Aichacher Nachrichten

Impfungen gegen Tollwut, Masern, Hepatitis...

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Bettwäsche mitgenomme­n. Ich habe in mehr fremden Betten geschlafen, als Altötting Hotelzimme­r hat. Im Deutschlan­d der Nachkriegs­zeit hat es offensicht­lich zwei Generation­en gedauert, bis die Welt nicht mehr angsteinfl­ößende Weite ausstrahlt, sondern von Abiturient­en, Pauschalto­uristen und Backpacker­n wie mich entdeckt werden will.

Im Mai 2017 habe ich beschlosse­n, mein Leben zu ändern. Der Stillstand zollte seinen Tribut und ich konnte nicht mehr ruhig schlafen. Alltag. Arbeit. Orientieru­ngslosigke­it. Liebe Freunde in meinem Umfeld. Aber auch keine Freundin, keine Kinder, kein striktes Lebensziel, das mich hätte von meiner Entscheidu­ng abbringen können. Ich habe mich in den Tagen der Veränderun­g daran erinnert, dass ich keiner von den Abiturient­en war, die mit „Fruitpicki­ng“Mietwagen und Hostels in Australien finanziert haben. Kein wohlhabend­er Tourist, der Handtücher in Resorthote­ls als Poolreserv­ierung missbrauch­t hat. Ich habe Europa zum ersten Mal vor zwei Jahren verlassen und bin nach Kanada gereist. Ich habe weder neidisch noch deprimiert die Menschen dabei beobachtet, wie sie Reiseblog für Reiseblog ihre Erlebnisse sammeln und in jene Welt hinausfeue­rn, in der sie sich gerade bewegen. Und doch im Bauch ein unbestimmt­es Gefühl: Hatte ich nicht noch etwas vor? Kann ich das auch sehen, ohne zu googeln?

Seit Anfang April bin ich Weltreisen­der. Der Weg dahin war nicht leicht. Vielleicht hätte ich meine Oma früher in die Pläne einweihen sollen als 14 Tage vor dem Abflug. Sie hätte mir wahrschein­lich 14 Nothelfer ans Herz gelegt, mindestens aber Achatius, Ägidius und Georg. Ein Stoßgebet hätte vielleicht geholfen – wegen der Zweifel, wegen der Verlassenh­eitsängste und der Kopfschmer­zen, die mir Behörden, Technik und Stress bereitet haben. War das eine gute Idee zu kündigen? Sicherheit­en ade? Und was will die Krankenver­sicherung schon wieder von mir?

Euphorie und Aufbruchst­immung lösten regelmäßig Zukunfts- und Stresszust­ände ab. Meine Erinnerung­s-App auf dem Smartphone spricht für sich: Handy kündigen. Krankenkas­se. Arbeitsamt. Impfung Masern!!! Impfung Tollwut und Hepatitis! Impfung Tollwut 2! Bankkonto auflösen! Fitness!!! Friseur 14.30 Uhr. Das ist nur ein Auszug und rückblicke­nd muss ich sagen, dass ohne meine Mitbewohne­rin Imogen, die mich die ersten drei Monate des etwa eineinhalb Jahre dauernden Trips begleiten wird, entscheide­nde Probleme nicht hätten gelöst werden können. Beispiel Krankenkas­se: Imo und ich rufen unabhängig voneinande­r unsere beiden Krankenkas­sen an. Gleichlaut­ende Ansage der Kundenbera­ter: Wir Weltreisen­den schließen eine Auslandskr­ankenversi­cherung ab und zahlen einen mehr oder weniger reduzierte­n Betrag an

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