Messi schaut Spaniern beim Jubeln zu
Der Mittelfeldstar erlebt das 1:6 der Argentinier auf der Tribüne. Die deutschen WM-Gruppengegner enttäuschen. Schweden vermissen Ibrahimovic
Madrid Selbst die Aufmunterung von Lionel Messi half nicht. Zur Halbzeit besuchte Argentiniens angeschlagener Superstar seine Teamkollegen in der Kabine und versuchte sich als Motivator. Es war vergebens: Der zweimalige FußballWeltmeister kassierte mit dem 1:6 gegen Spanien am Dienstag in Madrid die schwerste Niederlage seit fast einem Jahrzehnt. Die Mannschaft von Trainer Julen Lopetegui hingegen zeigte nach dem 1:1-Unentschieden in Deutschland erneut eindrucksvoll, dass sie bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Russland um den Titel mitspielen will – und auch kann. „Ohne Messi gibt es kein Paradies und keine Hoffnung“, titelte hingegen die argentinische Zeitung La Nación. „Die Nationalmannschaft ist zu einem durchschnittlichen Team geworden.“
Messi hielt es noch nicht einmal bis zum Schluss aus. Nachdem er mit ansehen musste, wie die Spanier Stück für Stück die Defensive des Vizeweltmeisters zerlegten, verließ er bereits knapp zehn Minuten vor Abpfiff enttäuscht die Tribüne im Stadion Wanda Metropolitano, der neuen Spielstätte von Atlético Madrid. „Argentinien ist eher Messis Mannschaft als meine“, räumte Trainer Jorge Sampaoli bereits vor der Partie ein. Tatsächlich tun sich die eigentlich immer als WM-Mitfavorit gehandelten Südamerikaner ohne Messi schwer. Bei vier der letzten fünf Niederlagen Argentiniens war der Starstürmer aus Barcelona nicht dabei. Wenn Messi nicht auf dem Spielfeld steht, kann die stolze „Albiceleste“auch mal vier Tore gegen Nigeria kassieren wie im November vergangenen Jahres.
Während Spanien in zwei Partien beeindruckte, suchen Deutschlands Gruppengegner bei der Weltmeisterschaft im Sommer noch ihre Form. Das DFB-Team unterlag in Berlin gegen Brasilien 0:1 und auch Deutschlands Auftaktgegner Mexiko, Südkorea und Schweden kassierten in ihren Testspielen jeweils Niederlagen. „Dies ist ein Weckruf“, sagte Mexikos Torwart Guillermo Ochoa nach einem schwachen Test-Auftritt seiner Mannschaft, die am 17. Juni gegen Deutschland spielt. Nach einem 3:0-Erfolg gegen Island am Freitag verlor das Team am Dienstag 0:1 gegen Kroatien. Bitter für Mexiko war zudem, dass sich bei der in Texas ausgetragenen Partie die Verteidiger Carlos Salcedo, Diego Antonio Reyes und Néstor Araujo verletzten. In Schweden wird indes weiter diskutiert, ob der eigentlich aus dem Nationalteam zurückgetretene 36 Jahre alte Superstar Zlatan Ibrahimovic doch noch mit zur WM soll. Die Skandinavier verloren drei Tage nach dem 1:2 gegen Chile auch in Rumänien 0:1. Auf schwerem Geläuf tat sich Schweden schwer und kam kaum zu Chancen. „Das Ende der Partie hat gezeigt, welchen Wert es haben könnte, Zlatan bei der WM in den Schlussphasen von Spielen einzusetzen“, kommentierte die Zeitung Dagens Nyheter. „Aber die große Frage ist, ob Trainer Janne Andersson denkt, dass es den Zlatan-Zirkus wert ist, der mit diesem „Super-Joker“käme.“
Südkoreas Trainer Shin Tae Yong lobte nach dem 2:3 in Polen die Einstellung seines Teams, das ein 0:2 ausgeglichen hatte und erst in der Nachspielzeit verlor. Sein Topspieler, Ex-Bundesligaprofi Son Heung Min von Tottenham Hotspur, warnte jedoch: „Bei der WM sind die Teams stärker als wir, und wenn wir leichte Tore zulassen, werden wir ernste Probleme haben.“
WM-Gastgeber Russland versucht, bis zum Eröffnungsspiel am 14. Juni gegen Saudi-Arabien positive Schlüsse aus einer weiteren Pleite zu ziehen. Einige Fans sorgten für Ärger: Beim 1:3 gegen Frankreich in St. Petersburg machten Zuschauer Affengeräusche nach, wenn Paul Pogba und andere schwarze Spieler Frankreichs am Ball waren. Der Auftritt der russischen Elf sorgte sowohl für Zuversicht als auch Pessimismus. „In diesem Spiel haben wir qualitativ besser gespielt als zuvor. Hätten wir diesmal nicht gegen Frankreich gespielt, sondern gegen einen schwächeren Gegner, wäre das Ergebnis ein anderes“, sagte Trainer Stanislaw Tschertschessow. Anders beurteilte die BoulevardZeitung Komsomolskaja Prawda den Auftritt. „Das ganze Spiel war wieder schmerzhaft und bitter“, kommentierte sie und ergänzte: „Eigentlich sollte die russische Mannschaft mit solchen Spielen Selbstvertrauen gewinnen und ihre eigenen Kräfte besser kennenlernen. Doch nun verschwinden langsam alle Hoffnungen, dass sie bei der WM irgendetwas holt.“
Fans in Russland machen Affengeräusche nach