Bernstein kommt an
Familienkonzert der Philharmoniker
Wie kein Zweiter prägte Leonard Bernstein als Dirigent, als Komponist, als Pianist und Medienstar die Musikwelt in den USA. Vehement riss dieses Allround-Genie die Grenzen ein zwischen klassisch ernstem Genre und lockerer Musikunterhaltung. Er zielte darauf ab, Menschen unmittelbar anzusprechen, die Zuhörer zu erreichen, als wolle er seine Musik mit allen teilen. Weltweit gewann seine langjährige Konzertreihe „Young people’s concerts“Ruhm und setzte Maßstäbe in der Musikvermittlung für ein junges Publikum.
Die Jugend zu gewinnen, zu begeistern, war ihm also ein Herzensanliegen, und das gab auch einem Familienkonzert der Augsburger Philharmoniker am vergangenen Sonntag eine besondere Note. Wie sich im vollen Martini-Park zeigte, hat Bernsteins Musik nichts von ihrer Faszination eingebüßt, die Augsburger Philharmoniker gingen unter Lancelot Fuhry in dessen Stilvielfalt auf. Auf Anhieb kam Bernstein an.
Andrej Kaminsky band in seiner Moderation das jugendliche Publikum direkt mit ein, zeigte Spezifisches auf, erhellte die Hintergründe. Meditation Nr. 3 aus „Mass“, eine Art Gottesdienst, der aus den Fugen gerät, rückte dadurch nahe und zeigte auf, wie abwechslungsreich, wie rasant, wie religiös und doch profan Bernstein klingen kann. Das Schofarhorn der Synagoge setzte mystische Klangfärbungen. Auch „Profanation“, der 2. Satz aus „Jeremiah“, entsprang dieser hebräisch-jüdischen Tradition, Zerstörung und Chaos lotete das Orchester hier in aggressiver Rhythmik, perkussiver Schlagwirkung klangvoll aus.
Bernsteins rhythmische Originalität arbeitete Kaminsky im Kontakt zum Publikum dabei nahezu pädagogisch heraus: die Triolen, die Synkopen im Kontrast zum metrischen Gleichmaß. Da wurde ans Tanzbein appelliert: „Danzon“und „I am easiliy assimilated“in Orchesterfassung griffen südamerikanisch pointiert Rumba und Tango auf.
Auszüge der „West Side Story“krönten schließlich dieses Konzert: Bernsteins bunte Mixtur der Traditionen begeisterte: „Bebop“stieß auf Latinrhythmen, Klassisches sah sich mit Populärem, Jazz mit Konventionellem konfrontiert.