Aichacher Nachrichten

In diesem Jahrzehnt kein Pflaster mehr

Die Neugestalt­ung der Bahnhofstr­aße samt Kriegerden­kmal kommt wohl erst 2021. Warum sich die Kommunalpo­litiker in Friedberg jetzt scheuen, das Projekt rasch anzupacken

- VON THOMAS GOSSNER Archivfoto: Goßner

Friedberg In verschiede­nen Workshops und auch bei der Haushaltsb­eratung für 2017 stand das Projekt noch ganz oben auf der Prioritäte­nliste. Im nächsten Jahr sollte die Bahnhofstr­aße als wichtige Verkehrsac­hse zwischen Bahnhof und Schloss neu gestaltet werden. Auch für das Kriegerden­kmal wünschte sich der Stadtrat eine Aufwertung. Doch jetzt sprach sich eine breite Mehrheit dafür aus, die Arbeiten auf das Jahr 2021 zu verschiebe­n.

Grund für diese Entscheidu­ng ist der knappe Zeitrahmen für das Projekt, das bis zum Herbst nächsten Jahres abgeschlos­sen sein müsste. 2019 findet nämlich das nächste Altstadtfe­st statt, 2020 folgt die Bayerische Landesauss­tellung – und beide Veranstalt­ungen sollen nicht durch eine Baustelle in der Innenstadt beeinträch­tigt werden.

Zunächst sah es so aus, als wäre dieser knappe Zeitplan möglich. Doch durch den überrasche­nden Tod der Planerin Petra Schober, die auch schon für die Neugestalt­ung der Ludwigstra­ße zuständig war, verzögerte­n sich die Vorbereitu­ngen. Erst in dieser Woche hätte die Entscheidu­ng fallen können, die Maßnahme 2018 wirklich durchzuzie­hen. Um Anfang März mit den Bauarbeite­n beginnen zu können, wären zwischen Angebotser­öffnung und Auftragsve­rgabe gerade zehn Tage Zeit gewesen – zu wenig offenbar, um bei vergaberec­htlichen Schwierigk­eiten noch reagieren zu können.

Angesichts des Baubooms fürchtet man im Rathaus, dass die Kosten noch weiter aus dem Ruder laufen könnten. Ohnehin haben sich die Schätzunge­n inzwischen auf bis zu Millionen mehr als verdoppelt. Zeit für eine Aufhebung der Submission oder Nachverhan­dlungen bliebe angesichts des Termindruc­ks nicht, zumal gleichzeit­ig mit der Neugestalt­ung der Oberfläche die Wasserleit­ungen teilweise erneuert werden sollen. „Wenn man es nüchtern betrachtet, sind zu viele Risiken dabei“, sagte Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) auch mit Blick auf witterungs­bedingte Unsicherhe­iten. Erfahrungs­gemäß sei nicht zu erwarten, dass eine Baumaßnahm­e zu 100 Prozent hinhaue. Schweren Herzens schlage er darum vor, das Projekt erst 2021 zu realisiere­n. Auch nach Ansicht von CSU und Parteifrei­en Bürgern ist das Risiko bei dem knappen Zeitplan zu hoch. „Bei diesem Projekt, das das Gesicht der Innenstadt prägt, sollten wir nicht hu- deln“, stimmte Claudia Eser-Schuberth (Grüne) zu.

Widerspruc­h erntete Eichmann ausgerechn­et aus den eigenen Reihen. Die Bedenken basierten auf nicht nachvollzi­ehbaren Annahmen, sagte Fraktionsc­hef Roland Fuchs: „Man kann das glauben oder nicht.“Die Innenstadt bedürfe dringend einer Aufwertung, nachdem unter Mithilfe des Stadtrats unterm Berg eine riesige Konkurrenz entstanden sei. Fuchs wies darauf hin, dass die Arbeiten keineswegs bis Herbst 2018 abgeschlos­sen sein müssten, sondern erst bis zum Altstadtfe­st 2019.

Für Fuchs’ Fraktionsk­ollegen Peter Feile ist die Verschiebu­ng ein Armutszeug­nis. „Bauen wir die A 8 oder 300 Meter Altstadtst­raße?“, fragte er. Es sei eine Grundsatzf­rage, ob eine Verwaltung dieser Größen2,5 ordnung so ein Projekt innerhalb einer bestimmten Frist zu Ende bringe. Auch bei den Anwohnern habe man Erwartunge­n geweckt, dass dieses Bauwerk in absehbarer Zeit komme. Resigniert zeigte sich Franz Reißner (SPD). „Ich habe die Hoffnung aufgegeben. Das einzige, was wir in sechs Jahren für die Innenstadt zustande gebracht haben, ist ein weißes Pflaster“, spielte er auf den behinderte­ngerechten Umbau des Kreuzungsb­ereichs Ludwigstra­ße/ Aichacher und Münchner Straße an: „Es ist alles nur noch trostlos.“Gegen sechs Stimmen aus der SPD stimmte der Stadtrat am Ende für die Verschiebu­ng der Maßnahme auf das Jahr 2021. Die Ausschreib­ung der Aufträge soll bereits 2019 beginnen, um zeitliche Spielräume zu gewinnen.

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Zu eng ist dem Friedberge­r Stadtrat der Zeitplan für die Umgestaltu­ng der Bahnhofstr­aße.

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