Die Fingerprints bringen den Rock nach Pöttmes
Die Band spielt Klassiker von Elvis bis Johnny Cash im Pöttmeser Kultursaal. Das Publikum tanzt begeistert mit
Pöttmes Nach der Pause waren sie nicht mehr zu halten: Bürgermeister Franz Schindele, sein Stellvertreter Thomas Huber, Kulturreferentin Ludwiga Baronin Herman und Marktentwicklungsreferent Hans Steiger sprangen von ihren Sitzen und stürzten sich auf die Tanzfläche. Im Gefolge eine stattliche Zahl an vom Rocktanz begeisterten Gästen, die sich von den schmissigen Klängen der vierköpfigen Fingerprints-Band mitreißen ließen. Es wurde mitgesungen und geklatscht. Selbst die, die sitzen geblieben waren, wiegten zumindest taktvoll mit. „Ihr wart ein super Publikum“, kommentierte denn auch nach mehr als drei Stunden Sänger und Gitarrist Martin Hungbaur.
Der Pöttmeser Kultursaal hat sich erstmalig auch als groovige Rock-’n’-Roll-Halle bewährt. Die Fingerprints – Klaus Bayerl aus Landsberg, Robert Ruddigkeit und Martin Hungbaur aus Augsburg sowie Thomas Junker aus Ehekirchen (Neuburg-Schrobenhausen) – bespielten und besangen den historischen Gewölbesaal mit legendären Rockhits der 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre. Auf den Freiflächen im Saal wurde heftig getanzt, und sehr bald war kaum mehr auszumachen, wer mehr Spaß an der Sache hatte: die zunehmend rockig aufgeladenen Musiker oder die zunehmend tänzerisch auftauenden Zuhörer. Mit vorgerückter Stunde verfestigte sich der Eindruck, dass so mancher Gast geradezu darauf gewartet zu haben schien, akustisch wieder in die nostalgischen Rocksounds seiner Jugend einzutauchen und sich in – leider – längst vergangene Zeiten „zurückzutanzen“.
Die Fingerprints sind Meister ihres Fachs. Seit mehr als zehn Jahren haben sie sich in ihrer Freizeit der Rockmusik verschrieben und haben übers Jahr verteilt immer wieder umjubelte Auftritte. Sie eint nicht nur die Liebe zu einer Musikform, die in den 1950er-Jahren durch Kultsongs von Bill Haley, Elvis Presley, Chuck Berry oder Buddy Holly geprägt wurde. Die sogenannten „rockenden Kommissare“eint auch ihr Berufsbild: Zwei von ihnen arbeiten als Kommissare, der ehemalige Augsburger Kripochef Klaus Bayerl ist seit einigen Jahren im Ruhestand. Lediglich Schlagzeuger Robert Ruddigkeit ist Vollzeitmusiker und Tonmeister dazu.
„Alles, was ihr hört, ist rein, ohne Zuspielhilfen“, betonte Klaus Bayerl gleich zu Beginn. Mit Bass, Rhythmus- und Sologitarre sowie Schlagzeug trafen sie genau den Sound, der in den frühen Rockjahren von vielen kopfschüttelnd noch als Lärm abgetan wurde. Klaus Bayerl und Martin Hungbaur bestachen gleichermaßen an der Gitarre und den Leadstimmen, Gitarrist Thomas Junker ließ gelegentlich die Mundharmonika aufjaulen, im Zentrum thronte Robert Ruddigkeit, der am Schlagzeug Ton und Rhythmus vorgab. Im Hintergrund wachte Tonmeister Rainer Hungbaur. Im Wahnsinnstempo ging es kreuz und quer durch die Rockepochen, verbunden mit klingenden Namen und unnachahmlichen Klängen: Johnny Cashs erstes Gefängnislied, das er ausgerechnet in Landsberg mit den Landsberg Barbarians spielte. Die Beach Boys mit ihrem „Surfin’ U.S.A.“, dann jede Menge Elvis, Beatles, Rolling Stones, Freddy Mercury, Queen, AC/DC . Die letzten Akkorde wurden zum Teil gar nicht mehr abgewartet, da wurde bereits das nächste Lied herbeigeklatscht. Der Gitarrist und Sänger Klaus Bayerl lockerte die Szenerie mit kurzen Anmerkungen zur Geschichte der Rockmusik und ihrer Interpreten auf. Er kommentierte die Entstehung einzelner Lieder, umriss die musikalische Genialität ihrer Schöpfer und plauderte aus dem Erfolgshinterstübchen. Erfolge, die für manche Interpreten aus unterschiedlichen Gründen den frühen Tod brachten.
Angie Mayer und ihr Partnerschaftskomitee hatten die Fingerprints nach Pöttmes gebracht. In der Pause boten sie kleine Häppchen und Getränke an. Der Erlös kommt dem Schüleraustausch zugute. Kulturreferentin Ludwiga Baronin Herman staunte über ein rockbegeistertes, losgelöstes Pöttmeser Publikum, in Stimmung gebracht durch eine perfekte Performance. Mit dem Beatles-Klassiker „Hey Jude“als ultimativem „Fingerabdruck“verabschiedeten sich die Klasse-Rockmusiker vom restlos begeisterten Publikum.