Jeder Tag ein Geschenk
Ich bin im Gespräch mit einer Frau, deren Arbeitsplatz bis zum Ende des Jahres abgebaut werden soll. Die Frau macht einen erstaunlich stabilen Eindruck. Sie sorgt sich, aber sie scheint doch zuversichtlich zu sein. „Wie, denken Sie, geht’s jetzt weiter?“, frage ich sie. Darauf hat sie zwei Gedanken parat: „Ich denke mir, wo eine Tür zugeht, da geht eine andere auf.“Und sie fügt hinzu: „Man muss jeden Tag als Geschenk sehen.“Diese Erfahrung habe sie ihr Leben lang getragen.
Ich war schwer beeindruckt von dem, was sie gesagt hatte, und bestärkte sie in ihrer Haltung. Denn ein gutes Maß an Gelassenheit ist in dieser Situation tatsächlich Gold wert.
Mich erinnert dieses Gespräch mit der Frau an einen Text aus der Bibel, an die Erfahrung, die im Buch Kohelet (3,1 ff.) niedergeschrieben ist:
„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären / und eine Zeit zum Sterben; eine Zeit zum Pflanzen / und eine Zeit zum Abernten der Pflanzen; eine Zeit zum Weinen / und eine Zeit zum Lachen; eine Zeit für die Klage / und eine Zeit für den Tanz.“So gesehen hat jeder Tag seinen Sinn. Jede Zeit hat ihre Botschaft, jedes Ereignis seine Bedeutung.
Für alle, die um ihren Arbeitsplatz bangen, möchte ich diese Gedanken etwas umschreiben: „Alles hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit, um den Arbeitsplatz zu kämpfen, und eine Zeit, die Arbeit loszulassen. Eine Zeit des Festhaltens und eine Zeit des Offenseins für Neues. Eine Zeit, am Alten festzuhängen, und eine Zeit, sich neue Ziele zu setzen. Eine Zeit der großen Sorge und eine Zeit des Vertrauens auf die Zukunft.“
Allen, die in ungewissen Situationen feststecken, wünsche ich dieses Bewusstsein – mein Leben ist ein Geschenk, und ich bin letztlich immer getragen von Gottes Hand.