Wachstum aus dem Westen
Der Käsehersteller Hochland erzielt vor allem dank einer Übernahme in den USA einen Rekordumsatz von 1,4 Milliarden Euro
Heimenkirch Das Wachstum kommt aus dem Westen. Dank einer Übernahme in den USA hat Hochland im vergangenen Jahr seinen Umsatz auf 1,45 Milliarden Euro gesteigert – ein Plus von 21 Prozent. Das gab der Allgäuer Käsehersteller gestern bei einer Pressekonferenz bekannt.
1927 als kleiner Betrieb im Westallgäu gegründet, gehört Hochland heute zu den größten Käseherstellern in Europa. In sieben Ländern beschäftigt das Familienunternehmen 4500 Mitarbeiter. Vertreten ist Hochland in „allen bedeutenden Käsesegmenten“, so Vorstand Hubert Staub.
39 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen in Deutschland, fast ein Drittel in anderen Staaten der EU. Doch die Bedeutung der sogenannten Drittländer wächst. So ist dem Käsehersteller im vergangenen Jahr der Markteintritt in den USA geglückt. Mit Franklin hat Hochland ein stark wachsendes Unternehmen gekauft, das über zwei Werke in Vermont und in Arizona verfügt. Mittelfristig will Hochland vor allem das Geschäft mit Frischkäse in den USA ausbauen, kündigte Vorstandsmitglied Thomas Brunner an.
Traditionell stark ist Hochland in Mittel- und Osteuropa vertreten. In Polen und Rumänien hat das Allgäuer Unternehmen eigene Töchter und ist jeweils Marktführer. Das gilt auch für Russland. Dort hat das Unternehmen Standorte in Raos und Prokhorovka, jeweils 600 Kilometer von Moskau entfernt. Ende 2017 hat Hochland ein weiteres Werk in Belinsky erworben. Damit steigt Hochland in Russland in den Markt für Hart- und Schnittkäse ein. Ziel sei es, die „Marktführerschaft zu stärken“, sagt Brunner. Von den politischen Spannungen zwischen Ost und West spürt das Unternehmen im Geschäft nichts. „Wir wer- den nicht anders behandelt als ein russisches Unternehmen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Peter Stahl. Auch die Russland-Sanktionen der EU treffen das Familienunternehmen nicht. Im Gegenteil: Europäische Konkurrenten müssen vor Ort erst eine Produktion aufbauen, die Hochland bereits hat. „Wir waren besser vorbereitet“, sagt Stahl auch mit Blick auf die jahrelangen Bemühungen des Unternehmens um Milchlieferanten in Russland.
Trotz des Umsatzwachstums ist der Gewinn von Hochland im vergangenen Jahr gesunken. Das liegt vor allem an dem „extrem guten Jahr 2016“und den gestiegenen Milchpreisen, berichtet Stahl. Die konnte der Käsehersteller nur mit zeitlichen Verzögerungen durch Preissteigerungen ausgleichen.
Die Zukäufe in den USA und Russland sollen nicht die letzten Akquisitionen gewesen sein. Dabei hat Hochland nicht zuletzt den Heimatmarkt im Blick. „Wir würden uns freuen, wenn wir in Deutschland zukaufen könnten“, sagt Stahl. Eine Übernahme wäre für das Unternehmen kein Problem: Hochland hat keine nennenswerten Schulden und verfügt über 200 Millionen Euro an liquiden Mitteln.