Ein tatsächlich niederschwelliges Angebot
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Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wenn ein Religionssoziologe der Mehr-Konferenz und damit dem promovierten Theologen, Hauptredner und Hauptverantwortlichen Johannes Hartl vorhält, die Veranstaltung wäre „ohne theologisches Back-up und Reflexion“, ohne sich erstens selbst so auszudrücken, dass der normale Zeitungsleser es verstehen kann, und zweitens ohne seine Meinung zu belegen. Wenn er Inhalte vermisst („Reduktion auf Ästhetik und Emotionalität“), dann hat er Johannes Hartl vielleicht noch nie wirklich zugehört (einmal davon abgesehen, dass Kirchlichkeit, Kirchenbauten und Kirchenmusik wohl zu allen Zeiten auch mit Ästhetik und Emotionalität gepaart waren; was ist daran schlecht?). Mehr als vage Worte, die sich wie Kritik anhören, waren die Aussagen des Herrn Nassehi jedenfalls nicht.
Die Mehr-Konferenz ist tatsächlich „niederschwellig“, weil sie theologische (biblische) Inhalte so präsentiert, dass man sie versteht, und dass diese relevant (= bedeutsam, maßgeblich) fürs Leben werden. Vielleicht sind die Kirchen darum so leer, weil sie diese Fähigkeit verloren haben. So versinken sie „konform“in der Bedeutungslosigkeit.
Unsere Gesellschaft zeigt längst, dass die Kirchen ihr nicht mehr viel zu sagen haben. Vielleicht ist eine nicht-konforme Kirchlichkeit, die die Menschen aber wieder erreicht, die Rettung der Kirchen und einer toleranten Gesellschaft. „Dissident“wird diese Kirchlichkeit jedenfalls nicht durch Johannes Hartl und die Mehr-Konferenz, sondern durch Personen, die abweichende Formen der Frömmigkeit nicht dulden und diese vielleicht sogar verfolgen (vgl. die Definition von „dissident“etwa im Duden). Hermann Stickroth, Augsburg