Einen Tag lang Berufe testen
Schüler im Landkreis erhalten bei Orientierungstag und „Boys’ und Girls’ Day“Einblicke in unterschiedliche Betriebe und Berufe – auch „geschlechteruntypische“. Wofür die Schüler sich entscheiden
Schüler im Landkreis erhalten bei Orientierungstag und „Boys’ und Girls’ Day“Einblicke in Betriebe und Berufe – auch „geschlechteruntypische“.
Aichach Friedberg Einblick in die unterschiedlichsten Berufe bekamen gestern Schüler im Wittelsbacher Land: Beim bundesweiten Aktionstag „Girls’ und Boys’ Day“lernten Mädchen eher männertypische Berufe kennen und Jungen sogenannte Frauenberufe. Gleichzeitig fand der Berufsorientierungstag statt, den das Landratsamt AichachFriedberg dieses Jahr zum ersten Mal organisierte. Bei diesem konnten Realschüler und Gymnasiasten der 9. und 10. Klassen aus über 20 verschiedenen Unternehmen und 65 Ausbildungs- und Studienberufen auswählen und sich den Berufsalltag näher ansehen. Wie Teresa Wörle, Sprecherin des Landratsamtes, erklärte, haben Mittelschulen bewusst nicht an der Aktion teilgenommen, da diese für ihre Schüler ausreichend Praktika und Orientierungsveranstaltungen anböten.
Die teilnehmenden Unternehmen deckten dabei die unterschiedlichsten Berufsfelder ab: von Verwaltungsberufen im Landratsamt über soziale Berufe wie bei der Lebenshilfe bis hin zu Tätigkeiten in produzierenden Unternehmen. Eines davon war Schmaus Formplast, in Aichach. Das Unternehmen produziert Kunststoffteile. Es bildet sowohl in kaufmännischen wie auch produzierenden Berufen aus.
Sieben Mädchen und drei Jungen haben sich für den Tag angemeldet, um zu erfahren, wie dort Kunststoff verarbeitet wird. Geschäftsführerin Heike Schmaus und Sekretärin Claudia Huf stellten den jungen Leuten zunächst die Tätigkeiten im Büro vor, bevor sie sie durch die Hallen führten. Dort erfuhren die Gäste, welche Produkte die Firma Schmaus Formplast herstellt: Plastikbecher, Massagebälle in den unterschiedlichsten Farbnuancen, Akupunkturpuppen für Heilpraktiker, Duschmatten und vieles mehr.
Wie Heike Schmaus betont, ist bei der Fertigung von Kunststoffen auch der Umweltschutz wichtig. Über Photovoltaikanlagen bezieht das Unternehmen den Strom für die und recycelt zum Teil Kunststoffe. Im Lager stapelten sich in hohen Regalen Europaletten, große Säcke mit Kunststoffproduk- und weitere Utensilien. Das Unternehmen stellt einen sehr spezifischen Arbeitgeber dar. Die 15-jährige Sophia von der WittelsbacherProduktion Realschule in Aichach interessiert sich für einen kreativen Beruf. In einem Jahr macht die Schülerin ihren Abschluss. Bis dahin muss sich entten schieden haben, welchen Weg sie einschlagen möchte. Sie hat schon ein Praktikum bei Deckerform, einem Produktentwickler für Kunststoffteile, absolviert. Auch Sarah, 14, von der gleichen Schule hat sich durch Praktika bereits etwas umgeschaut: In der Verwaltung und beim Kinderarzt war sie schon. Den Einblick in das Unternehmen fand sie sehr interessant, doch etwas zu kurz sei er gewesen, sagt Sarah. Grundsätzlich würden beide Mädchen aber lieber im Büro arbeiten als in der Produktion.
Auch Simon, 15, interessiert sich für das Unternehmen, möchte aber ebenfalls lieber in den kaufmännischen Bereich. Ein Praktikum bei Formplast könne er sich „gut vorstellen“, sagt er. Eine Aussage, die das Unternehmen sicherlich freut, denn es sucht aktuell noch Auszubildende. Den Orientierungstag nutze es deshalb gern, um sich den jungen Leuten als Arbeitgeber zu präsentieren, sagt Heike Schmaus.
Aus dem gleichen Grund hat die Pfeifer Holz GmbH aus dem Kühbacher Ortsteil Unterbernbach an der gestrigen Aktion teilgenommen. Ausbilder Franz Meier weiß, dass das Unternehmen wegen der fehlenden Busanbindung schwer erreichbar ist. Dennoch habe das Großsägewerk durch solche Beruforientierungstage schon viele passende Auszubildende finden können. Zwei davon sind Phillip und Alexander – sie sind bereits Lehrlinge im zweiten Jahr. Die beiden zeigten den Jugendlichen in der Schlosserei ihre Arbeit. Insgesamt haben elf Schüler teilgenommen: fünf Jungs und sechs Mädels.
Drei Ausbildungsbereiche gibt es in dem Unternehmen: Industriemechanik, Holzbau und den kaufmännischen Bereich. Weibliche Unterstützung in der Fertigung würden sich die beiden Azubis wünschen, sagen sie. Wenn es nach Meinung der Schüler beim Infotag ginge, bliebe es aber bei der Geschlechtertrennung: Moritz, 15, und Nico, 15, möchten später handwerklich arbeiten und könnten sich vorstellen, bei Pfeifer eine Ausbildung zu beginnen. Büro sei ihnen „zu langweilig“, sagen sie. Valentina, 13, und Anna, 14, hätten durchaus Interesse an einem Praktikum. Doch auch sie sehen sich eher am Schreibtisch als in der Fertigungshalle.
Produkte reichen von Massagebällen bis hin zu Akupunkturpuppen