Schwalben bringen Glück und Dreck
Viele Vögel haben sich neues Todtenweiser Feuerwehrhaus als Brutplatz ausgesucht. Das freut Vogelschützer, sorgt aber auch für Ärger. Warum Feuerwehr die Spritze gebunden ist
Todtenweis Schwalben bringen Glück. Diese Volksweisheit entschlüpft in diesen Tagen so manchem Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Todtenweis nur widerwillig. 30 Nester haben Mehlschwalben (siehe Infoartikel) im Sommer an die SüdostFassade des neuen Todtenweiser Feuerwehrhauses geklebt, das erst im Frühjahr eingeweiht worden war. In 22 davon zogen sie ihre Brut hoch. Dazwischen zeugen Batzen von vielen vergeblichen Versuchen, weitere Bauten anzubringen. Kurz: Das schaut ziemlich beschissen aus.
Diesen Kalauer ließ auch Bürgermeister Konrad Carl nicht aus, als ihn die Aichacher Nachrichten nach dem weiteren Vorgehen befragten. „Freilich wollten wir die Nester beseitigen und den Schaden beheben, doch wir sind eingebremst worden – zuerst von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt, dann auch von der Regierung von Schwaben“, gibt der Todtenweiser Bürgermeister unumwunden zu und ergänzt: „Die Schwalben bleiben wohl da. Wir können höchstens Kotbretter anbringen, die ebenfalls beschissen aussehen.“
Carl berichtet auch, wie sich die Todtenweiser Feuerwehrmänner über den Sommer behalfen. Sie legten eine Plastikfolie aufs Pflaster und streuten dick Rindenmulch darüber, damit sich der Kot wenigstens nicht in den Belag ätzen konnte. Aber den- noch sei es „über das ganze Jahr hindurch ein Kampf gegen den Dreck“gewesen. Die Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr zitiert Carl so: „Jetzt haben die Schwalben unseren 1,6-Millionen-Bau eingenommen.“
Und wie ist das Landratsamt auf die Nester aufmerksam geworden? „Wir bekamen Meldungen aus Todtenweis, als die Feuerwehr anfing, ihr Gerüst aufzustellen“, sagt Gerhard Grande von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Aichach-Friedberg. Doch längst schon ist die Behörde wieder aus dem Spiel. Die Regierung von Schwaben habe den Fall übernommen, heißt es von der Kreisbehörde. „Wir können hier nur über Biber und Hornissen entscheiden. Alles andere obliegt fachlich und rechtlich der Bezirksbehörde“, bestätigt Gerhard Grande.
Beeinflusst bei der Auswahl ihrer Wohnungen für den Sommer 2017 hat die Mehlschwalben wohl auch die Konstruktion des Baus und die Lage so hoch über dem Boden. Und dann wirken die langen Fensternischen auch noch wie ein Felsüberhang. Das bietet Sicherheit vor Marder und Co. Im Umfeld befinden sich noch Kuhställe, Bullen- und Kälbermastplätze – für Verpflegung ist also ebenfalls bestens gesorgt. Lauter Argumente für die Mehlschwalben, den 1,6-Millionen-Bau als ihr Biotop in Anspruch zu nehmen.
Und was sagen die Todtenweiser Feuerwehrler dazu? Ihr Vorsitzender Ludwig Grammer jun. bestätigt, dass die Nester wahrscheinlich dran bleiben müssen. Grammer: „Wir werden da was anbringen müssen, damit die Fassade nicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wird.“In diesem Fall gilt wohl eine Umwandlung des alten Sprichworts: Diese Schwalben haben Glück.