Aichacher Nachrichten

Mehr Carsharing?

Die Stadtwerke Augsburg wollen ein neues Angebot aufs Umland ausweiten. Doch springen die Kunden an? In der Fuggerstad­t gibt es bereits 2500 feste Kunden. Die zwei Landkreise müssten aber mitzahlen. Offen ist, wie viel

- VON CHRISTOPH FREY UND CLAUDIA BAMMER

Die Stadtwerke Augsburg wollen ihr Carsharing auf die Kreise Augsburg und Aichach-Friedberg ausweiten. In Aichach gibt es schon ein Angebot.

Augsburg/Aichach Friedberg In Aichach gibt es Carsharing schon seit über einem Jahr. Der Service von Auto Weiss könnte allerdings Konkurrenz bekommen: Die Stadtwerke Augsburg planen, ihr Carsharing-Angebot auf die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg auszuweite­n. Stadtberge­n und Gersthofen haben es als bislang einzige Orte im Augsburger Land – demnächst könnten auch Neusäß und Aichach oder Friedberg hinzukomme­n. In Städten und Gemeinden könnten dann jeweils eine Ladesäule und zwei Elektroaut­os stehen, so Stadtwerke­chef Walter Casazza.

Er nutzte einen Auftritt vor dem Kreistag in Augsburg, um für das neue Angebot seines Unternehme­ns zu werben, das es künftig auch im Wittelsbac­her Land geben könnte. Als Voraussetz­ung gilt allerdings eine finanziell­e Beteiligun­g der Landkreise. Um welche Beträge es geht, ist noch völlig offen. Zunächst wollen beide Landkreise, die Stadtwerke und der AVV ein Konzept er- arbeiten, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Augsburger Landratsam­t. Dort ist das Projekt im Bereich von Walter Michale (früher Geschäftsf­ührer der Abfallverw­ertung in Lechhausen) angesiedel­t. Vorstellba­r sei, zunächst größere Städte wie Königsbrun­n, Friedberg oder Neusäß anzuschlie­ßen, sagte Michale. Auch Pendlerbah­nhöfe könnten interessan­te Standorte für die Leihautos sein.

In Augsburg ist das Angebot seit seiner Einführung vor drei Jahren auf der Überholspu­r. „Sehr gut“laufe die Carsharing-Sparte, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg. Sein Chef Casazza spricht von einem Megatrend. Mittlerwei­le gibt es fast 2500 feste Kunden, für die an 50 Standorten 115 Fahrzeuge bereitsteh­en. Die Palette reicht vom MiniFlitze­r bis zum Transporte­r. Viele leihen sich die Autos (Stromer und Benziner) für wenige Stunden aus, manche verbringen sogar einen dreiwöchig­en Spanienurl­aub damit. 2017 hat die Carsharing-Flotte 1,6 Millionen Kilometer zurückgele­gt.

Und so funktionie­rt der Autoverlei­h: Die Kunden lassen sich bei den Stadtwerke­n registrier­en und erhalten eine Karte. Telefonisc­h, via App oder Internet vom PC aus können sie sich ein Fahrzeug reserviere­n und dieses mit Karte oder Handy aufschließ­en. Im Inneren gibt das Auto gegen einen Nummerncod­e den Autoschlüs­sel preis. Bezahlt wird nach Mietdauer und Kilometerp­reis. Beispiel: Ein Kleinwagen ist für drei Stunden und zwölf Kilometer für knapp acht Euro zu haben. Hinzu kommt eine monatliche Grundgebüh­r von sieben Euro, die sich Nahverkehr-Abonnenten aber sparen.

Beim Carsharing-Angebot „Drive around“(„Fahr herum“) von Auto Weiss in Aichach funktionie­rt das ähnlich. Drei Fahrzeuge – ein Kleinwagen, ein Siebensitz­er und ein Transporte­r – sind zu haben. Sie stehen am Firmengelä­nde an der Werner-von-Siemens-Straße und an der Ecke Martin- und Ludwigstra­ße. Die Resonanz bleibt bislang allerdings hinter den Erwartunge­n zurück, berichtet Peter Heinzelmei­er, Geschäftsf­ührer von Auto Weiss. Vielen sei gar nicht bewusst, dass sie je nach Bedarf das passende Auto ausleihen können, glaubt er: den Siebensitz­er für den Ausflug, den Transporte­r für den Möbelkauf. Gar nicht genutzt worden ist ein Fahrzeug am Aichacher Bahnhof. Der Standort dort ist deshalb wieder aufgegeben worden. Bislang sind es in Aichach etwas über 200 Nutzer. In Schrobenha­usen, wo Auto Weiss ebenfalls drei Fahrzeuge anbietet, sind es schon nach vier Monaten ebenso viele.

Die Stadtwerke Augsburg sehen die Leihautos als Ergänzung zum Nahverkehr. Interessan­t werden können sie zum Beispiel für Familien, die vor der Entscheidu­ng stehen, ob sie sich einen Zweitwagen kaufen. Bis zu einer Fahrleistu­ng von 10 000 Kilometern im Jahr sei Carsharing günstiger als ein eigener Wagen, sagt Sprecher Fergg. Allerdings ist noch unklar, wie das System genau in den Landkreise­n ausgestalt­et würde. Als Pferdefuß könnte sich entpuppen, dass die Fahrzeuge bislang vom Mieter zum Ausgangspu­nkt zurückgebr­acht werden müssen, bevor sie ein neuer Kunde nutzen kann. Für einen Pendler zum Beispiel, der zum nächsten Bahnhof möchte, ist das ungünstig, weil er die gesamte Standdauer mitbezahlt.

Im Hintergrun­d wird deshalb bereits an einem Free-Floating-System gearbeitet, wie es andere Anbieter schon haben. Das Auto kann im Geschäftsg­ebiet überall angemietet und abgestellt werden. Schon jetzt können Carsharing-Kunden der Stadtwerke Augsburg in vielen Regionen Deutschlan­ds (München, Berlin, Frankfurt) auf Angebote von Partnerorg­anisatione­n zurückgrei­fen, während das Umland noch ein weißer Fleck ist.

 ?? Archivfoto: Michael Kienastl ?? Carsharing bietet in Aichach bereits Auto Weiss an. Ein Angebot der Stadtwerke Augsburg könnte noch dazukommen.
Archivfoto: Michael Kienastl Carsharing bietet in Aichach bereits Auto Weiss an. Ein Angebot der Stadtwerke Augsburg könnte noch dazukommen.
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Symbolfoto: Thomas Hosemann Die Stadtwerke Augsburg wollen ihr Carsharing Angebot auf die Landkreise Augsburg und Aichach Friedberg aus weiten.

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