MAN: Konzernumbau beschäftigt die Aktionäre
In München stand die Frage im Mittelpunkt, wie es für den Lkw-Bereich und die Augsburger Töchter Diesel & Turbo und Renk weitergeht. Was Firmenchef Joachim Drees dazu sagt und weshalb er weiter sparen will
München Ein roter Lastwagen mit 500 PS, nicht weit entfernt ein schneeweißer Elektro-Lkw und ein Schiffsmotor, wie er auf schnittigen Jachten zum Einsatz kommt. Am Rande der Hauptversammlung von MAN in München konnten sich rund 800 Aktionäre einen schnellen Überblick über die Produkte der Unternehmensgruppe verschaffen. Die Frage aber ist, ob und wie lange diese noch unter einem Dach zu finden sein werden. Der angekündigte Konzernumbau hat die Aktionäre auf der Hauptversammlung stark beschäftigt.
MAN-Großaktionär Volkswagen plant, die Lkw-Sparte zusammen mit dem Hersteller Scania zu bündeln und börsenfähig zu machen. Dass dies Auswirkungen auf die Großmotoren-Sparte Diesel & Turbo und die Getriebe-Tochter Renk in Augsburg haben wird, räumte MAN-Chef Joachim Drees ein: „Für das Geschäftsfeld Power Engineering, für sogenannte NichtKerngeschäfte wie MAN Diesel & Turbo und Renk, hat der Volkswagen-Konzern angekündigt, nach- haltige Zukunftsperspektiven zu erarbeiten“, sagte er. Welche Pläne VW genau mit den Augsburger Maschinenbau-Sparten hat, ließ er offen. Beobachter halten verschiedene Szenarien für die Augsburger Töchter für möglich – von Kooperationen, der Platzierung größerer Aktienanteile an der Börse bis hin zu einem Verkauf von Renk.
Dass die Lkw-Sparte separiert werden soll, „beschäftigt die Aktionäre sehr und ist für MAN zukunftsweisend“, betonte Ines Straubinger von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Aktionärsvertreter Michael Siegle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger wollte wissen, ob bereits Gespräche für einen Verkauf von Renk geführt worden seien. MAN-Chef Drees hielt sich mit Auskünften zurück. Es mag Überlegungen zur Zukunft von MAN und Renk auf Ebene des Gesellschafters VW geben, sagte er. MAN selbst habe derzeit keine entsprechenden Pläne. Wissen muss man dabei, dass die wichtigen Entscheidungen wohl in Wolfsburg bei VW fallen.
Erfreulich war der Blick zurück: Das Geschäftsjahr 2017 lief besser als 2016. Der Auftragseingang der Gruppe stieg um zwölf Prozent. Betrachtet man nur Diesel & Turbo und Renk, betrug das Auftragsplus sogar 13 Prozent. Das betriebliche Ergebnis konnte die Gruppe auf 566 Millionen Euro mehr als verdoppeln, die Rendite stieg ebenfalls deutlich auf fast vier Prozent. Die Aktionäre erhalten 3,07 Euro pro Papier. Die Geschäftsentwicklung sei „erfreulich“, sagte Drees, trotzdem sei die Profitabilität „noch nicht zufriedenstellend“. Für den Lkw-Bereich kündigte Drees prompt Einsparungen an. In der Fahrzeugentwicklung sollen Produktund Materialkosten sinken, auch in Produktion und Verwaltung soll gespart werden. Drees kritisierte zudem die Politik der Bundesregierung in der Diesel-Krise.
„Schwere Nutzfahrzeuge sind sauber“, betonte der MAN-Chef mit Blick auf die aktuelle Abgasnorm Euro 6 für Lkw und Busse. Eine Nachrüstung hält er für den falschen Weg: Sie trage dazu bei, „alte Fahrzeuge, die mehr Diesel verbrauchen, länger im Markt zu halten“, sagte er. „Hier wünschen wir uns, dass die Politik ihre Aktivitäten auf wirklich effektive Maßnahmen konzentriert.“
Mit Blick auf die Augsburger Standorte hob Drees hervor, dass dort „kräftig“investiert werde: 2017 habe man mit dem Bau eines neuen Prüfzentrums für Turbolader begonnen, zudem habe Diesel & Turbo 40 Prozent des kanadischen Unternehmens Aspin Kemp & Associates übernommen, das sich zum Beispiel auf elektrische Antriebe im Schiffsbereich spezialisiert hat. Diesel & Turbo hat in Augsburg über 4000 Beschäftigte, bei Renk sind es rund 1100 Mitarbeiter.
Für dieses Jahr erwartet Drees für die MAN-Gruppe ein leichtes Umsatzwachstum und ein stabiles Ergebnis. Für die Augsburger Töchter geht er von einem „Auftragseingang auf Vorjahresniveau“aus.