Defekte vorprogrammiert
Digitalisierung in der Schule wird meiner Meinung nach zu schnell als Allheilmittel für die Probleme des Bildungssystems gesehen. Schaut man genauer hin, tauchen nämlich Fragen auf, die nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Betrachtet man die momentanen Digitalisierungsprojekte an Schulen, stößt man auf viele sogenannte iPad-Klassen. Es ist erst mal eine gute Idee, Schulhefte durch einen TabletPC zu ersetzen. Doch die WLAN-Netze der Schulen sind in den wenigsten Fällen gut genug, um 1000 Schülern gleichzeitig Zugang zum Internet zu ermöglichen. Ein Fakt, der gerade bei Recherchen nervig sein kann. Außerdem sind an manchen Schulen die Anwendungen für digitale Schulbücher, sofern sie vorhanden sind, nicht ganz ausgereift.
Das Nichtfunktionieren der Technik sehe ich als weiteren Kritikpunkt. Was macht ein Lehrer, wenn er auf seinen digital vorbereiteten und online abgespeicherten Unterricht aufgrund eines Stromausfalls nicht mehr zugreifen kann? Ich bezweifle, dass es ein perfekt funktionierendes technisches Produkt gibt. Wenn es das geben sollte, ist ein solches Gerät oder Programm wahrscheinlich unbezahlbar. Womit wir auch schon beim dritten und wohl schwerwiegendsten Punkt wären: die Finanzierung. Wer soll für die technische Aufrüstung von Schulen aufkommen? Die Schulträger werden wohl kaum in der Lage sein, alle Einrichtungen technisch gleichwertig auszustatten. Also müssten Smartboards, Tablet-PCs und E-Book- Reader aus privater Hand bezahlt werden. Inwieweit Lehrmittelfreiheit, die meiner Meinung nach größte Errungenschaft unseres Bildungssystems, dann noch gewährleistet wäre, ist die nächste große Frage. Max von