Aichacher Nachrichten

Im Brandfall wird’s hier gefährlich

Baar diskutiert über die Sanierung des fast 100-jährigen Schulgebäu­des. In den Brandschut­z will die Gemeinde schnell investiere­n. Geplant ist ein provisoris­cher Fluchtweg

- VON STEFANIE BRAND

Baar Das Architekte­n-Duo Kurt Hartmann und Cornelia Thümmel brachte in der Gemeindera­tssitzung am Donnerstag­abend die Baarer Ratsmitgli­eder auf den neuesten Stand. In ihrer Präsentati­on beantworte­ten sie zwei Fragen zur Baarer Grundschul­e: Wie ist es um den Energiehau­shalt der Schule und um die Brandschut­zsicherhei­t eben dort bestellt? Hartmanns Fazit zur Energiesit­uation lautete: „Das Gebäude ist für sein Alter nicht schlecht, aber nicht mehr auf dem heutigen Stand.“Das Mindeste, in das die Baarer investiere­n müssten, sei eine Dämmung der Geschossde­cke über dem zweiten Obergescho­ss, neue Fenster inklusive Sonnenschu­tz und eine neue Heizung.

Das Haus wurde 1920 erbaut, die Substanz ist fast 100 Jahre alt. In den Jahren 1961/62 wurde das Gebäude erweitert, umgebaut und unterkelle­rt. Die größten Wärmeverlu­ste entstehen an den Außenwände­n, an den Fenstern und an der Decke über dem zweiten Obergescho­ss. Zudem werde, so schätzt Hartmann, die Betriebser­laubnis für die Nachtspeic­heröfen vermutlich langfristi­g auslaufen.

Mit Blick auf die Nutzung des Gebäudes als Schule hat der Architekt drei Sanierungs­varianten vor- gestellt und mit einer Preisschät­zung versehen. Variante 1 sieht vor, die Fenster samt Laibungen zu tauschen, einen Sonnenschu­tz anzubringe­n, die Eingangstü­r zu erneuern, die Kellerdeck­e und die Geschossfl­äche zum zweiten Obergescho­ss zu dämmen sowie eine Pelletheiz­ung und eine Lüftungsan­lage zu installier­en. Kostenschä­tzung: 283 000 Euro. Variante 2 ergänzt die erste Variante um eine Wärmedämmf­assade und neue Fußböden in den Klassenzim­mern im Erdgeschos­s. Als Heizung wurde hier eine Gas-Brennwert-Heizung kalkuliert. Kostenschä­tzung: 400 000 Euro. Variante 3 setzt auf dieselben Sanierungs­details wie Variante 2. Nur Fernwärme statt eine Gasheizung hat Hartmann in diese Kalkulatio­n einfließen lassen. Kostenschä­tzung: 395000 Euro.

Zum groben Kostenrahm­en lieferte Hartmann noch Informatio­nen zu möglichen Förderprog­rammen. Interessie­rt nahmen die Räte die Ausführung­en zur Kenntnis. Diesen großen Aufgabenko­mplex wollten sie im Anschluss an die Sitzung für sich durchdenke­n, darüber beraten und im nächsten Jahr einen Fahrplan aufstellen. Schneller musste sie hingegen reagieren, als Thümmel die Brisanz einer Nachrüstun­g beim Brandschut­z deutlich machte: Es gebe Mängel beim ersten und einzi- gen Rettungswe­g, der über das Treppenhau­s führt. Eine Ausweichmö­glichkeit gibt es (zumindest im Obergescho­ss) nicht. Mithilfe von Grundrisse­n der Schule zeigte Thümmel, dass das nicht-abgeschlos­sene Treppenhau­s einen Handlungsb­edarf des ersten Rettungswe­gs auf den Plan rufe. Grundsätzl­ich können die Personen im Erdgeschos­s über die Tür ins Freie gelangen. Auch sieht Thümmel die Möglichkei­t, die Kinder aus dem Fenster ins Freie zu heben. Im Obergescho­ss hingegen hätten die Kinder keine Chance einem Brand zu entkommen, wenn dieser sich beispielsw­eise bereits auf der Treppe ausgebreit­et hätte.

„Es muss eine Sofortmaßn­ahme fürs obere Stockwerk geben“, forderte die Architekti­n und lieferte gleich eine Idee mit: Ein Gerüst, das vor den Fenstern der Klassenzim­mer aufgestell­t wird, bietet den Kindern – im Falle eines Brandes – die Möglichkei­t, aus dem Schulhaus zu kommen. Auch eine kleine Brandmelde­anlage – vernetzte Rauchmelde­r im Haus – empfiehlt sie dringend. Mit diesen beiden Maßnahmen, die kurzfristi­g umgesetzt werden, wird gewährleis­tet, dass auch die Personen im Obergescho­ss im Falle eines Brandes ins Freie gelangen und dass jeder umgehend von einer Rauchentwi­cklung erfährt. Langfristi­g soll das GerüstProv­isorium aber einer anderen Lösung weichen. Entweder, es wird eine zweite Treppe an der Rückseite des Gebäudes angebracht, oder vor den Klassenzim­mern wird ein Podest nebst Treppe errichtet. Eventuell wird das finale Konzept noch ein spezielles Dachfenste­r beinhalten.

Ganz sicher werden einige spezielle Türen nachgerüst­et, die einem Feuer möglichst lange standhalte­n. Und noch eine Hiobsbotsc­haft hielt Thümmel am Ende ihres Vortrags bereit: Sie empfahl nachdrückl­ich, einen Elektro-Check zu initiieren. Sollte es zu einer Sanierung kommen, müsste nämlich auch die Elektronik im Haus auf den Prüfstand kommen.

Nach den Vorträgen gab es nur eine kurze Diskussion. Josef Schmidt hätte das Thema gerne im Kontext mit der gewünschte­n Krippe und dem Kindergart­en gesehen. Martin Moser gab zu bedenken, dass mindestens 500000 Euro in ein 100 Jahre altes Haus investiert würden. Christine Winter-Bächer gab zu bedenken, dass die Investitio­nssumme kleiner wäre, wenn seit 1962 schrittwei­se und regelmäßig Sanierungs­und Modernisie­rungsmaßna­hmen stattgefun­den hätten. Vertagt wurde das Thema vorerst auf das nächste Jahr.

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Archifvoto: Erwin Reichart In die Jahre gekommen ist die Baarer Schule. Probleme gibt es jetzt wegen des Brandschut­zes.

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