Serien sind der Markt der Zukunft
Beim Namen Sky denken viele sofort an Fußball. Geschäftsführer Carsten Schmidt und Kinostar Elyas M’Barek erklären, weshalb und wie der Bezahlsender dieses Image loswerden will
Herr Schmidt, Elyas M’Barek ist seit zwei Jahren das Gesicht in den SkyWerbespots. Weshalb arbeiten Sie gerade mit ihm zusammen?
Carsten Schmidt: Mit Elyas M’Barek haben wir einen Werbebotschafter verpflichtet, der für bestes Entertainment steht. Er hat hohe Glaubwürdigkeit und eine Fangemeinde in einem Kosmos, der Sky bisher nicht ausreichend kennengelernt hat.
Welcher Kosmos?
Schmidt: Wir haben einen klaren Weg eingeschlagen: nämlich Sky langfristig zu einer begehrten Entertainmentmarke für alle zu machen. Sky Ticket zum Beispiel ist ein Angebot ohne lange Vertragslaufzeit für jüngere, mobile, urbane Zielgruppen. Für Menschen, die nicht so einfach langfristige Bindungen eingehen. Auch Entertainmentkonsum soll sofort und ohne Hardware verfügbar sein. Das eröffnet für uns einen ganz neuen Markt. Elyas M’Barek spricht diese Zielgruppe perfekt an. Er ist viel unterwegs und in einem Alterssegment, das digitale Trends aufnimmt. Er steht für eine moderne Gesellschaft.
Sky steht für viele nach wie vor für Fußball. Ist das auch Ihrer Erfahrung nach die Hauptwahrnehmung? Schmidt: Die Markenbedeutung von Sky wächst ständig. Leider haben viele Menschen tatsächlich einen sehr eingeschränkten Blick auf die Marke und denken, dass Sky nur für Fußballfans interessant ist. Mit unseren aktuellen Kampagnen wollen wir uns ganz bewusst über den Fußball hinaus positionieren. Wir haben nicht nur exklusiven Live-Sport, sondern auch Serien und die aktuellsten Filme. Wir haben Elyas M’Barek unter Vertrag genommen, um die Marke weiter anders zu prägen. Als er und ich uns das erste Mal begegnet sind, sagte er: „Du weißt aber schon, dass ich keine Ahnung von Fußball habe?“Spätestens da wusste ich, dass er genau der Richtige für Sky ist Wie viel Anteil hat das Fußball-Angebot derzeit an der Nutzung von Sky? Schmidt: Die Leute abonnieren uns zwar oft wegen des Fußball-Angebots, aber 75 Prozent der Nutzung entfallen mittlerweile auf NichtSport-Inhalte. Mehrere Eckpfeiler haben jedes Jahr dafür gesorgt, dass die Nutzung von Angeboten abseits des Sports steigt. Verantwortlich dafür sind zum Beispiel der Ausbau unserer Partnerschaften mit den US-Programmanbietern HBO und Showtime, die Einführung von Sky Box Sets, womit unsere Kunden ganze Serienstaffeln bequem erleben können. Hinzu kommen unsere Serien-Eigenproduktionen wie „Babylon Berlin“und der EntertainmentSender Sky 1, den wir vor gut einem Jahr gestartet haben.
Weshalb nimmt man Sky trotzdem immer noch als Bundesliga-Sender wahr? Schmidt: Daran sind wir ein Stück weit selbst schuld. Die Öffentlichkeit hatte nicht den Eindruck, dass Sky auch ein Film- und Seriensender ist, da die Marke vor allem über Fußball kommuniziert wurde. Doch über fünf Millionen Kunden nutzen heute schon diese anderen Inhalte. Das bestätigt uns – und das wollen wir stärker ausbauen, was übrigens auch für die stärkere Ansprache der weiblichen Zielgruppe gilt. Ihre Serie „Babylon Berlin“– eine Koproduktion mit der ARD – wurde achtmal für den Deutschen Fernsehpreis nominiert, Ende 2018 läuft Ihr Mammutprojekt „Das Boot“– eine Fortsetzung des bekannten Films von 1981 als Serie. Sind Serien jetzt Ihr Zukunftsmarkt?
Schmidt: Wir wollen zur Nummer eins bei Serienproduktionen in Deutschland werden. 2018 starten wir drei neue deutsche Eigenproduktionen. Unser Qualitätsanspruch ist hoch und Stoffe wie „Das Boot“haben von sich aus schon eine unglaublich hohe Erwartungshaltung, aber genau daran wollen wir uns versuchen.
Herr M’Barek, Sie haben bisher nicht vor, in eine Serie einzusteigen – oder doch?
Elyas M’Barek: Ich sehe und behaupte mich momentan eher als Kinogesicht. Allerdings sehe ich diesen Wandel auch, dass es immer mehr deutsche Serien gibt, die Anspruch haben und die ich selber gerne sehe. Bisher habe ich den deutschen Serienmarkt nicht als so ambitioniert wahrgenommen, dass man ihn mit dem Kino vergleichen könnte. „Babylon Berlin“hat ein Budget von knapp 40 Millionen Euro. Dafür kann man in Deutschland zehn Kinofilme drehen. Vielleicht löst die Serie auch das Kino komplett ab. Das kann durchaus sein.
Sie spielen vor allem in Komödien. Werden Ihnen auch bevorzugt solche Drehbücher angeboten? M’Barek: Man wird oft für das angefragt, wofür man bekannt ist – aber nicht nur. Mir machen Komödien unglaublichen Spaß. Es ist schwierig, eine gute Komödie zu drehen. Das fordert mich immer wieder.
In sozialen Netzwerken inszenieren Sie sich sehr nahbar. Wie wichtig sind soziale Medien, um Ihr Bild in der Öffentlichkeit zu steuern?
M’Barek: Ich steuere nichts. Ich mache das nur, wenn ich Lust drauf habe. Vielleicht wirkt es deshalb so nahbar. Soziale Medien sind ein guter Weg, um mit Leuten im Kontakt zu bleiben und ihnen ein bisschen was aus meinem Leben zu zeigen.
Herr Schmidt, sind diese Menschen auch die Zielgruppe, die Sie mit Ihrem neuen Sender-Profil ansprechen? Schmidt: Wir richten uns damit vor allem an Menschen zwischen 14 und 29 Jahren – an Menschen, die großstädtisch geprägt sind, sehr vergnügungssuchend sind und eine digitale Welt um sich herum schaffen.
Herr M’Barek, waren Sie immer schon jemand, an dem die Menschen sich orientiert haben?
M’Barek: Ich war immer schon jemand, der seine Meinung gesagt und verteidigt hat. Seit ich in der Öffentlichkeit stehe, hören die Leute mir ganz anders zu. Junge Leute sehen auch zu mir auf und wollen mir nacheifern. Das freut mich natürlich. Gerade zu Anfang einer Karriere wollen dir viele Leute einreden, dass nichts aus dir wird. Sie möchten sich profilieren, indem sie anderen Schwächen einreden. Daran sollte man sich nicht orientieren.
Ihr Bruder ist als Produzent ebenfalls im Filmgeschäft tätig. Könnten Sie sich vorstellen, einmal mit ihm zu drehen?
M’Barek: Da gibt es bisher noch keine konkreten Pläne. Aber vielleicht drehen wir ja irgendwann unsere erste Serie zusammen.