Eine überflüssige Trennung
Hochkommen ist schwer. Noch viel schwerer aber ist, oben zu bleiben. RB Leipzig war vergangene Saison die Hoffnung aller, die sich an der Spitze der Bundesliga Abwechslung vom FC-Bayern-Einerlei wünschten. Ein Neuling, der das Fußball-Oberhaus aufgemischt hat. Die Leipziger sind den Münchnern derart frech auf die Pelle gerückt, dass Liebhaber hingebungsvollen Offensivfußballs großzügig darüber hinwegsahen, dass der Branchen-Aufsteiger ein traditionsarmes und seelenloses Unternehmenskonstrukt ist.
Romantiker und diejenigen, die sich von Leipzig abgehängt fühlten, wünschten die Sachsen zum Teufel. Mannschaft und Trainer scherten sich wenig um die schlechten Wünsche, die ihre Auftritte begleiteten, und schlossen die Saison als Vizemeister mit dem Einzug in die Champions League ab. RB war in Rekordzeit oben angekommen. Am schwierigeren zweiten Akt, nämlich oben zu bleiben, sind sie gescheitert.
Platz sechs ist weder Königsklasse noch erweiterte Spitze. Dabei waren Trainer und Spielerpersonal unverändert geblieben. Was also ist schiefgelaufen? Im Grunde war es so, dass die Welt, die den ungestümen Aufsteiger empfing, ein wenig zu groß für ihn war. Der AS Monaco, der FC Porto und Besiktas Istanbul – für den FC Bayern gewohntes Terrain und ideales Umfeld, sich warm zu spielen – für Leipzig schon zu groß. Dasselbe eine Etage tiefer in der Europa League. Ralph Hasenhüttl präsentierte sich zwar weiter als jene Idealbesetzung im Traineramt, die man sich auch für den FC Bayern vorstellen konnte, doch zu Hause warteten auf seine ausgepumpten Spieler der Bundesliga-Alltag und ein humorloser Sportdirektor Ralf Rangnick.
Es hat auch nicht geholfen, dass im Gespann von Ralf und Ralph, mehr sportliche Kompetenz versammelt war als sonst wo in der Liga. Die Rückschritte brachten Hasenhüttl und Rangnick auseinander. Trainer und Verein veranstalteten einen unwürdigen Eiertanz um Hasenhüttls Vertragsverlängerung. Am Ende stand eine überflüssige Trennung.