresia-Gymnasium und im Annahof entdeckten, äußeren Mauersystem, mit dem die Römer vermutlich eine zukünftige Erweiterung ihrer Siedlung schützen wollten. „Die Hauptstraße der Römer verlief weiter zu unserer Baustelle, nämlich parallel zur Frölichstraße und dann durch das Ottmarsgässchen. Hier beim Stadttheater hätten wir solch römische Funde deswegen nicht vermutet“, so der Grabungs- Sogar eine Fibel, eine Brosche samt Nadel, zum Halten eines Mantels, fand sein Team im Erdreich.
Überbaut wurde der Graben mit dem Leihamt, von dem sich ebenfalls Reste fanden, und dem ebennördlich falls zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbauten Wein-, Korn- und Salzstadel.
Durch den Bauzaun geblickt rechts, in Richtung Theaterhaupteingang, sind die Ziegelmauern jeleiter. ner Bastion freigelegt, die ab 1563 die Stadt am Alten Einlass schützte. Gut erkennbar sind auch das alte Pflaster vor der Bastion und mit den Entlastungsbögen auch Teile der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert.
Insbesondere für diese Funde kann Baudirektor Norbert Reinfuss sich vorstellen, dass die Stadt über eine Möglichkeit zur Bewahrung und Ausstellung nachdenkt. Das imposante steinerne Rund in der Mitte der Grube ist ein Lüftungsschacht des Theaters, der 1949 gebaut worden und bis 2017 in Betrieb war. Er wie auch der nebenanliegende Betonweg werden noch ausgehoben, um die darunterliegende mittelalterliche Befestigungsmauer untersuchen zu können.
Wenn das Areal archäologisch ausgeforscht ist, soll es im nächsten Jahr auf der kleinen Grünfläche an der Heilig-Kreuz-Straße und unter den beiden Wegen vor dem Theaterverwaltungsgebäude weitergehen.
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Führungen Am Sonntag, 10. Dezem ber, werden von 13 bis 17 Uhr Führun gen angeboten. Treffpunkt vor Seitenein gang des Stadttheaters, Kasernenstra ße. Reservierungen erforderlich unter 324 4131. Da die jeweils 25 Plätze schnell belegt sein werden, verspricht Grabungsleiter Günter Fleps weitere Führungen für Frühjahr 2018.