Baby stirbt nach Hunde Angriff
Der Hund seiner Eltern biss den kleinen Jannis in den Kopf. Möglicherweise gehört er derselben Rasse an wie Kampfhund Chico, der in Hannover seine Halter getötet hat
Bad König Das braune Mehrfamilienhaus liegt idyllisch am Ortsausgang der Kurstadt Bad König in einem Wohngebiet. Alles wirkt beschaulich. Doch genau hier ermittelt jetzt die Polizei. Im Erdgeschoss des Hauses in der 10 000-EinwohnerGemeinde im Odenwald ist am Montag ein Baby auf tragische Weise tödlich verletzt worden. Der Hund der Familie hat den kleinen Jannis in den Kopf gebissen.
Der 23-jährige Vater hatte die Rettungskräfte sofort nach dem Vorfall verständigt. Der Zustand des sieben Monate alten Säuglings galt als stabil. Am späten Montagabend starb Jannis. Der Vater und die 27-jährige Mutter stehen unter Schock. Ein Rentner, der eine ältere Dame in einem Nachbarhaus betreut, ist entsetzt über den Vorfall. Er muss gleich an Hannover denken. Dort hat erst vor wenigen Tagen ein Staffordshire-Terrier eine 53-jährige Mutter und ihren 27-jährigen Sohn in deren Wohnung totgebissen.
Die Umstände des Vorfalls sind noch nicht klar – auch nicht, ob es sich wie in Hannover um einen Kampfhund handelt. „Es ist ein Mischling“, sagt Polizeisprecherin Andrea Löb. Dem äußeren Anschein nach könne es sich um einen „Staffordshire-Mix“handeln. Im Tierheim, wo der Hund zwischenzeitlich untergebracht wurde, sei er als hoch aggressiv beschrieben worden. Den Rassenmix und das Wesen des Hundes sollen jetzt Fachleute genau untersuchen. Mit Ergebnissen ist aber erst in einigen Wochen zu rechnen. In Hessen steht der Staffordshire-Terrier auf der Liste der gefährlichen Hunde. Halter müssen eine Erlaubnis beantragen – und eine Sachkundeprüfung ablegen. Doch das Tier war nicht als Kampfhund registriert. Hessens Landestierschutzbeauftragte Made- leine Martin warnt vor voreiligen Urteilen. Die Rasse spiele keine Rolle bei der Frage, ob Hunde aggressiv seien. „Fakt ist, dass bei einem Hund in einer gewissen Größenordnung Maßnahmen zur Erziehung ergriffen werden müssen.“
Die betroffene Familie ist in Bad König unbekannt. „Sie wohnen noch nicht lange hier“, sagt Bürgermeister Uwe Veith. Der Rentner von nebenan kennt sie auch nicht, hat aber Mitleid mit dem Paar. „Wie kommt man damit zurecht?“, fragt er sich. „Das macht einen sehr trau- rig und da hat man auf der einen Seite sehr viel Mitgefühl“, sagt ein anderer Mann. Er habe selbst 17 Jahre lang einen Hund besessen und „ein Problem damit, wenn es jetzt gleich heißt, das Tier muss getötet werden. Wem nutzt das?“.
Auch Staffordshire-Mischling Chico, der seine Besitzer in Hannover getötet hat, sollte eingeschläfert werden. Doch inzwischen fordern 270000 Menschen in einer OnlinePetition, dass Chico weiterlebt. Die Stadt prüft nun, ob Chico in eine Spezialeinrichtung kommt. Ausschlaggebend sei, dass von dem Tier keine Gefahr mehr ausgehen könne. Wann über Chicos Schicksal entschieden wird, ist noch offen.
Die Stadt hat inzwischen Fehler eingeräumt. 2011 bereits habe das Veterinäramt vom Amtsgericht Hinweise auf eine gesteigerte Aggressivität des Hundes und eine mangelnde Eignung des Halters erhalten, hieß es aus dem Ordnungsdezernat. Der Besitzer sei einer angeordneten Begutachtung aber nicht nachgekommen. Dass ihm der Hund daraufhin nicht entzogen wurde und die Veterinärbehörde die Sache auf sich beruhen ließ, sei ein gravierender und unverständlicher Mangel. Nun würden arbeitsrechtliche Schritte geprüft.