Dieses Tier fliegt auf Bier
Der Ambrosiakäfer hat eine sehr spezielle Vorliebe
Würzburg Jeder, der einen Biergarten besucht oder sich auf dem Balkon ein Glas Wein gönnt, kennt das Phänomen: Im Frühsommer landen häufig kleine, schwarze Käfer in alkoholischen Getränken – nun haben Forscher herausgefunden, warum der Ambrosiakäfer sie ansteuert.
Die Insekten kleiden ihren in Holz gebohrten Wohnraum mit einem Pilz aus. Er dient als Futter für ihre Larven. Bei der Suche nach einem Heim wählen sie bevorzugt Stämme absterbender Bäume aus, die zum Schutz vor Schädlingen Alkohol produzieren, wie eine Gruppe von Wissenschaftlern im Fachjournal Proceedings der amerikanischen Akademie der Wissenschaften berichtet. „Die Käfer riechen den Alkohol mit ihren Antennen und fliegen die absterbenden Bäume gezielt an“, sagt Peter Biedermann von der Universität Würzburg. Im Frühjahr könne es deshalb leicht passieren, dass Ambrosiakäfer im Bier- oder Weinglas landen. „Die halten das Bierglas eigentlich für einen Baum.“
Der Käfer stammt ursprünglich aus Ostasien, wurde in den 1930er Jahren in die USA eingeschleppt und später auch in Europa nachgewiesen. Befallene Bäume sind leicht zu erkennen: Aus den Bohrlöchern in den Stämmen ragen zentimeterlange Würstchen aus hellem Bohrmehl. Vor allem im Mai und Juni bohren die Weibchen einen Gang in das Holz. Die Pilzsporen für den Wandbewuchs bringen sie mit. Daraus wachsen die üppigen AmbrosiapilzGärten, die den Forschern zufolge bei einer Alkoholkonzentration von zwei Prozent am besten gedeihen. Ob die Käfer beim Fressen im Dauerrausch sind, kann Experte Biedermann nicht beurteilen. „Das wäre noch interessant, zu klären. Aber ich denke, der Käfer hat gelernt, damit umzugehen.“