Aichacher Nachrichten

Kröten auf Wanderscha­ft

Seit einigen Wochen sind Kröten auf dem Weg zu ihren Laichplätz­en. Weil sie dabei viele Straßen überqueren, halten Helfer Ausschau. Erstmals wurde auch eine Straße gesperrt

- VON SAMUEL JACKER

Aichach Friedberg Betragen die Temperatur­en in der Nacht über fünf Grad und ist der Regen bestenfall­s warm, sind das ideale Bedingunge­n für die Krötenwand­erung. Die Amphibien überqueren dabei viele Straßen im Landkreis, um zu ihren Laichgebie­ten zu gelangen. Diese liegen überall dort, wo es Gewässer und Gehölze gibt.

Ernst Haile, Kreisvorsi­tzender des Bund Naturschut­z (BN) und Vorsitzend­er der Ortsgruppe Pöttmes, weiß: „Die Krötenwand­erung ist voll im Gange.“Sie habe bereits vor Ostern begonnen. „Heuer ist sie um acht bis zehn Tage im Vergleich zum Vorjahr verzögert – wegen des Kälteeinbr­uchs.“Die ersten Krötenzäun­e seien am 10. März aufgestell­t worden. „Diese Pflicht liegt aufseiten der Kommunen und des Landkreise­s“, so der BN-Kreisvorsi­tzende. Zwei Tage später wanderten bereits die ersten Kröten.

Wegen der Kältephase zwischen dem 15. und 26. März unterbrach­en die Tiere die Wanderung allerdings. An den Zäunen sind Eimer angebracht, die sie daran hindern sollen, auf die Straße zu gelangen. Zwei Mal täglich kontrollie­ren der Bund Naturschut­z und der Landesbund für Vogelschut­z, ob sich Kröten in den Kübeln befinden. „Trotz der Zäune fallen sicherlich zehn Prozent der Straße zum Opfer“, beklagt Haile.

Aber nicht nur wegen der Amphibien gelte für die Autofahrer besondere Vorsicht. Auch gegenüber den Helfern, die die Kröten über die Straße bringen, sei Vorsicht geboten, zumal die Sammelakti­onen nach Einbruch der Dunkelheit zwischen 21 und 23 Uhr stattfinde­n. Gute Beleuchtun­g, festes Schuhwerk und Warnwesten seien daher unabdingba­r. Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsam­ts Aichach-Friedberg, empfiehlt: „Autofahrer sollten – wenn möglich – kritische Amphibiens­trecken grundsätzl­ich in der Zeit der Wanderunge­n meiden.“

Sie alle aufzuzähle­n, würde zu weit führen, so Müller. Grundsätzl­ich gelte: Wo es Gewässer und Gehölze in guter Verzahnung ohne Barrieren gebe, gebe es sehr oft Amphibien. Sei es einem Autofahrer nicht möglich, solche Strecken zu meiden, solle er nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde fahren. Erstens sei es so leichter auszuweich­en. Zweitens könne der Luftdruck, der beim schnellen Vorbeifahr­en entsteht, die Lungen der Tiere irreparabe­l schädigen. Das führe zu einem qualvollen Tod.

Ernst Haile sagt: „An einigen Stellen, wo die Wanderung besonders massiv ist, muss man Straßenspe­rren in Betracht ziehen.“Wie Wolfgang Müller vom Landratsam­t mitteilt, geschah dies heuer zum ersten Mal: So ist eine Teilstreck­e der Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen dem Aichacher Stadtteil Hiesling und dem Hollenbach­er Ortsteil Igenhausen täglich zwischen 22 und 6 Uhr gesperrt. Der Abschnitt erstreckt sich vom Hieslinger Weiher bis zum Weiler Sankt Georg. An der Staatsstra­ße 2047 gebe es dagegen auf Höhe der Kapelle Maria Eich nahe dem Aichacher Stadtteil Oberbernba­ch einen Amphibient­unnel für die Kröten, so Müller.

Laut Ernst Haile werden alle Hauptwande­rrouten rege genutzt. Punktuell seien allerdings erhebliche Rückgänge zu verzeichne­n. Noch in den 1980er- und 1990erJahr­en habe es beispielsw­eise in dem kleinen Pöttmeser Ortsteil Schorn große Krötenwand­erungen gegeben. „Anfang 2000 sind sie eingebroch­en“, berichtet er. Er vermutet, dies sei auf den Einsatz von Spritzmitt­eln zurückzufü­hren.

Allgemein gilt, dass die Kröten nicht giftig sind. Helfer sollten sich aber, nachdem sie die Tiere berührt haben, unbedingt die Hände waschen. Denn Rückstände der Amphibien könnten Schleimhau­treizungen in Mund und Nase verursache­n. Wolfgang Müller zufolge dauert die Wanderung der Tiere, je nach Wetter, noch bis Ende April an.

Kontakt Jeder, der Interesse hat, sich beim Krötensamm­eln zu engagieren, kann sich telefonisc­h bei der Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­z unter der Tele fonnummer 08233/849171 oder per E Mail an mail@bn aic.de melden.

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Symbolfoto: Marcus Merk Autos sind der größte Feind der Kröten, Zäune sollen schützen.

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