Miso, Mozart und ein Mord Haruki Murakami Maler, orientierungslos, Mitte 30. Daraus wird ein Kunstkrimi
Haruki Murakami: Die Ermordung des Commen datore I Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe, Dumont, 480 S., 26 ¤
In einem Roman des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami darf einen nichts allzu sehr wundern. Nicht als Leser, nicht als Protagonist. Es gibt doppelte Monde, es regnet Makrelen, der Schafsmann tritt auf. Oder ein etwa sechzig Zentimeter großes Männchen in einer Art Kimono rekelt sich plötzlich auf dem Sofa und erklärt dem Hausherrn völlig plausibel, warum es nun in dieser Form erscheint: „Hätte ich die Gestalt von Micky Maus oder Pocahontas angenommen, hätte ich natürlich ordentlich Gebühren an Disney zahlen müssen…“
Das also ist er, der Commendatore, eine Idee, die sich materialisiert, Scherze macht und einem namenlosen Maler Gesellschaft leistet. Für seine äußerliche Gestalt hat sich das Wesen der Figur eines zufällig entdeckten Gemäldes bedient. Dessen Titel „Die Ermordung des Commendatore“trägt auch das Buch, ein Genremix aus Künstlerroman, Kunstkrimi und Schauermärchen, in dem Murakami-Fans aber all das finden, was sie vom Murakami– Werk erwarten: natürlich Übernatürliches, kulturelles Crossover, sprich Miso und Mozart, und einen typischen Helden, der nicht so recht weiß, wo es gerade hingehen soll. „Im Rückblick auf diese Ereignisse erscheint mir das Leben als etwas sehr Geheimnisvolles. Es ist so voller unvorhersehbarer Wendungen und fantastischer Zufälle, dass es kaum zu glauben ist.“Sagt jetzt nicht der Commendatore, sondern der Protagonist, der in der Rückschau erzählt: jener Maler, Mitte 30, der nach sechs Jahren Ehe von seiner Frau verlassen wurde und nun im einsam gelegenen Haus in den Bergen Zuflucht gefunden hat. Ein Freund hat ihm das Domizil überlassen, es gehört seinem Vater, ein berühmter Maler, der sich aber nun im Alter in einem solchen Zustand der Verwirrung befindet, dass „er eine Oper nicht mehr von einer Bratpfanne unterscheiden kann“.
Bis dahin also: Alles ganz normal. Banales Schicksal möchte man sagen, lakonisch erzählt, und manchmal auch störend banal und floskelhaft formuliert. „Und damals konnte ich es noch nicht wissen, aber dieses eine Bild sollte mein Leben völlig verändern.“Puh! Es gibt noch mehrere solcher Beispiele, über die man hinweglesen muss, im Laufe der glänzend konstruierten Geschichte es aber auch dann mit Leichtigkeit tut. Im Haus in den Bergen jedenfalls, mit dem Notwendigsten ausgestattet, inklusive einer umfangreichen Opernsammlung, hebt Murakami