Fröhliche Frauen, traurige Männer
Das ist der Klang unserer Zeit: eine Analyse von Pop-Hits
Und? Wie finden Sie so den Song „Neymar“von Capitol Bra featuring Ufo361? Oder „One Kiss“von Calvin Harris und Dua Lipa? Nie gehört? Aber das sind doch Spitzenreiter der aktuellen deutschen Single-Charts! Das eine ist bedröhnt wirkender Deutsch-Rap, das andere sommerlicher Computer-Dance mit Frauen-Trallala. Aber egal, nächste Woche ist es wieder was anderes …
Und doch bleibt etwas bei all den wechselnden Hits. Dem englischen Wort Treffer entstammend, treffen sie den Geschmack der Zeit – und sagen damit zusammen etwas über den Zeitgeist aus. Was? In Deutschland leicht zu beantworten: Der Zeitgeist heißt Helene Fischer. Die steht nämlich mal wieder oder noch immer und sowieso ständig auf Platz eins der Album-Charts (diesmal: „Helene Fischer Live“). Aber es geht hier ja um viel mehr, die Welt, den Pop, Frauen und Männer – und um Wissenschaft!
Tatsächlich haben Forscher aus Kalifornien den Pop und die Hits der letzten 30 Jahre untersucht, mehr als 500 000 Lieder, und dabei Spannendes herausgefunden.
Nein, nicht ganz das ewig gesuchte Rezept für Chart-Erfolge, aber fast. Eine Tendenz. Insgesamt wird die Musik immer trauriger. Und verantwortlich dafür sind die Männer, die singen noch immer in den meisten Liedern – und in immer größeren Teilen davon klingen sie nicht glücklich. Zu Hits aber werden in immer größerer Mehrheit fröhliche Lieder. Und die werden zu immer größeren Teilen von Frauen gesungen. Fröhliche Frauen überflügeln traurige Männer. Interessant. „Besonders interessant“, so die Forscher, in einer Zeit, in der so viel über Ungleichbehandlung und Sexismus gesprochen werde. Der Klang der Zeit sagt anderes.