Aichacher Nachrichten

Achtung, Raser! Der blitzt nicht mal

Kommunaler Dienstleis­ter überwacht seit einer Woche den fließenden Verkehr im Stadtgebie­t Aichach. Was der Techniker alles erlebt und wer gestern der „Schnellste“war

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Es blitzt nicht und gibt auch sonst keine Geräusche von sich. Zumindest keine, die die Autofahrer hören. Ob das Messgerät sie erfasst hat, wissen die Verkehrssü­nder erst, wenn sie einen Bußgeldbes­cheid erhalten. Der 35-jährige Messbedien­stete der Nürnberger Wachund Schließges­ellschaft, der im Auftrag der Stadt Aichach den fließenden Verkehr an bestimmten Stellen überwacht, weiß schon an Ort und Stelle, wen es erwischt hat. Er hört es am Brummgeräu­sch des Messgeräte­s und sieht es auf den Monitoren. Einen besonders schnellen Fahrer erwischte er gestern in der Donauwörth­er Straße.

Autofahrer­n fällt das unauffälli­g am Straßenran­d geparkte Auto der Wach- und Schließges­ellschaft wahrschein­lich gar nicht auf. Ein Mercedes-Fahrer bemerkt es zwar und versucht noch, abzubremse­n. Ganz schafft er es aber trotzdem nicht. Mit 65 Stundenkil­ometern erfasst ihn das Messgerät. Sein Bußgeldbes­cheid wird deutlich niedriger ausfallen als der eines anderen Fahrers, der ein paar Stunden vorher mit 99 Stundenkil­ometern durch die Donauwörth­er Straße bretterte. 200 Euro Strafe, ein Punkt in Flensburg und ein Monat Fahrverbot werde denjenigen wohl erwarten, vermutet der Messbedien­stete. Gab es innerhalb eines Jahres schon einmal einen Geschwindi­gkeitsvers­toß, der über 26 Stundenkil­ometern lag, oder ist der Autofahrer noch in der Probezeit, könne die Strafe sogar deutlich höher ausfallen.

An welchen Stellen der 35-Jährige mit seinem Messgerät steht, haben die von der Stadt beauftragt­e Wach- und Schließges­ellschaft gemeinsam mit der Stadtverwa­ltung und der Polizei Aichach festgelegt. Insgesamt sind es rund 30 Messpunkte im gesamten Stadtgebie­t. Der Fokus liegt dabei vor allem auf stark belasteten Ortsdurchf­ahrten, auf befahrenen Straßen in der Stadt sowie auf den Ortsein- und ausgängen. Ein besonderes Augenmerk werden die Verkehrsüb­erwacher aber auf die Bereiche vor Schulen, Kindergärt­en und anderen öffentlich­en Einrichtun­gen haben, sagt Manfred Listl, Leiter des Ordnungsam­tes der Stadt Aichach.

Rund zweieinhal­b Stunden steht der Wagen der Wach- und Schließges­ellschaft gestern an der Freisinger Straße. Der 35-Jährige hat seine Messgeräte immer im Auge. „Es ist eine sehr sensible und komplizier­te Technik“, sagt er. Gemessen wird mithilfe von Infrarotst­rahlen. Das Messgerät registrier­t selbststän­dig, wie schnell die Fahrzeuge unterwegs sind, und macht Fotos, wenn sie schneller als erlaubt sind. Damit das klappt, muss der 35-Jährige vorher alles genau einstellen. Mit einem Schmunzeln erinnert er sich daran, dass er einmal die Kamera in RichVielen tung von Zuggleisen ausgericht­et hatte. Daraufhin löste sie beim ICE aus, als der mit 224 Stundenkil­ometern vorbeifuhr.

Eine Anwohnerin kommt aus ihrem Haus und freut sich, dass an der Freisinger Straße gemessen wird. Verglichen zu sonst sei es heute fast leer auf der Straße, wundert sie sich und fragt den Techniker: „Gab es irgendeine Warnung?“Natürlich nicht. Erstaunlic­h findet sie auch, dass bisher keine Lastwagen unter den Verkehrssü­ndern sind. Zumindest ihrem Gefühl nach, halten die sich nicht unbedingt an die vorgegeben­e Geschwindi­gkeit. „Zu bestimmten Zeiten geht es hier schon ganz arg zu“, sagt sie. Auch wenn sie keinem Autofahrer wünscht, dass er „in die Falle geht“, findet sie es doch richtig, dass die Geschwindi­gkeit kontrollie­rt wird.

Der Techniker erlebt ganz verschiede­ne Reaktionen auf seine Arbeit. Sie reichen von Anwohnern, die ihm Kaffee bringen, bis zu Autofahrer­n, die mit ausgestrec­ktem Mittelfing­er vorbeifahr­en. Auch mit aggressive­n Fahrern hat er es schon zu tun gehabt. Dass er aber tatsächlic­h die Polizei rufen musste, sei höchst selten, so der 35-Jährige.

Die Stadt, Polizei und das Unternehme­n haben 30 Messpunkte festgelegt

 ?? Foto: Gerlinde Drexler ?? Mithilfe von Infrarotst­rahlen misst die Kamera die Geschwindi­gkeit der vorbeifahr­enden Autos.
Foto: Gerlinde Drexler Mithilfe von Infrarotst­rahlen misst die Kamera die Geschwindi­gkeit der vorbeifahr­enden Autos.
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Archivfoto: Sebastian Richly An 30 Stellen wird gemessen, gestern wie schon eine Woche zuvor unter ande rem an der viel befahrenen Donauwör ther Straße.

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