Gala Stimmung im Martinipark
Neben Solisten internationaler Ensembles sorgten die Augsburger Tänzer für Glanzlichter
Es liegt ja immer noch – auch nach der gelungenen ersten Präsentation in „Schwanensee“– eine gewisse Spannung in der Frage, wie sich das Ballett Augsburg unter der neuen Leitung von Ricardo Fernando und mit nahezu neuem Ensemble entwickelt. Ein Zeichen setzte der Ballettchef jetzt mit der Gala im Martinipark, denn dort präsentierten sich neben den Solisten internationaler Compagnien ungewohnt umfangreich die Augsburger Tänzer – in Previews auf die kommenden Ballettabende, einige auch in prägnanten Solopartien. Keine schlechte Idee, um das Publikum für die neue Compagnie und ihren selbst choreografierenden Direktor zu erwärmen. Dass dessen Stärke in modernen Choreografien liegt, die in ihrer stimmigen Verbindung mit der Musik wirken, war an diesem Abend deutlich zu sehen.
So erlebten die Zuschauer neben anderen den faszinierend drahtigen Marco Novais, der mit brillanter Technik Händelmusik interpretierte und die rassige Irupé Sarmiento in einer expressiven Choreografie zu lateinamerikanischen Rhythmen. Mit Witz und Ironie schlüpfte der Japaner Shori Yamamoto im schwarzen Spitzenröckchen zu Bachmusik in die Rolle einer Balle- rina – einschließlich erleichtertem Schlussseufzer über die erfolgreiche bewältigte Herausforderung. Mit Mauro Bigonzettis „Cantata“, einer furiosen Marktplatz-Choregrafie, verwies das Ensemble bereits auf den Ballettabend „Dimensions of Dance“, der im April Premiere hat.
Dass die beiden Vorstellungen am Wochenende nicht im gewohnten Tempo ausverkauft waren, mag wohl an den erstmals sehr hohen Kartenpreisen liegen (die teuersten kosteten 95 Euro). Auf die Augsburger Ballettfans ist indes Verlass: Bis auf den letzten Platz besetzt war die Fabrikhalle im Martinipark dann an beiden Tagen doch. Humorvoll und mit Hintergrundinformationen führten Ricardo Fernando, Erich Payer und Ballettmanager Armin Frauenschuh durch den Abend – einschließlich einer Putzeinlage als spontanem Pausenfüller, die bei drei ehemaligen Tänzern selbstredend eine gewisse Eleganz nicht vermissen ließ. Ebenso kurzweilig und unterhaltsam war das Programm im Ganzen, weil abwechslungsreich zusammengestellt in seiner Mischung aus Soli, Duetten und Ensembletänzen. Mit dem Ballett des Theaters Ulm, das Roberto Scafatis dynamische und blitzschnelle Choreografie „Acqua“zeigte, stand neben dem Augsburger ein weiteres Ensemble auf der Bühne.
Auch die Mischung aus Klassik, Neoklassik und Zeitgenössischem überzeugte: Beliebte Galanummern wie die Pas de Deux aus „Le Corsaire“(mit Momoka Tanaka vom Leipziger Ballett und Shori Yamamoto vom Augsburger Ballet), „Kameliendame“und „Scheherazade“(beide von Eun Ji Ha und Michal Krcmar vom Finnischen Nationalballet) fehlten ebenso wenig wie der Pas de Deux aus „Don Quichote“, den Yanelis Rodriguez und Aidos Zukan vom Aalto Ballett Essen bravourös tanzten. Ein Ereignis unter den klassischen Darbietungen: der Pas de Deux aus „Giselle“. Sah man ihn je so atemberaubend, so ätherisch-schwebend wie in der Interpretation von Yolanda Correa? Nicht von dieser Welt (und so soll es laut Handlung des Balletts ja sein) schien die kubanische Solistin des Norwegischen Nationalballetts, an deren Seite Istvan Simon vom Semperoper Ballett tanzte.
Einen beeindruckenden zeitgenössischen Akzent setzten Maria Adriana Dornio und Sven Krautwurst von der Tanzcompagnie Gießen mit den ineinander greifenden Bewegungen von Tarek Assams „Two Tone“. Dass Kasachstan in Zukunft auf der Landkarte des Ballett größer eingezeichnet werden muss, davon konnten Tatyana Ten und Kazbek Akhmedyarov das Publikum überzeugen. Die beiden Tänzer des Astana Balletts machten auf ihrem Weg zu Vorstellungen in New York in Augsburg Zwischenstation und begeisterten in zwei neoklassischen Choreografien von Ricardo Amarante.
Viel Jubel also auch in diesem Jahr für die Gala und die gute Aussicht, dass das Ballett in Augsburg für Aufsehen sorgen kann.