Kosten für Jugendhilfe steigen und steigen
Innerhalb von 15 Jahren hat sich der Etat des Jugendamts nahezu verdreifacht. Jeder zehnte Euro geht in diesen Bereich. Das bereitet Kreispolitikern zunehmend Sorgen. Dabei gehen Ausgaben für minderjährige Flüchtlinge weiter zurück
Aichach Friedberg Die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Wittelsbacher Land ist trotz Bevölkerungswachstum durch die demografische Entwicklung gesunken. Die Kosten für die Jugendhilfe des Kreises steigen dagegen seit Jahren kontinuierlich: In 15 Jahren hat sich der Haushaltsansatz für die Jugendhilfe nahezu verdreifacht. Der Einzeletat des Jugendamts ist schon seit Langem einer der Größten im Kreishaushalt – nahezu jeder zehnte Euro geht im nächsten Jahr in diesen Bereich.
Das Jugendamt plant für 2018 Jahr mit einem Budget von 11,5 Millionen Euro. Das ist fast eine halbe Million Euro mehr als in diesem Jahr. Dabei gehen die Ausgaben für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zurück auf rund 1,9 Millionen. Dafür steigen seit einigen Jahren die Ausgaben für die sogenannten Eingliederungshilfen – eine Entwicklung, die die Kreispolitiker zuneh- mend beschäftigt. Der Haushalt des Jugendamts wurde in einer Sitzung von Kreisausschuss und Jugendhilfeausschuss vorgestellt.
Zwar liegt der Etat im nächsten Jahr unter dem Ansatz von 2016 (12,3 Millionen). Doch dieser Rekord war vor allem der Flüchtlingskrise geschuldet. Damals kalkulierte das Amt Kosten von rund vier Millionen Euro für die Betreuung von rund 90 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und erhöhte den Ansatz gleich um über drei Millionen Euro. Aktuell sind es rund 40 Jugendliche.
Das Jugendamt geht davon aus, dass diese Zahl weiter sinkt. Die neuen Zuweisungen seien geringer als die Beendigung von Zuständigkeiten, wenn Jugendliche ins Er- wachsenenalter kommen. Was dagegen in Zukunft zunehmen werde, seien Unterstützungen und Hilfen für Flüchtlingsfamilien in der Erziehung, sagte Jugendamtsleiter Bernd Rickmann in der Sitzung. Die Kosten für die Betreuungen der jungen Flüchtlinge bekommt der Kreis vom Bezirk erstattet. Allerdings holt sich der Bezirk sein Geld ja auch über die Bezirksumlage vom Kreis.
Die generelle Entwicklung bei der Zahl der Fälle und damit auch den Kosten in der Jugendhilfe bereitet den Kreisräten Sorge. Sissi VeitWiedemann (CSU) forderte eine Analyse, um gegenzusteuern zu können. Zum Vergleich die Ansätze der Jugendetats früherer Jahre: für 2013 kalkulierte das Amt mit 8,1 Millionen Euro, 2011 waren es 7,1 Millionen, 2008 noch 5,8 Millionen und 2002 waren es 3,8 Millionen Euro. Aber die Entwicklung reicht noch viel länger zurück. Bei den Haushaltsberatungen des Kreistags im Jahr 2000 wurde beklagt, dass die Steigerungsrate für die Jugendhilfe im Vergleich zum Jahr 1988 bei 330 Prozent liege.
Ein Teil der aktuellen Kostensteigerungen hat mit den Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche zu tun. Zum Beispiel die Schulbegleitungen. Das ist eine Eins-zu-eins-Betreuung, die es Schülern ermöglicht, am Unterricht teilzunehmen. Ihre Zahl ist von 15 im Jahr 2014 auf 31 in diesem Jahr gestiegen. Der Ansatz für diese Fälle wurde auf eine halbe Million Euro erhöht. Jugendamtsleiter Rickmann geht davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. In diesen Bereich fallen aber auch Kosten für Therapien und pädagogische Unterstützung für Kinder mit sogenannten Teilleistungsstörungen wie Legasthenie, Dyskalkulie, Autismus oder Aufmerksamkeitsstörungen. Auch hier nehmen die Fallzahlen zu und auch hier wurde der Ansatz auf 240 000 Euro aufgestockt. Der Kreis reagiert auch personell auf die ständig steigenden Fallzahlen in diesem Bereich: Für die Eingliederungshilfe soll im Jugendamt eine neue Vollzeitstelle geschaffen werden.
Daneben ist das Amt für viele weitere Aufgaben zuständig: Das Spektrum reicht von der Unterstützung von Alleinerziehenden und ihren Kindern, Hilfen für junge Familien zum Beispiel durch Kinderkrankenpflegerinnen und Hebammen, pädagogische Betreuung, bis zur Unterbringung von Jugendlichen mit großen Problemen in Heimen. Das Gesamtbudget der Jugendhilfe steigt um knapp fünf Prozent, der Nettoanteil des Kreises wächst nicht so stark auf rund acht Millionen Euro. Denn auch die Einnahmen steigen, zum Beispiel durch Kostenbeiträge von Eltern oder Zuschüssen von Bezirk und Land.
In Zukunft nehmen Hilfen für Flüchtlingsfamilien bei der Erziehung zu