Auf weihnachtlicher Mission
Christine Haas engagiert sich für die Spendenaktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Was die 51-Jährige aus Ecknach motiviert und warum sie nicht ans Aufhören denkt
Aichach Ecknach Weihnachten im Wittelsbacher Land ist für die meisten Kinder ein Tag der Freude. Unter dem Christbaum türmen sich die Geschenke, Wünsche gehen in Erfüllung. Nicht so in manchen osteuropäischen Ländern, in denen Armut herrscht. Für Christine Haas aus dem Aichacher Stadtteil Ecknach ein Grund sich zu engagieren.
Seit 18 Jahren ist die 51-Jährige schon bei der Geschenkaktion „Weihnachten im Schuhkarton“des Vereins Geschenke der Hoffnung dabei. Anfangs hat sie noch selbst Schuhkartons befüllt. Jedes Jahr hat sie ein Päckchen in die Aichacher Pfarrkirche gebracht. Weil es irgendwann in der Stadt keine Annahmestelle mehr gab, hat Haas diese Aufgabe übernommen. „Das hat sich einfach so ergeben“, sagt die Arzthelferin. Das sei bestimmt schon zwölf Jahre her. So genau kann sich Haas nicht mehr erinnern.
Mit ihrer Hilfe existieren heute alleine in Aichach vier Annahmestellen. In der Zentrale des Hilfswerks in Berlin bestellte sie InfoFlyer und legte sie in Aichacher Geschäften aus. So ist Haas schnell mit Leuten in Kontakt gekommen und hat sich eine treue Spenderschaft aufgebaut. „Eine Dame hat in diesem Jahr 15 Pakete gebracht, eine andere spendet jedes Jahr zehn Schuhkartons“, berichtet sie stolz. Heuer konnte Haas die Grundschule in Ecknach gewinnen. 72 Spendenpakete befüllten dort die Schüler. Im Laufe der Zeit hat sich die Aktion immer weiter herumgesprochen. Aus dem ganzen Landkreis kommen inzwischen Spender nach Ecknach. „Mittlerweile ist es ein Selbstläufer“, sagt Haas.
Darüber, warum sie das macht, muss sie nicht lange nachdenken. „Ich finde den Gedanken schön, dass Kinder beschenkt werden. Einige von ihnen haben in ihrem Leben noch nie ein Geschenk bekommen“, sagt Haas, selbst Mutter. Für Haas Grund genug, sich seither jedes Jahr aufs Neue zu engagieren.
Hin und wieder wagt die gebürtige Friedbergerin einen Blick in einen Schuhkarton. Kuscheltiere, Schokolade, Buntstifte und andere Kleinigkeiten entdeckt sie dann da- „Die meisten geben sich Mühe“, stellt sie immer wieder fest. Manchmal kommt auch etwas von den Kindern aus Osteuropa zurück. „Eine Freundin hat mal einen Brief bekommen“, erinnert sich Haas.
Normalerweise zählt sie jährlich 150 Pakete. In diesem Jahr waren es mehr als doppelt so viele. 330 buntverpackte Schuhkartons stapelten sich in der Garage vor ihrem Haus in Ecknach. Weil die Sammelstelle, die ihre Pakete in den vergangenen Jahren abgeholt hat, nicht mehr existiert, hat sich Haas bereit erklärt, die Kartons aus einigen umliegenden Annahmestellen zusätzlich bei sich zu lagern. Für die Ehrenamtliche kein Problem: „Ich freue mich über jedes einzelne Paket, das kommt. Zu viel wird es nie.“
Aus Ecknach reisten die Kartons nach Karlsfeld bei Dachau. Dort leitet Karola Bühler seit zehn Jahren eine Sammelstelle für „Weihnachten im Schuhkarton“. In diesem Jahr kamen zu ihrem Einzugsgebiet auch Teile des Wittelsbacher Landes hinzu, darunter Ecknach. Viermal fuhr die 60-jährige Karlsfelderin auf ihrer „Lumpentour“, wie sie es nennt, die einzelnen Annahmestellen an und holte die Päckchen ab. In ihrer Sammelstelle zogen sie und ihr Team, bestehend aus sechs ehrenamtlichen Mitstreitern, danach Bilanz. 1185 Päckchen kamen in diesem Jahr zusammen. Der Aufwand, den sie betrieben haben, war immens. Sie öffneten jedes einzelne Paket und kontrollierten den Inhalt. Aufgrund der Zoll- und Hygienebestimmungen in den EmpfängerLändern, dürfen die Päckchen nur ausgewählte Gegenstände enthalten. Gummibärchen, Nüsse, Kekse, gebrauchte Kleidung, Seife oder Kriegsspielzeug sind streng verboten. An den Grenzen werden die Lastwagen stichprobenartig kontrolliert. Entdecken Zollbeamten dabei etwas Verdächtiges, kann die gesamte Ladung eingezogen werden.
Daher sind Bühler und ihr Team stets sehr sorgfältig. „Jeder nimmt die Pakete sechs Mal in die Hand“, verrät sie. Das Team füllte Kartons auf, damit jedes Kind gleich viel erhält. „Da kommen Stunden zusammen, die können sie gar nicht zählen“, sagt Bühler. Sie und ihre Helfer arbeiteten rund um die Uhr und legten Nachtschichten ein. Die gerin. brauchte Kleidung oder die verbotenen Lebensmittel spenden sie der Tafel oder dem Roten Kreuz (BRK). Kürzlich wurden die Pakete von einer Spedition in die sogenannte Weihnachtswerkstatt nach Berlin gebracht. Von dort geht es in die Bestimmungsländer.
Doch für Bühler ist die Spendenaktion längst nicht vorbei. Das ganze
„Einige haben in ihrem Leben noch nie ein Geschenk bekommen.“Christine Haas über die Empfänger der Pakete
„Ich denke, mir geht es so gut, da kann ich auch was zurückgeben.“Karola Bühler über ihre Motivation zu helfen
Jahr über ist sie für „Weihnachten im Schuhkarton“im Einsatz. Sie hält Ausschau nach Schnäppchen, fragt in Banken und Geschäften, ob sie eine Kleinigkeit zur Spende haben. Für Bühler eine Selbstverständlichkeit: „Nur weil jemand im falschen Bett geboren ist, soll er trotzdem die Möglichkeit haben, etwas geschenkt zu bekommen“, sagt sie. „Ich denke, mir geht es so gut, da kann ich auch was zurückgeben. Das ist eine Herzensangelegenheit“.
Das ist es auch für Christine Haas. Ans Aufhören denkt auch die Ecknacherin nicht.