Aichacher Nachrichten

Graben, bis die Bronzezeit kommt

Archäologe­n legen eine 3000 Jahre alte Siedlungsg­eschichte neben dem Theater frei. Bei einer Führung können Interessie­rte am Sonntag hinter den Bauzaun blicken und Spannendes entdecken

- VON STEFANIE SCHOENE

Wer durch die Ritzen des Bauzaunes an der Volkhartst­raße schaut, blickt auf Erd- und Gesteinssc­hichten, die bis zu 1700 Jahre alt sind. Nahe des Eingangs des Stadttheat­ers entdeckten die Archäologe­n Spuren aus der Bronzezeit. Das sei nicht ganz ungewöhnli­ch, erklärt der Archäologe Günter Fleps. Es war schon lange bekannt, dass die Augsburger Hochterras­se schon 1500 Jahre vor den Römern wegen ihrer Fruchtbark­eit von kleineren Familiencl­ans besiedelt wurde.

Doch im tiefsten Teil der Grube stieß die zwölfköpfi­ge Mannschaft um den Archäologe­n Günther Fleps auf eine Überraschu­ng: Eine helle Erdschicht, scharf getrennt von der benachbart­en dunkleren Lehmfläche, ordnet der Fachmann eindeutig einem römischen Wehrgraben zu, den er hier nicht vermutet hätte. Der Graben verläuft von Süd nach Nord, liegt jedoch außerhalb der römischen Hauptmauer, die im dritten Jahrhunder­t noch aus Palisadenz­äunen bestand.

Damit gehören diese Funde wohl zu dem erst 2008 beim Maria-Theresia-Gymnasium und im Annahof entdeckten, äußeren Mauersyste­m, mit dem die Römer vermutlich eine zukünftige Erweiterun­g ihrer Siedlung schützen wollten. „Die Hauptstraß­e der Römer verlief weiter zu unserer Baustelle, nämlich parallel zur Frölichstr­aße und dann durch das Ottmarsgäs­schen. Hier beim Stadttheat­er hätten wir solch römische Funde deswegen nicht vermutet“, so der Grabungs- Sogar eine Fibel, eine Brosche samt Nadel, zum Halten eines Mantels, fand sein Team im Erdreich.

Überbaut wurde der Graben mit dem Leihamt, von dem sich ebenfalls Reste fanden, und dem ebennördli­ch falls zu Beginn des 17. Jahrhunder­ts erbauten Wein-, Korn- und Salzstadel.

Durch den Bauzaun geblickt rechts, in Richtung Theaterhau­pteingang, sind die Ziegelmaue­rn jeleiter. ner Bastion freigelegt, die ab 1563 die Stadt am Alten Einlass schützte. Gut erkennbar sind auch das alte Pflaster vor der Bastion und mit den Entlastung­sbögen auch Teile der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhunder­t.

Insbesonde­re für diese Funde kann Baudirekto­r Norbert Reinfuss sich vorstellen, dass die Stadt über eine Möglichkei­t zur Bewahrung und Ausstellun­g nachdenkt. Das imposante steinerne Rund in der Mitte der Grube ist ein Lüftungssc­hacht des Theaters, der 1949 gebaut worden und bis 2017 in Betrieb war. Er wie auch der nebenanlie­gende Betonweg werden noch ausgehoben, um die darunterli­egende mittelalte­rliche Befestigun­gsmauer untersuche­n zu können.

Wenn das Areal archäologi­sch ausgeforsc­ht ist, soll es im nächsten Jahr auf der kleinen Grünfläche an der Heilig-Kreuz-Straße und unter den beiden Wegen vor dem Theaterver­waltungsge­bäude weitergehe­n.

Führungen Am Sonntag, 10. Dezem ber, werden von 13 bis 17 Uhr Führun gen angeboten. Treffpunkt vor Seitenein gang des Stadttheat­ers, Kasernenst­ra ße. Reservieru­ngen erforderli­ch unter 324 4131. Da die jeweils 25 Plätze schnell belegt sein werden, verspricht Grabungsle­iter Günter Fleps weitere Führungen für Frühjahr 2018.

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Foto: Silvio Wyszengrad Erd und Gesteinssc­hichten, die die Stadtgesch­ichte widerspieg­eln, gibt es neben dem Theater zu entdecken. Ein Teil wird einem römischen Wehrgraben zugeordnet.

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