Kröten auf Wanderschaft
Seit einigen Wochen sind Kröten auf dem Weg zu ihren Laichplätzen. Weil sie dabei viele Straßen überqueren, halten Helfer Ausschau. Erstmals wurde auch eine Straße gesperrt
Aichach Friedberg Betragen die Temperaturen in der Nacht über fünf Grad und ist der Regen bestenfalls warm, sind das ideale Bedingungen für die Krötenwanderung. Die Amphibien überqueren dabei viele Straßen im Landkreis, um zu ihren Laichgebieten zu gelangen. Diese liegen überall dort, wo es Gewässer und Gehölze gibt.
Ernst Haile, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN) und Vorsitzender der Ortsgruppe Pöttmes, weiß: „Die Krötenwanderung ist voll im Gange.“Sie habe bereits vor Ostern begonnen. „Heuer ist sie um acht bis zehn Tage im Vergleich zum Vorjahr verzögert – wegen des Kälteeinbruchs.“Die ersten Krötenzäune seien am 10. März aufgestellt worden. „Diese Pflicht liegt aufseiten der Kommunen und des Landkreises“, so der BN-Kreisvorsitzende. Zwei Tage später wanderten bereits die ersten Kröten.
Wegen der Kältephase zwischen dem 15. und 26. März unterbrachen die Tiere die Wanderung allerdings. An den Zäunen sind Eimer angebracht, die sie daran hindern sollen, auf die Straße zu gelangen. Zwei Mal täglich kontrollieren der Bund Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz, ob sich Kröten in den Kübeln befinden. „Trotz der Zäune fallen sicherlich zehn Prozent der Straße zum Opfer“, beklagt Haile.
Aber nicht nur wegen der Amphibien gelte für die Autofahrer besondere Vorsicht. Auch gegenüber den Helfern, die die Kröten über die Straße bringen, sei Vorsicht geboten, zumal die Sammelaktionen nach Einbruch der Dunkelheit zwischen 21 und 23 Uhr stattfinden. Gute Beleuchtung, festes Schuhwerk und Warnwesten seien daher unabdingbar. Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsamts Aichach-Friedberg, empfiehlt: „Autofahrer sollten – wenn möglich – kritische Amphibienstrecken grundsätzlich in der Zeit der Wanderungen meiden.“
Sie alle aufzuzählen, würde zu weit führen, so Müller. Grundsätzlich gelte: Wo es Gewässer und Gehölze in guter Verzahnung ohne Barrieren gebe, gebe es sehr oft Amphibien. Sei es einem Autofahrer nicht möglich, solche Strecken zu meiden, solle er nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde fahren. Erstens sei es so leichter auszuweichen. Zweitens könne der Luftdruck, der beim schnellen Vorbeifahren entsteht, die Lungen der Tiere irreparabel schädigen. Das führe zu einem qualvollen Tod.
Ernst Haile sagt: „An einigen Stellen, wo die Wanderung besonders massiv ist, muss man Straßensperren in Betracht ziehen.“Wie Wolfgang Müller vom Landratsamt mitteilt, geschah dies heuer zum ersten Mal: So ist eine Teilstrecke der Ortsverbindungsstraße zwischen dem Aichacher Stadtteil Hiesling und dem Hollenbacher Ortsteil Igenhausen täglich zwischen 22 und 6 Uhr gesperrt. Der Abschnitt erstreckt sich vom Hieslinger Weiher bis zum Weiler Sankt Georg. An der Staatsstraße 2047 gebe es dagegen auf Höhe der Kapelle Maria Eich nahe dem Aichacher Stadtteil Oberbernbach einen Amphibientunnel für die Kröten, so Müller.
Laut Ernst Haile werden alle Hauptwanderrouten rege genutzt. Punktuell seien allerdings erhebliche Rückgänge zu verzeichnen. Noch in den 1980er- und 1990erJahren habe es beispielsweise in dem kleinen Pöttmeser Ortsteil Schorn große Krötenwanderungen gegeben. „Anfang 2000 sind sie eingebrochen“, berichtet er. Er vermutet, dies sei auf den Einsatz von Spritzmitteln zurückzuführen.
Allgemein gilt, dass die Kröten nicht giftig sind. Helfer sollten sich aber, nachdem sie die Tiere berührt haben, unbedingt die Hände waschen. Denn Rückstände der Amphibien könnten Schleimhautreizungen in Mund und Nase verursachen. Wolfgang Müller zufolge dauert die Wanderung der Tiere, je nach Wetter, noch bis Ende April an.
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Kontakt Jeder, der Interesse hat, sich beim Krötensammeln zu engagieren, kann sich telefonisch bei der Kreisgruppe des Bund Naturschutz unter der Tele fonnummer 08233/849171 oder per E Mail an mail@bn aic.de melden.