Mehr Carsharing?
Die Stadtwerke Augsburg wollen ein neues Angebot aufs Umland ausweiten. Doch springen die Kunden an? In der Fuggerstadt gibt es bereits 2500 feste Kunden. Die zwei Landkreise müssten aber mitzahlen. Offen ist, wie viel
Die Stadtwerke Augsburg wollen ihr Carsharing auf die Kreise Augsburg und Aichach-Friedberg ausweiten. In Aichach gibt es schon ein Angebot.
Augsburg/Aichach Friedberg In Aichach gibt es Carsharing schon seit über einem Jahr. Der Service von Auto Weiss könnte allerdings Konkurrenz bekommen: Die Stadtwerke Augsburg planen, ihr Carsharing-Angebot auf die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg auszuweiten. Stadtbergen und Gersthofen haben es als bislang einzige Orte im Augsburger Land – demnächst könnten auch Neusäß und Aichach oder Friedberg hinzukommen. In Städten und Gemeinden könnten dann jeweils eine Ladesäule und zwei Elektroautos stehen, so Stadtwerkechef Walter Casazza.
Er nutzte einen Auftritt vor dem Kreistag in Augsburg, um für das neue Angebot seines Unternehmens zu werben, das es künftig auch im Wittelsbacher Land geben könnte. Als Voraussetzung gilt allerdings eine finanzielle Beteiligung der Landkreise. Um welche Beträge es geht, ist noch völlig offen. Zunächst wollen beide Landkreise, die Stadtwerke und der AVV ein Konzept er- arbeiten, hieß es auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Augsburger Landratsamt. Dort ist das Projekt im Bereich von Walter Michale (früher Geschäftsführer der Abfallverwertung in Lechhausen) angesiedelt. Vorstellbar sei, zunächst größere Städte wie Königsbrunn, Friedberg oder Neusäß anzuschließen, sagte Michale. Auch Pendlerbahnhöfe könnten interessante Standorte für die Leihautos sein.
In Augsburg ist das Angebot seit seiner Einführung vor drei Jahren auf der Überholspur. „Sehr gut“laufe die Carsharing-Sparte, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. Sein Chef Casazza spricht von einem Megatrend. Mittlerweile gibt es fast 2500 feste Kunden, für die an 50 Standorten 115 Fahrzeuge bereitstehen. Die Palette reicht vom MiniFlitzer bis zum Transporter. Viele leihen sich die Autos (Stromer und Benziner) für wenige Stunden aus, manche verbringen sogar einen dreiwöchigen Spanienurlaub damit. 2017 hat die Carsharing-Flotte 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt.
Und so funktioniert der Autoverleih: Die Kunden lassen sich bei den Stadtwerken registrieren und erhalten eine Karte. Telefonisch, via App oder Internet vom PC aus können sie sich ein Fahrzeug reservieren und dieses mit Karte oder Handy aufschließen. Im Inneren gibt das Auto gegen einen Nummerncode den Autoschlüssel preis. Bezahlt wird nach Mietdauer und Kilometerpreis. Beispiel: Ein Kleinwagen ist für drei Stunden und zwölf Kilometer für knapp acht Euro zu haben. Hinzu kommt eine monatliche Grundgebühr von sieben Euro, die sich Nahverkehr-Abonnenten aber sparen.
Beim Carsharing-Angebot „Drive around“(„Fahr herum“) von Auto Weiss in Aichach funktioniert das ähnlich. Drei Fahrzeuge – ein Kleinwagen, ein Siebensitzer und ein Transporter – sind zu haben. Sie stehen am Firmengelände an der Werner-von-Siemens-Straße und an der Ecke Martin- und Ludwigstraße. Die Resonanz bleibt bislang allerdings hinter den Erwartungen zurück, berichtet Peter Heinzelmeier, Geschäftsführer von Auto Weiss. Vielen sei gar nicht bewusst, dass sie je nach Bedarf das passende Auto ausleihen können, glaubt er: den Siebensitzer für den Ausflug, den Transporter für den Möbelkauf. Gar nicht genutzt worden ist ein Fahrzeug am Aichacher Bahnhof. Der Standort dort ist deshalb wieder aufgegeben worden. Bislang sind es in Aichach etwas über 200 Nutzer. In Schrobenhausen, wo Auto Weiss ebenfalls drei Fahrzeuge anbietet, sind es schon nach vier Monaten ebenso viele.
Die Stadtwerke Augsburg sehen die Leihautos als Ergänzung zum Nahverkehr. Interessant werden können sie zum Beispiel für Familien, die vor der Entscheidung stehen, ob sie sich einen Zweitwagen kaufen. Bis zu einer Fahrleistung von 10 000 Kilometern im Jahr sei Carsharing günstiger als ein eigener Wagen, sagt Sprecher Fergg. Allerdings ist noch unklar, wie das System genau in den Landkreisen ausgestaltet würde. Als Pferdefuß könnte sich entpuppen, dass die Fahrzeuge bislang vom Mieter zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden müssen, bevor sie ein neuer Kunde nutzen kann. Für einen Pendler zum Beispiel, der zum nächsten Bahnhof möchte, ist das ungünstig, weil er die gesamte Standdauer mitbezahlt.
Im Hintergrund wird deshalb bereits an einem Free-Floating-System gearbeitet, wie es andere Anbieter schon haben. Das Auto kann im Geschäftsgebiet überall angemietet und abgestellt werden. Schon jetzt können Carsharing-Kunden der Stadtwerke Augsburg in vielen Regionen Deutschlands (München, Berlin, Frankfurt) auf Angebote von Partnerorganisationen zurückgreifen, während das Umland noch ein weißer Fleck ist.