Wer kandidiert?
Ende Februar 2018 finden die Wahlen statt. Gemeinden suchen derzeit noch nach geeigneten Kandidaten. Wie die einzelnen Pfarreien im Landkreis damit umgehen
Ende Februar 2018 werden die Pfarrgemeinderäte gewählt, doch noch sind Kandidaten gesucht. Wie die Pfarreien im Landkreis damit umgehen.
Aichach Friedberg Ende Februar 2018 finden die Wahlen der Pfarrgemeinderäte in allen katholischen Pfarrgemeinden in Bayern statt. Es dauert also noch knapp eineinhalb Monate, bis die Kirchenmitglieder ihre Kreuzchen auf den Listen machen dürfen. Doch die Vorbereitungen laufen jetzt auf Hochtouren. Petra Jarde ist seit 16 Jahren Mitglied im Pfarrgemeinderat in Aichach und erklärt: „Wir amtierenden Pfarrgemeinderäte sind dabei, geeignete Kandidaten für die nächste Periode zu finden.“Bis zum 14. Januar 2018, das ist der Stichtag, müssen die Kandidaten feststehen. Doch Menschen zu finden, die sich für den Pfarrgemeinderat engagieren wollen, wird immer schwieriger. Petra Jarde sagt: „Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Ich glaube, die Leute wollen sich einfach nicht mehr so fest binden wie früher. Auch Parteien und Vereine merken das zum Beispiel. Immer weniger Leute wollen sich ehrenamtlich engagieren.“
Alle vier Jahre wird der Pfarrgemeinderat neu gewählt. Er berät vor allem über weltliche Aspekte der Pfarrei und entlastet den Pfarrer. Die Wahl findet am Sonntag, 25. Februar, statt. Ihre Stimme können die Gemeindemitglieder in den meisten Pfarreien vor und nach dem Sonntagsgottesdienst abgeben. Bei der vergangenen Wahl gab es in Aichach 20 Kandidaten, 16 davon wurden gewählt. „Die anderen vier wurden aber trotzdem dazugeholt. Wir sagen doch nicht: Ätsch, bätsch, ihr dürft nicht mitmachen“, sagt Petra Jarde.
Bis Mitte Januar müssen die Pfarreien eine vorläufige Kandidatenliste erstellen. In den Sakristeien werden dazu Boxen aufgestellt. Darin können die Vorschläge für Kandidaten anonym eingeworfen werden. „Man kann sich aber auch selbst bewerben“, sagt Petra Jarde. Alle Kandidaten, deren Namen in der Box landen, werden gefragt, ob sie sich zur Wahl aufstellen lassen wollen. Erst dann kommen sie auf die endgültige Liste.
Auch Pfarrer Max Bauer aus Affing weiß, dass die Kandidatensuche nicht einfach ist: „Es ist eine Verpflichtung über vier Jahre. Das wirkt oft abschreckend. Meistens werden aber die Leute vorgeschlagen, die sowieso schon viel für die Pfarreien tun.“Bauer möchte nächstes Jahr mehr Leute zur Wahl animieren und in den Kirchenalltag integrieren. „Deshalb gibt es bei uns zum ersten Mal Briefwahlen. Mal schauen, wie das so ankommt.“Der Affinger Pfarrer braucht für die nächste Periode zwischen sechs und neun Freiwillige. „Ich wünsche mir aber so viele wie möglich.“Schließlich sei der Pfarrgemeinderat so etwas wie das Parlament der Pfarrei.
So ist es auch vom Bistum Augsburg in der Wahlordnung von 2013 vorgeschrieben: „Die Pfarrgemeinderatswahl soll wirklich eine Wahl, also auch eine Auswahl sein“, heißt es auf der Internetseite des Bistums. Es sollen also mehr Kandidaten zur Wahl stehen, als zu wählen sind. Diese Vorgabe zu erfüllen, ist für viele Pfarreien schwierig.
Helmut Specht ist in Pöttmes der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. Auch er stellt eine Tendenz fest: „Viele Leute wollen sich zwar für die Kirche einsetzen. Sie backen Kuchen und Plätzchen oder helfen bei Veranstaltungen mit. Aber wenn es um eine permanente Aufgabe geht, lässt das Engagement der meisten zu wünschen übrig.“Wer kommt überhaupt für die Arbeit als Pfarrgemeinderat infrage? Helmut Specht erklärt die Voraussetzungen: „Man muss katholisch und aufgeschlossen für das kirchliche Leben sein. Es ist gut, wenn man regelmäßig den Gottesdienst besucht und den liturgischen Ablauf kennt. Und ein Talent fürs Organisieren sollte man mitbringen.“
Mitte Januar werden die Kandidatenvorschläge ausgewertet und die endgültigen Listen erstellt. Dann zeigt sich, wer am 25. Februar 2018 zur Pfarrgemeinderatswahl antreten will und darf.
Aichach Friedberg Die katholischen Pfarreien in Bayern haben gerade viel zu tun. Ende Februar 2018 finden die Pfarrgemeinderatswahlen statt. Dafür müssen die einzelnen Gemeinden zurzeit geeignete Kandidaten finden. Die Frist läuft bald ab. Der Pfarrgemeinderat ist jedoch nicht das einzige Gremium, das von der Wahl betroffen ist. Auch auf die sogenannten Pastoralräte kommen Veränderungen zu. Denn durch die Wahl ändert sich nicht nur die Zusammensetzung der Mitglieder in den Pfarrgemeinderäten, sondern auch in den Pastoralräten.
Ein Pastoralrat bildet sich meistens, wenn sich mehrere Pfarreien zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammenschließen. Er kümmert sich um das große Ganze. Der Pfarrer ist bei den Sitzungen dabei und hat im Zweifel das letzte Wort. Zur Unterscheidung: Der Pfarrgemeinderat ist dagegen nur für die Kirchengemein- de vor Ort zuständig. Barbara Albin engagiert sich im Aichacher Pastoralrat und erklärt: „Die Filialkirchen senden ein oder zwei Pfarrgemeinderäte zu uns. So setzen wir uns zusammen und bilden ein übergeordnetes Gremium.“
Die Pastoralräte kommen erst seit einer Wahlperiode zusammen, es gibt sie seit 2014. Ihre Einführung war Bestandteil der pastoralen Raumplanung 2025 von Bischof Konrad Zdarsa, die bei den Gläubigen vor Ort auf heftige Gegenwehr stieß. So bildeten sich im März 2012 unter dem Motto „Kirche umarmen“Menschenketten um zahlreiche Gotteshäuser im Landkreis, um ein Zeichen für den Verbleib der Kirche im Ort zu setzen. Hintergrund war unter anderem das strikte Nein Zdarsas zu Wortgottesfei- ern am Sonntag. Im Zuge der pastoralen Raumplanung sollten Pfarreien fusioniert und ein zentraler Eucharistieort festgelegt werden, an dem an jedem Sonn- und Feiertag die heilige Messe gefeiert werden muss. Pastoralrätin Barbara Albin erzählt: „Das Bistum Augsburg wollte den Pastoralrat einführen, gleichzeitig aber alle Pfarrgemeinderäte komplett abschaffen. Es sollte nur noch den Pastoralrat geben. Dagegen haben wir uns vehement gewehrt.“Damals wurde auch von Gegnern befürchtet, dass für alle Beteiligten der Arbeitsaufwand wächst. Affings Pfarrer Max Bauer weiß von solchen Problemen: „Ich habe gehört, dass es in manchen Pfarreien Streitigkeiten wegen des Gremiums gibt. Und einige Kollegen stöhnen, dass sie mit den zusätzlichen Sitzungen im Pastoralrat noch mehr zu tun haben.“Für seine eigene Pfarreiengemeinschaft kann Max Bauer diese Probleme nicht bestätigen: „Ich will meinen Pastoralrat nicht missen müssen.“Die einzelnen Vertreter der Filialkirchen können sich in dem Gremium austauschen und zusammenarbeiten. Der Pastoralrat kennt die Anliegen der gesamten Pfarreiengemeinschaft und behält den Überblick. Er organisiert besondere Veranstaltungen oder kümmert sich um die Gottesdienstzeiten an hohen Feiertagen. „Für mich ist dieser Austausch notwendig, sonst würde ich vieles nicht mitbekommen“, sagt Bauer. Auch Barbara Albin, Mitglied des Pastoralrates in Aichach, sieht das so: „Gäbe es den Pastoralrat nicht, würden die einzelnen Gemeinden nie zusammenkommen.“
Die Pfarreiengemeinschaft Pöttmes geht einen eigenen Weg. Sie wählte 2014 einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat, der laut einer Satzungsänderung gleichzeitig Pastoralrat sein kann. Die Filialkirchen bilden keine einzelnen Pfarrgemeinderäte, sondern entsenden je zwei Vertreter ins Gremium. Einen Pastoralrat, der sich aus einzelnen Pfarrgemeinderäten zusammensetzt, gibt es nicht. Helmut Specht ist der Vorsitzende in Pöttmes und erklärt, warum die Entscheidung gegen Pfarrgemeinderäte in den einzelnen Pfarreien fiel: „Das wäre nur eine zusätzliche Belastung und mehr Arbeit für alle Filialkirchen und die ganze Pfarreiengemeinschaft.“Die Pfarreien im Kreis Aichach-Friedberg gehen sehr unterschiedlich mit dem Thema um. Doch für alle gilt: Mit den Pfarrgemeinderatswahlen am 25. Februar 2018 engagieren sich wieder Freiwillige, ohne die das Kirchenleben in den Gemeinden nicht möglich wäre.