Wo ist Trumps Baum?
Wie eine junge Eiche vor dem Weißen Haus verschwand
Zwei Herren, eindeutig zu vornehm gekleidet für Gartenarbeit, greifen zur Schaufel. Sie tun das, was jeder Mann einmal im Leben getan haben muss: Sie pflanzen einen Baum. Während die Gattinnen mit ihren Stilettos den Rasen vor dem Weißen Haus belüften, wie es ein Beobachter beschreibt, setzen Emmanuel Macron und Donald Trump ein lebendiges Zeichen ihrer Freundschaft. Ein Symbol, das wächst, das bleiben soll. Oder etwa nicht?
Wenige Tage nach der pathetisch inszenierten Aufforstungsaktion vor laufenden Kameras ist die von den Präsidenten gesetzte Eiche jedenfalls verschwunden. Nur ein gelblich-brauner Fleck im Gras erinnert noch an jenen Ort, der Franzosen und Amerikaner doch eigentlich für immer verbinden sollte. Hat das zarte Pflänzchen aus Europa das frostige Klima in Washington nicht vertragen? Waren Strauchdiebe am Werk? Wurde der Baum von den Gärtnern des Weißen Hauses verpflanzt? Bis Sonntagabend kommt kein einziges Wort dazu aus dem Weißen Haus – nicht einmal per Twitter vom obersten Greenkeeper der Nation.
Gemessen daran ist Markus Söder glimpflich davongekommen. Auch er hätte dieser Tage beinahe sein grünes Wunder erlebt. Als ChefBrauchtumsbewahrer pflegt er ja gerade liebevoll sämtliche bayerischen Traditionen. Da gehört natürlich auch ein anständiger Maibaum dazu. Den will der Ministerpräsident am Mittwoch persönlich in Brüssel aufstellen (lassen). Doch um ein Haar wäre das weiß-blaue Symbol geklaut worden. Das ist zwar ebenfalls ziemlich traditionell, aber halt auch peinlich. Die MaibaumDiebe wurden in letzter Sekunde gestellt. Das Ding wird also in Brüssel stehen. Fragt sich nur, wie lange.